37forsch 1/2013 universitätbonn KULTUR Geschichte(n) Zu Fuß von Darmstadt zum Studium in Bonn Abb:JustusvonLiebigalsStudent(WikimediaCommons) Mit 17 Jahren kam Justus Liebig zum Wintersemester 1820 an die erst zwei Jahre zuvor gegründete Universität Bonn. Obwohl in der Schule wegen seiner Berufspläne ausgelacht und ohne Reifeprüfung, wurde er als Chemiker weltberühmt – und mit dem Titel Freiherr zu Justus von Liebig. In Briefen an seine Eltern und vie- len weiteren hielt Justus Liebig seine Eindrücke fest. Diese und weitere Quel- len hat Dr. Georg Schwedt in einem Buch verwoben. Der Autor war selbst 30 Jahre lang Professor für Analytische und Lebensmittelchemie und ist mit der „Chemieküche“ im Deutschen Museum Bonn aktiv. „Chemische Briefe aus ei- nem Lustschloss“ ist aber nicht nur für Fachkundige interessant: Es zeichnet ein Bild von der Person des Studenten Liebig, der Stadt und der Universität Bonn in ihren Anfangsjahren, von kon- kurrierenden Buchhändlern, von Studi- enkollegen und akademischen Lehrern. Es beschreibt den Umbau des Lust- schlosses Poppelsdorf zur universitären Einrichtung mit Laboratorium, natur- historischen Sammlungen sowie den Wohnungen der Professoren und ihrer Familien. Und das Buch zeichnet nach, was Justus von Liebig immer ein Anlie- gen war: Die Chemie als dem Gewerbe verbundene Wissenschaft zu sehen und zu fördern. Als der Schüler Liebig von seinem Lehrer wegen mangelnden Fleißes in Sprachen und Mathematik zurechtge- wiesen und gefragt wurde, was denn aus ihm werden solle, antwortete er: ein Chemiker. Lehrer und Mitschüler lach- ten ihn aus – niemand hatte eine Vor- stellung, dass Chemie etwas sei, das man studieren könne. Von anorgani- schen Farbstoffen jedoch hatte Justus Liebig durch die Drogerie und den Mi- neralfarbenhandel seines Vaters mit ei- genem Laboratorium schon früh gute Kenntnisse. So wanderte der junge Jus- tus am Rhein entlang zu Fuß von Darm- stadt zum Studium nach Bonn. Dort kam er mit zerrissenen Stiefeln an und wartete zunächst vergeblich auf den nachgeschickten Koffer. Seine eigene „Haushaltung“ zu besorgen und mit Geldnöten umzugehen, war ge- wöhnungsbedürftig, aber er war ein fleißiger Student. Das Inter- esse an Naturwissenschaften und einem akademischem Wer- degang motivierten ihn, Grie- chisch und Algebra nachzuholen. Liebig folgte seinem Professor Karl Wilhelm Gottlob Kastner nach Erlan- gen und wurde mit 21 Jahren außeror- dentlicher, ein Jahr danach ordentlicher Professor in Gießen, später München. Für seine Verdienste erhielt er den Titel Freiherr, gelangte zu internationalen Ehren und wurde Präsident der Bayeri- schen Akademie der Wissenschaften. Und die Grundlage seiner Fleisch- brühe für Kranke gibt es noch heu- te als „Liebigs Fleischextrakt“ zum Würzen. ULRIKE EVA KLOPP/FORSCH „Chemische Briefe aus einem Lustschloss“, Georg Schwedt, Shaker Media Aachen 2012, ISBN 978-3-86858-895-8 Grundsatz: gemeinsam finanzieren „Wir können natürlich nicht im- mer helfen – aber uns fragen und ei- nen Antrag stellen darf man gerne“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Professor Dr. Max P. Baur, der sich um die Vergabe der Mittel kümmert. Wichtig ist immer eine gemeinschaft- liche Finanzierung, die Universitäts- 3Auch Initiativen von Nachwuchswissenschaft- lern können gefördert werden – wie hier die Neurobiologie-Doktoran- den und ihr Workshop im Poppelsdorfer Schloss. gesellschaft übernimmt kein Projekt vollständig. Dass sie auch Sinn für Humor im Hochschulleben hat, be- wies sie mit der Förderung einer Filmpremiere an der Uni Bonn: Der Comic „The PhD Movie: Piled High- er and Deeper“ über die Höhen und Tiefen des Doktoranden-Daseins war ein Riesenerfolg. ULRIKE EVA KLOPP/FORSCH Foto:privat