1 forsch bonner universitäts-nachrichten februar 2016 feuer und flamme: studierende engagieren sich abschied nach 25 jahren: uni-kanzler dr. reinhardt lutz sprachforschung: mundarten in nrw hass im internet jugendstil: tanz und musik zwischen antiken plastiken gesund studieren und arbeiten
rheinische friedrich-wilhelms- universität bonn bonner universitäts- stiftung www.stiftung.uni-bonn.de konrad beikircher, kabarettist konzeption/design: gute botschafter gmbh, www.gute-botschafter.de wenn sich viele engagieren fördern sie menschen und ideen an der universität bonn mit einer zweckgebundenen finanz- oder sachspende an die bonner universitätsstiftung. so stiften sie zukunft – für bonn. die bonner universitätsstiftung fördert forschungsprojekte und nachwuchskräfte an der universität bonn. die uni bonn hat gut lachen un 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 2 17.02.16 12:31 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 217.02.1612:31
editorial forsch 1/2016 universitätbonn 1 liebe leserinnen und leser, liken, bewerten, kommentieren – dank der sozialen medien haben wir uns daran gewöhnt, dass immer mehr medien einen unmittelbaren rückkanal bie- ten. wie schwer haben es da „klassiker“ wie das hochschulmagazin, wo ein solcher rückkanal zumindest nicht auf knopfdruck zur verfügung steht. da tut es der redaktionsseele gut, wenn sich die leserschaft anlässlich einer befragung nicht nur zahlreich beteiligt, sondern das auch noch in über- wiegend positiver weise. über 5.500 personen haben den per e-mail übermit- telten link aufgerufen, ein großer teil von ihnen hat die befragung vollständig abgeschlossen und vor allem die möglichkeit zu freitext-kommentaren aus- führlich genutzt. das freut uns ebenso wie die überraschend hohe zahl von studierenden, die sich beteiligt haben. dass die teilnehmer uns mehrheitlich bescheinigen, mit unserem magazin auf dem richtigen weg zu sein, freut umso mehr. das bessere ist der feind des guten – darum ist ihre rückmeldung eine besondere herausforderung, es in zukunft noch besser zu machen. wir bedan- ken uns für die vielfältigen anregungen. vor ihnen liegen über 50 seiten uni bonn „im konzentrat“: geschichten aus forschung und lehre – und insbesondere über die menschen, die diese universität ausmachen. wir wünschen eine angenehme lektüre! mit freundlichen grüßen ihr redaktionsteam wenn studierende feuer für ihr fach oder einen sozialen zweck fangen, engagieren sie sich oft trotz hoher studienanforderungen. fürs titelfoto hat ulrike eva klopp den physikstudenten peter pauli in szene gesetzt. foto: volker lannert
foto: ulrike eva klopp zeichnung: oscar sanisidro (mit genehmigung der nature publishing group) 2 forsch 1/2016 universitätbonn inhalt inhaltforsch1/2016 hochschule 8 endspurt: erster bauabschnitt für campus poppelsdorf 9 integration: die universität öffnet sich für studierfähige flüchtlinge forschen 10 dialektatlas: sprachforscherin untersucht mundarten in nrw 11 doppelpack: starting grants für zwei informatiker 12 expertin: „wirtschaftsweise“ neu an der universität bonn 13 philosophie: die freiheit des willens 14 astronomie: drei „humboldtianer“ an einem institut 15 konzentration und lebensart: mathematiker aus italien ist hausdorff chair 19 streit über glaubensrichtungen: das konzil von ephesus 21 zäher winzling: dürren können indischer grasart nichts anhaben 22 produktiver dialog: unterschied- lichste disziplinen kooperieren zur vielfalt von kulturbegriffen – zentrum für kulturwissenschaft ist zehn jahre alt lernen und lehren 23 eintrittskarte für den beruf: prüfungs- projekt „arbeitet“ jetzt in chile 24 junge romanautorin: lehramts- studentin auf der buchmesse 26 studienkompass: förderprogramm für erste studierende in einer familie 27 neue hochschulgruppe: jüdische studierende knüpfen kontakte 28 zwischen stall und alter sprache: landwirtschaftsstudentin ist latein-fan 29 die physik-zauberer: vom schüler-fan der physikshow zum teammitglied 30 nachgefragt: wie ging es bei studentischen initiativen weiter? 31 austausch-sahnehäubchen: studierende aus bonn und lima gründen eine zeitschrift weite welt 32 von syrien bis salzburg: masterstudentin begleitete menschen auf stationen ihrer flucht 33 world wide web: medienwissenschaftlerin über hetze in „sozialen“ netzwerken 34 sprach-coach: studentin hilft auch bei führerschein-deutsch 34 gute perspektive: immer mehr amerikaner kommen zum studieren nach deutschland 4 abschied: der jurist dr. reinhardt lutz war 25 jahre kanzler der universität bonn. keiner kennt die inneren zusammenhänge der universität besser. eines seiner ziele bei amtsantritt war, bürokratie „erträglicher“ zu machen. ende april geht er in den ruhestand. 18 spektakuläres fossil: zum ersten mal haben paläontologen bei einem fund aus dem erdmittel- alter stacheln nachweisen können.
foto: ulrike eva klopp foto: ulrike eva klopp 3 forsch 1/2016 universitätbonn inhalt 36 tanz und musik zwischen gipsabgüssen: das ballettstudio und das akademische kunstmuseum der uni sowie das beethoven-haus präsentieren gemeinsam die „neue zeit“ des jugendstils. 44 bloggen mit„ei-phone“: ein absolvent der agrarwissenschaften will als bauer willi verbraucher zum nachdenken bringen. 25 engagiert: angehende lehrer unterstützen kinder mit förderbedarf – ein einsatz, der beiden seiten etwas bringt. kultur 37 immer sonntags: führungen in der antikensammlung 38 hörens- und sehenswert: „stadtklang“ vor der unibibliothek, museen und führungen service 39 umfrage zur forsch: „das ist meine uni!“ 40 neue video-reihe: frag die bonner forscher 41 mittelalterlicher schatz: handschriften-fundus erschlossen 42 pausenexpress: aktive bewegungspause für studie- rende und beschäftigte nun als festes angebot 43 carsharing: sonderkonditionen ergänzen job- und studiticket menschen 46 deinetwegen: uni-paar arbeitet für bio-landbau und gegen verpackungsmüll 47 ausgezeichneter nachwuchs 48 meldungen – vorgestellt – aus technik und verwaltung 51 impressum 52 last but not least: immer auf achse als fahrer des uni-kanzlers foto: german angel
forsch 1/2015 universitätbonn 4 hochschule der lutz geht von bord nach 25 jahren tritt der kanzler der universität bonn in den ruhestand es ist das ende einer ära: fast 25 jahre lang leitete er die verwaltung der universität bonn. ende april geht dr. reinhardt lutz, der letzte bonner kanzler „auf lebenszeit“, in den ruhestand. natürlich war die universität bonn am rosenmontag 2016 wieder mit von der partie.auch die jecken der uni trotz- ten sturm- und unwetterwarnungen und machten mit im rosenmontagszug – zum fünften mal in folge, dieses mal unter dem motto „piraten“.an deck des uni-karnevalswagen stand viel promi- nenz: rektor, prorektoren, ein dekan. nur den kanzler suchte man dort oben vergebens – anders als in den vorjahren. als pirat verkleidet tanzte der stattdessen ausgelassen mit seiner frau helga zwi- schen dem großen karnevalswagen und dem dahinter fahrenden kamelle-trans- porter der fußgruppe. mit gekonnten tanzschritten drehten sich die beiden zu „viva colonia“ und „alle jläser huh“; räumlich auf abstand zum rest der truppe und in einem zwischenraum – nicht oben und nicht unten. der letzte rosenmontagszug, den er als uni-kanzler mitfährt, die letzte hochschulratssitzung, die letzte weih- nachtsfeier der verwaltung, das letzte treffen des ukb-aufsichtsrats – dr. lutz macht in diesen tagen oft dinge zum letzten mal in seiner bisherigen funktion als kanzler der universität bonn. der verwaltungschef geht nach ungezählten dezernenten- und abtei- lungsleiterrunden, hunderten senats- und rektoratssitzungen, 25 jahren als kanzler in sechs rektoraten ende april in den wohl verdienten ruhestand. nun muss er über sich ergehen lassen, was ihm eigentlich gar nicht so liegt: ehrun- gen und dankbekundungen entgegenzu- nehmen anstatt sie anderen zu spenden. auch wenn das nicht so seine sache ist, hat er natürlich keine wahl – auch nicht im universitätsmagazin „forsch“. da- rum lesen sie hier – in einer für den zu lobenden gerade noch nicht unerträgli- chen dosis – einen leitartikel zu ehren des mannes, der wie kein anderer der rheinischen friedrich-wilhelms-uni- versität bonn in den vergangenen 25 jahren seinen persönlichen stempel auf- geprägt hat. der rektor der universität, prof. dr. michael hoch, kennt dr. lutz schon lan- ge aus der perspektive eines bonner wissenschaftlers: „dr. lutz hat sich eine jugendliche neugier und begeisterungs- fähigkeit bewahrt, und er setzt sich mit aller kraft für die wissenschaftler ein, die ihn in ihrer leistung überzeugt ha- ben.“ das sieht auch der dritte von sechs rektoren so, mit denen dr. lutz als kanzler in bonn zusammengearbeitet hat. prof. dr. klaus borchard ist über- zeugt: „keiner kennt die inneren zusam- menhänge der universität besser als kanzler lutz. er weiß um ihre image- und leistungsträger und schenkt diesen seine besondere aufmerksamkeit und unterstützung. wir haben alle davon profitiert.“ der letzte seiner art reinhardt lutz ist der vorläufig letzte „lebenszeitkanzler“ der univer- sität bonn. „lebenszeit“ heißt, dass er unbefristet, also bis zu seiner pensio- nierung, eingestellt wurde. künftige kanzler werden auf zeit gewählt und müssen sich einer wiederwahl stellen. dieser status allein erklärt aber nicht die herausragende position, die sich dr. reinhardt lutz erarbeitet hat. er hat in rund 25 jahren ein tiefes verständnis 5da simmer dabei: kanzler dr. lutz beim empfang für prinz michael i. und bonna tiffany i. im bonner karneval – diesmal auf dem „piratenschiff alma mater“. foto: barbara frommann
foto: ulrike eva klopp 5 forsch 1/2016 universitätbonn hochschule der inneren mechanik und funktions- weise der universität gewonnen, das ihn in die lage versetzt, auch in un- übersichtlichen zeiten den überblick zu bewahren. das rüstzeug für seine heutigen aufgaben hat reinhardt lutz (jahrgang 1950) in köln erhalten. nach dem abi- tur studiert er dort rechtswissenschaft, wird er nach einem prädikatsexamen 1981 mit auszeichnung promoviert. es folgt das zweite staatsexamen – wiede- rum mit prädikat –, lutz geht erneut in die wissenschaft. die habilitation gibt er später zu gunsten einer leitenden funktion in der verwaltung der rwth aachen auf. von dort geht er als refe- ratsleiter für hochschule und wissen- schaft zur kultusministerkonferenz nach bonn. im jahr 1990 kommt dr. reinhardt lutz als „superdezernent“ an die universität bonn. sein dezernat umfasst die aufgabengebiete bau und liegenschaften, technik, sicherheits- wesen und rechtsangelegenheiten. er wird außerdem mit dem amt des stell- vertretenden kanzlers betraut. zwei jahre später übernimmt er dieaufgaben seines vorgängers dr. wilhelm wahlers, der wegen erreichen der altersgrenze ausscheidet. bürokratie „erträglicher“ machen in einem forsch-interview von 2014 erinnert sich dr. lutz an seine erste zeit als kanzler: „ehrlich gesagt fand ich die atmosphäre anfangs ziemlich bedrü- ckend. es herrschte damals eine gewisse feindseligkeit gegenüber der verwal- tung, ein phänomen, mit dem alle ver- waltungen zu kämpfen haben.“ er sei damals angetreten, um bürokratie „er- träglicher“ zu machen. er war davon überzeugt, dass gegenseitiges verständ- nis die grundlage für eine gute zusam- menarbeit ist. dr. lutz betont: „eine er- folgreiche universität braucht auch eine leistungsstarke verwaltung, die sich als dienstleister versteht. eine wissen- schaftsfreundliche verwaltung muss fle- xibel sein, wo immer es geht, und stets bemüht sein, der wissenschaft spielräu- me zu verschaffen.“ der maßstab für sein tun ist das wohl der wissenschaft. erklärtes ziel seiner verwaltung ist, den leistungsträ- gern in allen bereichen unter den gege- benen umständen die bestmöglichen rahmenbedingungen für ihre wissen- schaftliche tätigkeit zu schaffen, damit sich diese optimal entfalten können. dafür setzt dr. lutz sich persönlich ein und kämpft beispielsweise in bleibe- verhandlungen darum, top-wissen- schaftler in bonn zu halten. bei allem einsatz scheut er sich dabei auch nicht, zu polarisieren. mittelmaß und proporz sind dr. lutz‘ sache nicht. „stärken stärken!“ lautet eher seine devise. in dieser überzeugung initiiert er mit dem rektorat förderprogramme für neue forschungsinitiativen, die die besten ideen mit einer anschubfinanzierung prämieren und die erfolgreiche dritt- mitteleinwerbungen mit bonusprämien belohnen. es gelingt ihm, ein for- schungsfreundliches klima zu schaf- fen; der erfolg dieser strategie lässt sich ablesen an hochrangigen preisen und „erc-grants“ bonner wissen- schaftler und neu eingeworbenen son- derforschungsbereichen und forscher- gruppen. ein weiterer indikator: das jährliche drittmittelvolumen der uni- versität bonn vervierfacht sich in seiner amtszeit von 37 millionen euro im jahr 1992 auf 154 millionen im jahr 2014. schärfster gegner der neuen rechtschreibung dr. lutz, der sich selbst als konser- vativen bezeichnet, hat klare vorstellun- gen davon, wie eine universität funkti- oniert und wie man sie am laufen 5am liebsten mit humor – auch bei erhobenem zeigefinger. kanzler dr. lutz als „werbeträger“: ende der 1980er jahre brachte die uni die ersten caps und jacken mit ihrem logo heraus. foto: volker lannert halten sollte. kennzahlen-gesteuertes „new public management“ lehnt er ab, vertraut stattdessen lieber seiner „nase“ für wissenschaftliche qualität. dr. lutz verteidigt bewährtes gegen neue mo- den, etwa die althergebrachte kamera- listik gegen die kaufmännische buch- führung oder die alte rechtschreibung gegen die neue. ja, die rechtschreibre- form von 1996 hat im bonner uni- kanzler ihren wohl schärfsten gegner, und auch wenn nach und nach auch in- nerhalb und außerhalb der uni bonn die bastionen gefallen sind und selbst in faz und „forsch“ aus dem alten daß längst das dass geworden ist – in brie- fen des kanzlers hat das „scharfe s“ noch immer einen ehrenplatz. dr. lutz ist im besten wortsinn streitbar und hat die ihm anvertraute universität auch in schwierigen zeiten gemeinsam mit dem jeweiligen rekto- rat sicher durch alle stürme und untie- fen gelenkt. konflikten ging er nicht aus dem weg, schon gar nicht, wenn aus seiner sicht der humboldtsche ide- enkern der universität in gefahr zu kommen drohte. große bewährungs- proben waren etwa etliche einspa- rungsrunden, allen voran der so ge- foto: barbara frommann 3sportlich fit und gern auch auf zwei rädern unterwegs.
6 forsch 1/2016 universitätbonn hochschule 4ankleiden für die feierliche eröffnung des akademischen jahres – traditionell am gründungstag der uni, dem 18. oktober: kanzler dr. lutz im schwarzen talar. foto: volker lannert nannte „qualitätspakt“ zur jahrtausend- wende, der der universität eine gewalti- ge kraftanstrengung abverlangte und sie um mehr als 200 stellen „erleichter- te“. nicht zuletzt dr. lutz ist es zu ver- danken, dass die universität aus dieser krise innerlich gestärkt und mit einem klar formulierten leitbild als „internati- onal operierende forschungsuniversi- tät“ hervorgegangen ist und sich über eineinhalb jahrzehnte konsequent an dieser zielsetzung orientiert hat. neue freiheiten erfolgreich genutzt eine phase des aufbruchs hat die universität bonn dagegen unter den rahmenbedingungen des von der schwarzgelben landesregierung einge- brachten hochschulfreiheitsgesetzes von 2006 erlebt, das den universitäten des landes die bürokratischen ketten in ungekanntem ausmaße lockerte. es ist nicht zuletzt kanzler lutz zu verdan- ken, dass die universität bonn die neu gewonnene freiheit für ihre entwick- lung nutzen konnte. kein wunder, dass sich mit dem neuerlichen politischen kurswechsel in düsseldorf, der in das umstrittene „hochschulzukunftsgesetz“ mündete, ernüchterung breit gemacht hat. die auswirkungen des neuen rechtlichen rahmens werden erst nach und nach wirksam und erst lutz‘ nach- folger dürfte sie in vollem maße zu spü- ren bekommen. diesem empfiehlt dr. lutz eine grundhaltung, mit der auch er stets gut gefahren ist: „er sollte ein herz für die wissenschaft haben, große wertschätzung für die verwaltung und wie ich das glück, immer mit guten rektoraten zusammenarbeiten zu können.“ er selbst wird die weiteren ent- wicklungen seiner universität bonn mit etwas mehr abstand verfolgen, ist dr. lutz überzeugt. vor langeweile und leere im ruhestand fürchtet er sich aber nicht: „ich habe vorgesorgt und mir einiges vorgenommen, etwa den juristischen part in einem gemeinsamen seminar mit altrektor jürgen fohr- mann über heinrich von kleist oder auch in einigen gremien, in denen ich weiter ehrenamtlich tätig bleibe.“ auch will er nach 40 jahren noch einmal kla- vierunterricht nehmen und sich wieder mehr mit latein beschäftigen. und wei- ter sport treiben – die große leiden- schaft des scheidenden universitäts- kanzlers! der passionierte schwimmer trainiert nach wie vor regelmäßig bei den schwimmsportfreunden bonn. mit staffelteams der uni bonn nahm er schon mehrfach am bonn triathlon teil. in der überzeugung, dass sport, bewe- gung und gesundheitsorientiertes ver- halten arbeitskraft und lebensqualität gleichermaßen fördern, hat dr. lutz seinerzeit das projekt „healthy campus bonn“ maßgeblich mit auf den weg ge- bracht. das angebot ist inzwischen längst etabliert und in den „dauerbe- trieb“ übergegangen. eine weitere spur, die dr. lutz in seiner universität bonn hinterlässt. die universität verabschiedet dr. lutz ende april in den ruhestand. sei- nen nachfolger sucht derzeit eine fin- dungskommission aus mitgliedern des senats und des hochschulrats. die wahl des neuen kanzlers erfolgt erst- mals nach neuem recht durch die hochschulwahlversammlung, die sich aus den mitgliedern des senats und des hochschulrats zusammensetzt. seine amtszeit beträgt sechs jahre. wir wer- den in den universitären medien darü- ber berichten. dr. andreas archut
foto: ulrike eva klopp 7 forsch 1/2016 universitätbonn hochschule in jeder forsch stellen wir an dieser stelle seit vielen jahren heraus- ragenden köpfen der universität bonn fünf fragen zu ihrer person, ihrer arbeit und ihrem fach. was die meisten nicht wissen: kanzler dr. lutz schlug uns die befragten vor. nun befragen wir ihn. …dr. reinhardt lutz 5 fragen an... bei der auswahl der kandidaten für „fünf fragen an“ zeigte sich ihr gespür für herausragende wis- senschaftler. nicht wenige der vor- geschlagenen machten später durch herausragende preise oder förde- rungen von sich reden. wie funk- tioniert ihr „exzellenz-radar“ und welche qualitätskriterien misst es? einen hohen anteil meiner dienst- lich aufgewendeten zeit investiere ich in gespräche mit professoren. ich in- teressiere mich für deren sorgen, wünsche, forschungsinteressen und erfolge. dabei höre ich immer genau zu und versuche zugleich rauszukrie- gen, was sie über ihre kollegen den- ken. maßstab für mein qualitätsurteil ist also das aggregierte qualitätsurteil, das meine gesprächspartner über ihre kollegen abgeben oder mir zwischen den zeilen erkennbar machen. dieses von mir praktizierte verfahren des „aktiven zuhörens“ ist zuverlässiger als drittmittelzahlen oder sonstige kennziffern. was macht eigentlich einen guten kanzler aus? einen guten kanzler macht aus, niemals zu vergessen, welchem allei- nigen ziel man selbst und die mitar- beiter der verwaltung verpflichtet sind, nämlich gute dienstleister für die wissenschaft zu sein. das schließt insbesondere ein, hochschullehrern, wissenschaftlichen mitarbeitern und studenten innerhalb des engen vor- schriftenkorsetts und schrumpfender finanzspielräume zu bestmöglichen arbeitsbedingungen zu verhelfen. sehr wichtig ist das vermögen, differenzieren und prioritäten setzen zu können und zu wollen, das heißt zum beispiel auch den mut zu haben, sich nicht nur gegen widerstände zu dieser grundhaltung zu bekennen, sondern auch konsequenzen daraus zu ziehen. und schließlich, da res- sourcen schon immer ein knappes gut waren, braucht es einer gewissen härte, unbarmherzigkeit und stabi- len streßtoleranz. wie lautet ihr fazit nach 25 jahren kanzlerschaft? ich bin dankbar für ein er- fülltes berufsleben und zufrie- den mit dem, was unter meiner mitwirkung gemeinsam mit den jeweiligen rektoraten und den mitarbeitern der verwal- tung an verbesserungen erreicht, an positiven entwicklungen ange- stoßen und an unguten entwick- lungen verhindert, abgeschwächt oder zumindest verzögert werden konnte. und ich bin stolz darauf, dass ich mich nicht durch erwartungen des zeitgeistes – zum beispiel new public management oder political correct- ness – habe beeindrucken und von opportunistischen erwä- gungen habe leiten lassen. welche veränderungen haben sie in dieser langen zeit an sich beobachtet? ich bin in den letzten jahren dünnhäutiger geworden, gebe deshalb meinen emotionen manchmal schneller freien lauf als vielleicht angemessen ist – allerdings fallen mir dann wor- te der entschuldigung stets sehr leicht. führungskräfte tun sich oft schwer mit dem ruhestand. was ist ihre „exit-strate- gie“ für die zeit danach? alte freundschaften revi- talisieren, während meiner bonner zeit gewonnene freundschaften pflegen und vertiefen und vieles mehr - kurz und gut den luxus ge- nießen, allen so lang ver- nachläßigten privaten inter- essen und bedürfnissen end- lich raum geben zu können. bei alledem werde ich versu- chen, verschiedene verbindungen und bezüge zur universität bonn und auch zu anderen wissenschaftlichen einrich- tungen, bildungs- und förderinstitutio- nen noch möglichst lange produktiv aufrechtzuerhalten. gute bekannte wol- len mich zum eintritt in eine rechtsan- waltssozietät bewegen… genugderbeispiele: mich erwartet schönes!
kompakt endspurt auf dem campus poppelsdorf mit den neubauten des ersten bauab- schnitts auf dem campus geht es zü- gig voran. auf dem areal zwischen endenicher allee, carl-troll-straße, nußallee und autobahn entstehen derzeit die ersten drei neubauten des neuen campus: einer für die informa- tik und das bonn-aachen internatio- nal center for information technology (b-it), ein gebäude für die institute für numerische simulation (ins) und ernährungs- und lebensmittelwissen- schaften (iel) sowie ein hörsaalzen- trum mit mehreren hörsälen und se- minarräumen. die gebäude sollen bis sommer an die universität übergeben sein, die dann mit den vor dem ein- zug noch erforderlichen maßnahmen und vorbereitungen beginnen kann. der einzug soll dann zum winter- semester 2016/2017 erfolgen. 8 forsch 1/2016 universitätbonn hochschule foto: volker lannert rüstzeug für die flüchtlingshilfe die philosophische fakultät bereitet studierende auf ehrenamtliches en- gagement in der arbeit mit geflüch- teten und neu zugewanderten men- schen vor. im wintersemester konn- ten sich studierende erstmals zu sprachbegleitern fortbilden. das neue und bislang einzigartige lehr- modul wurde im institut für sprach-, medien- und musikwissenschaft ent- wickelt und reagiert auf den wunsch vieler studierender, sich den eigenen fähigkeiten entsprechend für flücht- linge zu engagieren. in der lehrver- anstaltung werden methoden zur sprachvermittlung und sprachförde- rung erarbeitet, die von relevanten hintergrundinformationen zu her- kunftsländern flankiert werden. die studierenden lernen fluchtursachen und den rechtlichen status der neu- zuwanderer kennen, werden für in- terkulturelle unterschiede sensibi- lisiert und angeleitet, die besondere situation von flüchtlingen in deutschland zu reflektieren. an das kompaktseminar, das im januar stattgefunden hat, schließt sich der ehrenamtliche einsatz in kooperie- renden sozialen institutionen an. an- zef als „think tank“ geschätzt das zentrum für entwicklungsfor- schung der universität bonn (zef) zählt zu den top 5% der besten in- ternationalen think tanks. in einem gerade veröffentlichten ranking der universität von pennsylvania, usa, rangiert das zef auf platz drei unter den zehn weltweit besten wissen- schafts- und technologie-think tanks. in der kategorie der think tanks an universitäten erreicht das zef platz 22, bei den „energy and resource po- licy think tanks“ erscheint das zef erstmals und kommt hier auf rang 27. das ranking basiert auf daten und informationen, die von internati- onalen experten ausgewertet und be- wertet werden. kriterien sind unter anderem relevante forschung, veröf- fentlichungen und programme. gesichts des großen interesses an dem angebot soll es im sommerse- mester 2016 folgeveranstaltungen geben.
9 forsch 1/2016 universitätbonn hochschule universität bonn öffnet sich für studierfähige flüchtlinge neues programm zur förderung der integration in das studium mit einem neuen förderprogramm öffnet sich die universität bonn für studierfähige flüchtlinge, die in der stadt bleiben werden und ein studium anstreben. bereits im wintersemester sind in bonn die ersten drei deutsch- kurse gestartet, die die universität in zusammenarbeit mit dem verein „prointegration“ für studieninteressierte flüchtlinge angeboten hat. zum kommenden sommersemester startet sie nun das programm „förderung der integration in das studium“ (fdis). interessierte flüchtlinge können sich registrieren lassen und an einem beratungsgespräch teilnehmen. weitere informationen: https://www.uni-bonn.de/ die-universitaet/fuer-fluechtlinge um die integration von flüchtlin- gen zu unterstützen, hat die universi- tät bonn ein konzept zur integration studierfähiger flüchtlinge in das deut- sche hochschulsystem entwickelt. dabei geht sie die zentralen probleme der integration in allen alters-, le- bens- und ausbildungsstufen an: dies sind neben geringen kenntnissen der deutschen sprache oftmals unzurei- chende informationen über den aktu- ellen ausbildungsstand oder sonstige erworbene qualifikationen des inter- essenten. hier setzt das programm fdis an: teilnehmen können flüchtlinge, die bereits für ein studium qualifiziert sind, die aber keine oder nur unvoll- ständige nachweise ihrer hochschul- zugangsberechtigung und studienvor- erfahrung erbringen können. ihnen eröffnet das neuen programm einen unbürokratischen und kostenlosen weg in ein „frühstudium“, das auf ein spä- teres reguläres studium an der univer- sität bonn vorbereitet. teilnehmer des programms erhal- ten zugang zu lehrveranstaltungen in den von ihnen gewünschten fächern – ohne eine feststellung der zugangsbe- rechtigung. sie dürfen auch prüfungen abgelegen. lehrpensum und prüfungs- leistungen werden später angerechnet, wenn die zugangsberechtigung vorliegt und die reguläre immatrikulation er- folgt ist. dies soll künftig etwa durch das bestehen des studierfähigkeitstests testas ermöglicht werden. bestandteil des programms ist ein deutsch-intensivkurs auf fortgeschrit- tenem niveau, der auf die entsprechen- de hochschulsprachprüfung wie die deutsche sprachprüfung für den hoch- schulzugang (dsh) oder der test deutsch als fremdsprache (testdaf) vorbereitet. dr. andreas archut 4über das mittelmeer und die angrenzen- den länder führen zahlreiche fluchtrouten nach deutschland. foto: colourbox
10 forsch 1/2016 universitätbonn forschen von grumpern und erpeln sprachforscher erfassen mundartenbestand in nordrhein-westfalen lokale dialekte schwinden immer mehr. ein langzeitprojekt soll nun für das gebiet von nordrhein-westfalen lokale sprachvarietäten systematisch erfassen. die nordrhein-westfälische akademie der wissenschaften und der künste fördert das vorhaben gemeinsam mit dem bund voraussichtlich bis 2032 mit insgesamt 8,1 millionen euro. am „dialektatlas mittleres westdeutschland“ ist die germanistin prof. dr. claudia wich-reif beteiligt. grumper, erpel, erdbirnen – allein, was die kartoffel angeht, ist der wort- schatz in den verschiedenen regionen deutschlands sehr reichhaltig. im lauf der zeit haben sich unterschiedliche lokale dialekte herausgebildet. „berge, moore und wälder waren natürliche barrieren, die zur teilweisen isolation und einer eigenen sprachentwicklung führten“, sagt dr. claudia wich-reif, professorin für geschichte der deut- schen sprache und sprachliche varia- tion. entlang von wasserläufen war die mobilität der menschen dagegen deutlich größer: dort vermischten sich die verschiedenen mundarten zu etwas neuem. doch der reichtum der dialekte schwindet. „es ist fünf vor zwölf“, sagt die germanistin. die zahl der menschen, die mundart umfangrei- cher beherrschen, nimmt immer mehr ab. in den 1970er und 80er jahren ge- hörte es zum guten ton und als zei- chen von bildung, wenn das hoch- deutsche verwendet wurde. dialekte wurden stigmatisiert und deshalb in die familie oder den engen freundes- kreis zurückgedrängt. allenfalls haben manche dialektausdrücke in rede- wendungen überdauert. dialekte stehen wieder höher im kurs mittlerweile steht das ansehen der dialekte aber wieder deutlich höher im kurs: wer nach münchen kommt, hört meist gern von der oberbayerischen „semmel“, in stuttgart heißt das bröt- chen „weckle“, und wer nach berlin reist, freut sich über „schrippen“. „dia- lektkenntnisse zählen wieder zur sprachkompetenz“, sagt die wissen- schaftlerin. wer zwischen mundart und hochdeutsch mühelos wechseln kann, vollbringt nach den erkenntnis- sen der sprachforschung eine ähnliche leistung, wie fremdsprachen zu be- foto: barbara frommann 5prof. dr. claudia wich-reif mit dem rheinischen wörterbuch und einer karte zu den verschiedenen dialektausdrücken für „kartoffel“.
11 forsch 1/2016 universitätbonn forschen die professoren jürgen gall und matthew smith erhalten begehrte erc starting grants. sicherheitslücken und arbeitsabläufe starting grants der eu für zwei informatiker foto: privat viele sicherheitslücken von it- anwendungen entstehen, weil es an der benutzungsfreundlichkeit dieser systeme mangelt. „sicherheitssyste- me sind oft zu kompliziert, zu zeitrau- bend und fehleranfällig“, stellt prof. dr. matthew smith vom institut für informatik 4 fest. zahlreiche it-si- cherheitsprobleme katastrophalen aus- maßes seien nicht durch fehler der end-anwender verursacht worden, sondern bereits bei der software-ent- wicklung oder der administration der programme entstanden. prof. smith schließt deshalb über rein technische aspekte den faktor mensch in die forschung mit ein. sein projekt „usecfrontiers: frontiers of usable security“ wird vom europäi- schen forschungsrat (erc) mit einem begehrten starting grant in höhe von rund 1,5 millionen euro gefördert. „diese unterstützung ermöglicht es, auf dem noch jungen feld der benut- zerorientierten it-sicherheitsforschung voranzukommen“, sagt prof. smith. dann könnten geeignete methoden für entwicklerfreundlicheres programmie- ren erforscht und die wurzel des übels angepackt werden. automatische analyse methoden zur automatischen analyse von bewegungs- und ar- beitsabläufen in videoaufnahmen erforscht prof. dr. jürgen gall vom institut für informatik 3. „komple- xere vorgänge wie das kochen eines menüs, die reparatur einer maschi- ne oder die pflege von patienten sind noch eine harte nuss für algorith- men“, sagt prof. gall. die heraus- forderung ist, dass diese arbeitsab- läufe in hohem maße variieren. in diesem projekt gehe es zum einen darum, modelle zu entwickeln, die diese hohe variation darstellen. zum anderen sollten modelle, die zum beispiel mit videos gelernt wurden, auch in der lage sein, eine gedruckte anleitung zu analysieren. solche systeme könnten in vielen unterschiedlichen bereichen einge- setzt werden: zum beispiel in der ausbildung von fachkräften oder in der häuslichen pflege. „die fähig- keit, bewegungsmuster und arbeits- abläufe zu verstehen, ist eine voraus- setzung dafür, dass roboter in zukunft menschen auch bei komple- xeren tätigkeiten unterstützen“, sagt der informatiker. johannes seiler 5prof. dr. jürgen gall vom institut für informatik 3 5prof. dr. matthew smith vom institut für informatik 4 foto: barbara frommann herrschen. denn die dialekte unter- scheiden sich nicht nur im wortschatz von der standardsprache, sondern auch in der lautung, der flexion und dem satzbau, die es mit zu untersu- chen gilt. nichtsdestotrotz nimmt die viel- falt der dialekte kontinuierlich ab. schließlich ist es ein unterschied, ob nur noch einzelne wörter oder ein grö- ßerer wortschatz einer region be- herrscht werden. wobei sprachlich ge- sehen sowieso alles im fluss ist: vor 100 jahren waren viel mehr menschen in der landwirtschaft beschäftigt als heute, wo weitgehend maschinen die mühsame feldarbeit übernehmen. „da- mals waren bäuerliche begriffe viel weiter verbreitet und zählten zum all- gemeinwortschatz“, berichtet die ger- manistin. heutzutage handelt es sich dabei um fachbegriffe. ziel: etwa 1.000 phänomene in 1.266 orten erfassen wie viel ist im 21. jahrhundert von der vielfalt der mundarten übrig ge- blieben? den sachstand in nordrhein- westfalen soll nun der „dialektatlas mittleres westdeutschland“ dokumen- tieren. zwar gibt es bereits verschiede- ne wörterbücher und auch den sprach- atlas von georg wenker (1852-1911), die die dialekte in nordrhein-westfa- len behandeln. die komplette und sys- tematische erfassung erfolgt aber erst jetzt, etwa 1.000 phänomene in 1.266 orten. „es geht darum, dieses erbe zu be- wahren. wir sind deshalb sehr froh, dass wir das langzeitprojekt im aka- demienprogramm gefördert bekom- men“, sagt prof. wich-reif. das vor- haben startet im juli. der jeweilige stand der ergebnisse soll ganz aktuell online abrufbar sein. beteiligt sind prof. dr. helmut spiekermann (müns- ter), prof. dr. doris tophinke (pader- born) und prof. dr. petra m. vogel (siegen) als sprecherin des projekts. bonn bearbeitet das ruhrdeutsche die beteiligten universitäten ha- ben das untersuchungsgebiet aufge- teilt. die wissenschaftler der bonner alma mater bearbeiten das ruhrgebiet. „das ruhrdeutsche ist aus dem süd- westfälischen, also einem niederdeut- schen dialekt entstanden“, sagt prof. wich-reif. die einflüsse polnischer einwanderer im ruhrgebiet seien da- gegen nur gering. das forscherteam muss zunächst genau festlegen, an welchen orten er- hebungen gemacht werden sollen. be- fragt werden gewährsleute, die die je- weilige lokale sprachvarietät beherr- schen. dabei soll möglichst auf aus- kunftspersonen aus früheren untersu- chungen zurückgegriffen und bei fuß- ballclubs, schrebergartenkolonien und sonstigen vereinigungen mit lokalbe- zug angefragt werden. im zentrum der befragung stehen zum einen über 70-jährige und zum anderen die 30- bis 40-jährigen. „an- hand der beiden altersgruppen wollen wir untersuchen, wo sich sprachliche veränderungen ergeben haben“, sagt prof. wich-reif. anhand von fragebü- chern und interviews erfassen die wis- senschaftler charakteristische sprachli- che erscheinungen. so kann es sein, dass ein interviewer zum beispiel eine kartoffel hochhält und fragt, wie der örtliche begriff dafür lautet. johannes seiler
isabel schnabel, geborene gödde, wurde am 9. august 1971 in dortmund geboren. sie studierte volkswirtschaftslehre in mannheim und absolvierte mehrere auslandsaufenthalte in paris, sankt petersburg und in kalifornien. nach der promotion arbeitete sie am max-planck-institut zur erforschung von gemeinschaftsgütern in bonn. im jahr 2007 nahm sie den ruf auf eine professur in mainz an. 2014 wurde sie im sachver- ständigenrat zur begutachtung der gesamtwirtschaftlichen entwicklung nachfolgerin von claudia maria buch, die als vizepräsidentin zur deutschen bundesbank wechselte. seit ende 2015 lehrt und forscht sie an der universität bonn. 12 forsch 1/2016 universitätbonn forschen die alma mater hat seit kurzem eine professorin aus dem kreis der „wirtschaftsweisen“ in ihren reihen. isabel schnabel wechselte von der universität mainz nach bonn. die wissenschaftlerin ist eine ge- fragte expertin: sie lehrt und forscht auf dem gebiet der finanzmarktökonomie, die sich unter anderem mit bankenkri- sen und der finanzierung von unter- nehmen aus volkswirtschaftlicher sicht befasst. statistische fragen zählen zu ihrem spezialgebiet – die wissenschaft- lerin arbeitet vor allem empirisch auf der basis von daten. mit einem bein steht sie fest in der forschung, mit dem anderen in der politikberatung. seit 2014 ist prof. schnabel mit- glied im sachverständigenrat zur be- gutachtung der gesamtwirtschaftlichen entwicklung und gehört damit zu den fünf wirtschaftsweisen, die die bundes- regierung beraten. die wirtschaftswei- sen sind nach ansicht der professorin kein zahnloser tiger: „in den ministeri- en und im kanzleramt stehen uns die türen offen, so dass wir einen direkten draht zur politik haben.“ darüber hin- aus steht das jahresgutachten immer im schlaglicht der medien. „der sachver- ständigenrat hat einen großen einfluss auf die öffentliche meinung.“ anspruch ist, dass dieaussagen des sachverständigenrats wissenschaftsba- siert sind. „jede zahl muss entspre- chend unterfüttert sein“, sagt prof. schnabel. beim letzten dies academi- cus stellte sie das aktuelle jahresgutach- ten des gremiums vor. es dreht sich nicht nur um das wachstum des brutto- inlandsprodukts. im aktuellen werk be- rücksichtigen die „weisen“ unter ande- rem auch die auswirkungen der flüchtlinge auf die ökonomie in deutschland. „wenn es gelingt, die zu- wanderung zu begrenzen, bleibt die entwicklung für den staat tragbar“, zieht prof. schnabel ein fazit. deutschland nehme die flüchtlin- ge aus humanitären und nicht aus wirt- schaftlichen gründen auf, macht die wissenschaftlerin deutlich. „um die menschen in den arbeitsmarkt inte- grieren zu können, müssen sie entspre- chend qualifiziert werden – und das geht weit über das erlernen der deut- schen sprache hinaus“, sagt prof. schnabel. acht jahre lang hatte sie eine pro- fessur für finanzökonomie an der uni- versität mainz inne. als der ruf aus bonn kam, zögerte sie keine sekunde: „die wirtschaftswissenschaften an der universität bonn zählen zu den besten in deutschland.“ wer solch eine mög- lichkeit bekomme, könne gar nicht nein sagen. ihre großen erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt. „das forschungsumfeld ist toll und die kol- legen sind sehr nett“, sagt prof. schna- bel und lächelt. obwohl sie viel unterwegs war, ist ihr bonn bestens vertraut. seit jah- ren wohnt sie mit ihrem mann und ihren drei töchtern in der bundes- stadt. nach mainz pendelte sie. „mit kleinen kindern und einem ebenfalls berufstätigen mann war das zeitweise ein spagat.“ deshalb freut sie sich ne- ben den neuen beruflichen herausfor- derungen nun auch über kurze wege. sie zeigt aus dem bürofenster: „nur einen steinwurf entfernt ist die grund- schule meiner kinder.“ anfang dezember hat prof. schnabel ihr büro im sogenannten „altbau“ des juridicums bezogen. der name trügt: mit dem frisch reno- vierten büro ist die ökonomin sehr zufrieden. „im frühjahr möchte ich noch gartenmöbel besorgen“, sagt die wissenschaftlerin mit blick auf den schönen balkon. doch die zeit für die umsetzung solcher ideen ist denkbar knapp – wieder klingelt das telefon. johannes seiler foto: volker lannert finanzkrisen im fokus neu an der uni: die „wirtschaftsweise“ prof. isabel schnabel 5prof. dr. isabel schnabel forscht und lehrt nun am institut für finanz- marktökonomie und statistik der universität bonn.
13 forsch 1/2016 universitätbonn forschen 3prof. dr. markus gabriel: „ein angriff auf den freien willen ist auch immer ein angriff auf den rechts- staat.“ foto: gerald von foris plädoyer für die freiheit des willens prof. dr. markus gabriel zum „neurozentrismus“ „ich ist nicht gehirn” – mit dem prägnanten titel seines neuen buches wendet sich prof. dr. markus gabriel vom institut für philosophie gegen die gängige vorstellung, dass unser denkorgan mit dem menschlichen geist gleichzusetzen ist. „»ich« und »gehirn« sind nicht identisch“, zu diesem schluss kommt der philosoph in seinem neuen werk. er argumentiert darin leidenschaft- lich gegen „den verbreiteten neuro- zentrismus“ und plädiert für die existenz des freien willens, der von teilen der neurowissenschaften in frage gestellt werde. ein beispiel hierfür ist das umstrittene experi- ment des physiologen benjamin li- bet, der aufgrund seiner versuchsrei- hen zu dem schluss kam, dass die bewusste entscheidung für eine handlung zeitlich erst nach der durchführung der handlung erfolge. dieser versuch wurde teilweise da- hingehend interpretiert, dass es den freien willen überhaupt nicht gibt. aus seiner sicht entkräftet nun der erkenntnistheoretiker sämtliche naturwissenschaftlichen und auch philosophischen argumente, die den freien willen in frage stellen. „selbst wenn mein einkauf im supermarkt absolut vorbestimmt wäre, würde das dem freien willen nicht widerspre- chen, weil ich als teil des gesche- hens diese handlung in jedem fall mitbeeinflusse“, nennt prof. gabriel ein beispiel. während naturwissen- schaftler versuchen, mit hilfe von hochleistungscomputern nervenzell- netzwerke nachzubilden, ist für den philosophen klar: nur die geistes- wissenschaften haben das rüstzeug, das menschliche „ich“ im sinne des bewusstseins zu erkunden. „überinterpretation naturwissen- schaftlicher ergebnisse“ gabriel: „fortschritte im medizi- nischen bereich sind unbestritten, doch der hehre anspruch, in die tie- fen des bewusstseins und des willens vorzudringen, wurden verfehlt.“ er- gebnisse aus wissenschaftlichen ex- perimenten würden häufig zu stark generalisiert und überinterpretiert. „solche resultate, die die freiheit des willens in abrede stellen, scheinen uns generell von unserer verantwor- tung zu entlasten – sind aber pure ideologie“, sagt gabriel. für den philosophen sind das „ich“ und der daran gekoppelte „freie wille“ so wichtig, weil unsere gesell- schaft und der rechtsstaat auf ver- nunftorientierten und freien entschei- dungen basieren. „wenn der mensch über einen freien willen verfügt, kann er auch kriege und konflikte been- den“, führt prof. gabriel aus. ein an- griff auf den freien willen sei deshalb auch immer ein angriff auf den rechtsstaat. das vorhandensein des menschlichen gehirns reiche nicht aus, um ein geistiges lebewesen zu sein. johannes seiler publikation: markus gabriel: ich ist nicht gehirn: philosophie des geistes für das 21. jahrhundert, ullstein, 352 s., 18 euro
foto: privat foto: privat foto: raymond leung and xray studio 14 forsch 1/2016 universitätbonn forschen gleichzeitig drei preisträger in der astronomie humboldt-stiftung fördert gastwissenschaftler aus dem ausland ein seltenes zusammentreffen: gleich drei wissenschaftler aus dem aus- land werden für einen forschungsaufenthalt am argelander-institut für astronomie mit preisen der alexander von humboldt-stiftung ausgezeichnet. die wahrscheinlichkeit, dass drei herausragende forscher im selben zeit- raum gastaufenthalte an einem einzi- gen institut absolvieren, ist sehr klein. „das ist eine glückliche konstellation von sehr guten kandidaten, die im vor- feld ihr interesse an einem regelmäßi- gen aufenthalt bei uns signalisiert ha- ben“, sagt prof. dr. peter schneider vomargelander-institut fürastronomie (aifa), der zwei der drei preisträger no- miniert hat. dies sei auch als deutliches zeichen für die internationale strahl- kraft des aifas und seiner wissen- schaftler zu werten. „die anwesenheit der preisträger wird die laufenden projekte enorm be- flügeln und dem argelander-institut bei der strategischen ausrichtung auf künftige ziele sehr helfen“, sagt prof. dr. norbert langer, geschäftsführen- der direktor und humboldt-professor am aifa, der ebenfalls einen der wis- senschaftler für einen humboldt-for- schungspreis nominiert hat. die ko- operationmitdengastwissenschaftlern werde auch den studierenden in der astronomie zugute kommen. prof. dr. ludovic van waerbeke von der university of british colum- bia (kanada) kommt im mai mit ei- nem friedrich wilhelm bessel-for- schungspreis an die universität bonn, der mit 45.000 euro dotiert ist. der wissenschaftler erforscht mit hilfe des gravitationslinseneffektes die ver- teilung der materie im universum, insbesondere die dunkle materie und die dunkle energie. „das aifa ver- fügt über eine exzellente kombinati- on von forschungsgruppen, die sich mit gravitationslinseneffekten und hochenergie-astrophysik befassen“, sagt prof. van waerbeke. sein kollege prof. dr. konrad kuijken von der universität leiden (niederlande) arbeitet auf einem ganz ähnlichen forschungsfeld und kommt mit einem humboldt-forschungspreis an die universität bonn. „die meiste materie im universum ist dunkel, sendet also keine strahlung aus, wes- halb man sie nur indirekt nachweisen kann“, sagt prof. kuijken. mit hilfe von gravitationslinsen erstellen die wissenschaftler eine karte der dunk- len materie, die auf bildern des „ki- lo-degree survey“ basiert. „auf dem feld der gravitationslinsen ist das aifa weltweit führend“, so der for- scher. das institut untersuche ganz ähnliche probleme wie er, deshalb biete sich eine zusammenarbeit an. ebenfalls einen mit 60.000 euro dotierten humboldt-forschungspreis erhält prof. dr. philipp podsiadlowski von der oxford university (england). er plant, in den nächsten jahren ins- gesamt zwölf monate am aifa zu verbringen. der astrophysiker er- forscht die geburt, das leben und das sterben von sternen – insbesondere doppelsterne, supernova-explosio- nen und den nachweis von gravitati- onswellen von verschmelzenden schwarzen löchern. „das team von professor langer am aifa ist die füh- rende forschergruppe auf dem feld der sternentwicklungstheorie in eu- ropa“, sagt prof. podsiadlowski, der bereits mehrere publikationen zusam- men mit den astronomen der univer- sität bonn veröffentlicht hat. johannes seiler 5prof. dr. konrad kuijken von der uni- versität leiden (niederlande): „die meiste materie im universum ist dunkel, sendet also keine strahlung aus, weshalb man sie nur indirekt nachweisen kann.“ 5prof. dr. philipp podsiadlowski von der oxford university (england): „das team von professor langer ist die führende forscher- gruppe auf dem feld der sternentwick- lungstheorie in europa.“ 5prof. dr. ludovic van waerbeke von der university of british columbia (kanada): „das aifa verfügt über eine exzellente kombination von forschungsgruppen.“
15 forsch 1/2016 universitätbonn forschen „ich musste erst lernen, ein mathematiker zu sein“ massimiliano gubinelli ist neuer hausdorff chair am exzellenzcluster für mathematik lehrt und forscht seit september ein neuer experte für die modellierung physikalischer phänomene. in seiner freizeit genießt der italienische wissenschaftler das ruhige leben am rhein. prof. dr. massimiliano gubinelli steht in pulli und jeans in der ein- gangshalle des hausdorff centers in der ehemaligen landwirtschaftskam- mer und diskutiert angeregt mit kolle- gen. „lasst uns das doch beim pizzaes- sen weiterbesprechen“, sagt er, und die truppe setzt sich in bewegung. der 41-jährige ist erst seit kurzem inhaber des lehrstuhls für statistische mecha- nik und stochastische analysis, aber bereits voll angekommen in bonn. gubinelli wechselte im september ver- gangenen jahres von der université paris dauphine auf eine im rahmen der exzellenzinitiative geschaffene professur an das hausdorff center. seine liebe zur mathematik ent- deckte gubinelli erst spät. in der schule war er zwar gut in dem fach, interessierte sich aber mehr für kunst und philosophie. danach studierte er zunächst physik und promovierte hier auch. während seiner doktorarbeit kam er dann mit fragen der mathema- tischen physik in berührung und ent- wickelte eine so tiefe faszination für die thematik, dass er die disziplin wechselte. gubinelli sagt, er musste danach “erst einmal lernen, ein ma- thematiker zu sein”, sei jetzt aber sehr zufrieden in dieser rolle. „das beste an meinem beruf ist, dass ich ständig hochinteressante menschen treffe, die ich zutiefst bewundere und die meine art zu denken stark beeinflussen.“ nach bonn zu kommen hätte sich für ihn ein wenig angefühlt, als kehrte er zurück zu seinen wissenschaftli- chen wurzeln, meint der gebürtige italiener. er habe lange zeit in pisa geforscht und bonn versprühe dassel- be internationale flair. gleichzeitig sei er hier deutlich ruhiger als in der metropole paris und könne sich noch besser auf seine forschung konzen- trieren. „außerdem liebe ich es, das rheinufer entlang zu joggen und alles mit dem fahrrad erreichen zu kön- nen“, lacht er. der französischen hauptstadt bleibt der wissenschaftler dennoch treu. er pendelt regelmäßig an die seine, um seine beiden kinder zu besuchen. der rege austausch mit seinen kollegen am hausdorff center hat gubinelli bereits zu neuen for- schungsansätzen inspiriert. er möchte künftig unter anderem den effekt von geräuschen in räumlich ausgedehnten stochastischen systemen untersu- chen, um neue erkenntnisse über quantensysteme zu gewinnen. hier hofft er auf kooperationen innerhalb des instituts und der universität. „das intellektuelle umfeld in bonn ist sehr lebendig, und die professoren arbei- ten in vielen unterschiedlichen berei- chen der mathematik und theoreti- schen physik. da sind zahlreiche anknüpfungspunkte für gemeinsame projekte vorhanden, auf die ich mich schon sehr freue.“ astrid slizewski 5massimiliano gubinelli hat natürlich auch in seinem büro im hausdorff center eine tafel. foto: barbara frommann
kompaktforschen 16 forsch 1/2016 universitätbonn foto: johannes seiler klimawandel: unterschätzte ozeanerwärmung bei der erforschung der folgen des klimawandels wurde bislang unter- schätzt, wie stark der meeresspiegel ansteigt, indem sich das wasser in den ozeanen durch zunehmende er- wärmung ausdehnt. ein forscher- team unter federführung der uni- versität bonn hat nun anhand von satellitendaten berechnet, dass die- ser effekt in den vergangenen zwölf jahren fast doppelt so stark war wie bislang angenommen. damit könnte zum beispiel das risiko für sturm- fluten deutlich ansteigen. im prinzip reagiert das wasser in den ozeanen wie ein quecksilber- thermometer: wenn die temperatur zunimmt, dehnt sich die flüssigkeit aus und steigt in dem röhrchen em- por. da die weltmeere ebenfalls zwi- schen den kontinenten eingezwängt sind, steigt auch ihr spiegel an, wenn sie sich durch den klimawan- del aufheizen. „es wurde unter- schätzt, wie stark die wärmebeding- te ausdehnung der wassermassen in den ozeanen zum globalen mee- resspiegelanstieg beiträgt“, sagt dr. jürgen kusche, professor für astro- nomische, physikalische und ma- thematische geodäsie. bisher wurde davon ausgegangen, dass der meeresspiegel durch die- sen „thermometereffekt“ jährlich im schnitt um 0,7 bis 1,0 millime- ter anstieg. nach den neuen be- rechnungen betrug der meerespie- gelanteil durch ausdehnung etwa 1,4 millimeter pro jahr – also fast doppelt so viel wie zuvor angenom- men. „dieser höhenunterschied entspricht in etwa dem doppelten des abschmelzenden grönländi- schen eisschildes“, sagt dr.-ing. roelof rietbroek vom institut für geodäsie und geoinformation. fossile bienen die vorläufer der honigbienen waren vor 50 millionen jahren ziemlich wählerisch, was das futter für ihren nachwuchs anbelangte. das zeigt eine studie unter federführung der universität bonn. demnach stamm- ten die pollen, die die insekten für ihre larven sammelten, stets von denselben pflanzen. wenn es um das eigene leibliche wohl ging, zeig- ten sie sich dagegen nicht so mäke- lig: sie selbst fraßen auf ihren sam- melflügen so ziemlich alles, was ihnen vor die mundwerkzeuge kam. die paläontologen hatten versteiner- te bienen von zwei verschiedenen fundstätten untersucht: der grube messel nahe darmstadt und dem eckfelder maar in der vulkaneifel. tiere oder pflanzen wurden dort her- vorragend konserviert. „wir haben diesen umstand nun erstmals ge- nutzt, um uns die pollen am körper der bienen genauer anzuschauen“, erklärt dr. torsten wappler, privatdo- zent am steinmann institut. die urzeit-bienen wussten augen- scheinlich, bei welchen pflanzen sie besonders erfolgreich sammeln konnten. sie flogen daher haupt- sächlich diese blüten an. wenn sie auf dem weg dorthin selbst hunger bekamen, ließen sie sich auf pflan- zen an ihrer flugroute nieder und naschten von deren nektar. „für die bienen war das eine vorteilhafte strategie“, betont dr. wappler. „sie vergeudeten keine zeit mit der su- che nach besonders schmackhafter oder gehaltvoller nahrung.“ 50 jahre institut für human- genetik vor einem halben jahrhundert etab- lierte sich an der universität bonn die humangenetik. das institut hat sich zu einem zentrum des forschungs- schwerpunktes genetische medizin 4dr.-ing. roelof rietbroek mit einer globalen darstel- lung des meeres- spiegelanstiegs am computer- bildschirm. foto: ag wappler/uni bonn 5das bild zeigt zwei fossile bienen. und genetische epidemiologie der medizinischen fakultät mit großer nationaler und internationaler aus- strahlung entwickelt. es ist maßgeb- lich an der untersuchung von erbli- chen krankheitsursachen, ihrer diag- nose und therapie beteiligt. von krebs über fehlbildungen, de- pression und schizophrenie bis hin zum erblich bedingten haarausfall – an vielen erkrankungen sind geneti- sche faktoren beteiligt. „in den aller- meisten fällen ist aber nicht ein einzelnes gen der auslöser – häufig tragen eine vielzahl von genen zusam- men mit umwelteinflüssen zu den er- krankungsrisiken bei“, sagt instituts- direktor prof. dr. markus nöthen. mit groß angelegten studien fahn- den die wissenschaftler nach den genen, die an einer bestimmten krankheit beteiligt sind. häufig sind blutproben von mehreren zehntau- senden patienten und zum vergleich von noch mehr kontrollpersonen notwendig. das weltweite netzwerk der humangenetiker ist deshalb rie- sig: an manchen studien sind hun- derte autoren beteiligt, die sich zu großen forschungskonsortien zu- sammenschließen.
kompakt 17 forsch 1/2016 universitätbonn 5privatdozentin dr. sandra blaess freut sich über das heisenberg- stipendium. foto: katharina wislsperger/ukom ukb neurobiologin der uni bonn erhält begehrte förderung die privatdozentin dr. sandra blaess vom institut für rekonstruktive neu- robiologie und vom life & brain zen- trum wird mit einem begehrten hei- senberg-stipendium der deutschen forschungsgemeinschaft (dfg) ge- fördert. „ich freue mich sehr über das sti- pendium, das es mir ermöglicht, meine wissenschaftliche arbeit in bonn fortzusetzen und meine for- schungsprojekte mit einer längerfris- tigen perspektive umzusetzen“, sagt dr. blaess. die neurobiologin unter- sucht dopamin-nervenzellen des mit- telhirns, die bewegungsabläufe, das belohnungsverhalten und die infor- mationsverarbeitung beeinflussen. schädigungen oder veränderungen im dopamin-system stehen in zu- sammenhang mit häufig vorkom- menden erkrankungen wie parkin- son, adhs und schizophrenie. berufliches ziel der forscherin ist eine professur in den neurowissen- schaften oder der entwicklungsbiolo- gie. „das stipendium wird es mir er- möglichen, mich weiter auf eine solche wissenschaftliche leitungspo- sition vorzubereiten und meine for- schungsexpertise weiter auszubau- en“, blickt die verheiratete mutter eines dreijährigen sohnes in die zu- kunft. sandra blaess studierte molekular- biologie in basel und promovierte dort in zellbiologie. mehrere jahre forschte sie an der new york univer- sity school of medicine und am me- morial sloan kettering cancer cen- ter (usa), bevor sie mit einer förderung durch das nrw-rückkeh- rerprogramm nach bonn kam und eine eigene forschungsgruppe auf- baute. vor und nach der habilitation wurde sie unter anderem auch mit dem maria von linden-programm der universität bonn gefördert. das an- gebot unterstützt frauen auf ihrem weg in die wissenschaft finanziell und mit einem speziellen mentoring- und trainingsprogramm. 3prof. dr. dr. med. rené hurlemann und nina marsh unter- suchen den einfluss des bindungshormons oxytocin. oxytocin beflügelt die spendenneigung nachhaltigkeit wird heutzutage groß geschrieben. wie viel menschen dafür vom eigenen geld abzugeben bereit sind, hängt vom oxytocin-spiegel ab. die spendenneigung steigt mit der menge dieses bindungshormons, ha- ben wissenschaftler des bonner uni- versitätsklinikums herausgefunden. allerdings entfaltet das oxytocin nur seine wirkung, wenn es um soziale nachhaltigkeitsprojekte geht. han- delt es sich um rein ökologisch ausge- richtete vorhaben, steigert das hor- mon die fähigkeit zum teilen nicht. provenienzforschung das thema raubkunst ist aktuell wie lange nicht mehr – ob es um von den nationalsozialisten geraubte kunst- schätze geht oder den antikenhandel des „is“. auf der höhe der zeit ist daher auch die initiative der alfried krupp von bohlen und halbach-stif- tung, die an der universität bonn zwei neue stiftungslehrstühle einrich- tet, darunter den bundesweit ersten lehrstuhl zur provenienzforschung, und einen weiteren zum kunstrecht und zum kulturgutschutz. die erste der beiden alfried krupp- stiftungsprofessuren wird in der phi- losophischen fakultät am institut für kunstgeschichte angegliedert sein, die zweite in der rechts- und staats- wissenschaftlichen fakultät. am insti- tut für kunstgeschichte sollen dabei provenienzforschung und die ge- schichte des sammelns im zentrum der forschung stehen. die rechtswis- senschaftliche forschung soll sich mit fragen des kunst- und kulturgut- schutzrechts befassen. die krupp-stiftung stattet die stif- tungslehrstühle für den zeitraum von fünf jahren mit jeweils einer million euro an fördermitteln aus. die universität bonn hat zugesagt, die beiden lehrstühle danach dau- erhaft weiterzuführen. „unter oxytocin-einfluss kommt es zu einer verschiebung der prioritä- ten zugunsten sozialer uneigennüt- zigkeit“, sagt nina marsh aus dem team von prof. dr. dr. med. rené hurlemann, direktor der abteilung für medizinische psychologie an der klinik und poliklinik für psychiatrie und psychotherapie. prof. hurle- manns fazit: „wenn für ökologische projekte unterstützung benötigt wird, sollte die soziale botschaft des vorhabens in den vordergrund ge- stellt werden, um auch diejenigen menschen zu erreichen, die erhöhte oxytocin-spiegel aufweisen.“ foto: katharina wislsperger/ukom ukb
18 forsch 1/2016 universitätbonn forschen spektakulärer fossilfund rückenhaare des ursäugetiers sind zu stacheln verwachsen ein internationales forscherteam unter beteiligung der universität bonn hat einen ungewöhnlichen fossilfund aus der kreidezeit untersucht. der 125 millionen jahre alte maus- bis rattengroße säuger litt möglicherweise unter einer pilzinfektion der haare. bei dem kreidezeitlichen säuge- tier sind die rückenhaare zu kleinen stacheln verschmolzen. sie ähneln denen eines igels, sind aber viel klei- ner. ihnen verdankt der kleinsäuger seinen namen spinolestes (von spinosus lat. = stachelig). es ist das erste mal, dass paläontologen bei einem fossil- fund aus dem erdmittelalter stacheln nachweisen konnten. die rückenhaut des tieres war zudem teilweise mit kleinen hornigen plättchen bedeckt. „wir kennen diese merkmale von den heutigen stachel- mäusen aus afrika und kleinasien“, erklärt prof. dr. thomas martin vom steinmann-institut für geologie, mi- neralogie und paläontologie. wenn sie von einem räuber am rü- cken gepackt werden, lösen sich die stacheln von der haut ab. die maus kann fliehen, der angreifer hat das nachsehen. möglicherweise erfüllten diese strukturen bei spinolestes einen ähnlichen zweck. stabiler rücken mit den mäusen ist spinolestes allerdings nur sehr entfernt verwandt. „wir können den fund keiner heute lebenden säugergruppe zuordnen“, betont prof. martin. das gilt auch für eine besonderheit der wirbelsäule: die einzelnen wirbel verfügen über fortsätze, durch die sie miteinander verschränkt sind. dadurch war der rücken von spinolestes außerge- wöhnlich belastbar – warum, darüber lässt sich nur spekulieren. ähnliche strukturen finden sich heute zum bei- spiel bei der afrikanischen panzer- spitzmaus. sie nutzt ihren robusten rücken, um damit palmwedel vom stamm des baumes wegzustemmen. so gelangt sie an insektenlarven, die zwischen den ansatzstellen der wedel und dem stamm leben. der fund stammt von der fossil- lagerstätte las hoyas in spanien, die bislang vor allem für ihre gut erhalte- nen vogel- und reptil-fossilien be- kannt war. besonders begeistert sind die wissenschaftler vom hervorragen- den zustand des fossils, insbesondere des versteinerten fells. „das ist bis- lang völlig beispiellos“, freut sich prof. martin. zusammen mit seinen kollegen aus spanien, frankreich und den usa untersuchte er die haare en détail. dabei fanden die wissen- schaftler unter anderem auch verän- derungen, die auf eine pilzerkrankung des fells schließen lassen. möglicher- weise litten die ursäuger also bereits unter ähnlichen krankheiten wie ihre nachfahren heute. frank luerweg video-podcast: https://youtu.be/8i7kxfirpsm 6lebendrekonstruktion des ursäugers spinolestes im kreide- zeitlichen las hoyas feuchtbiotop. zeichnung: oscar sanisidro (mit genehmigung der nature publishing group)
19 forsch 1/2016 universitätbonn forschen streit über glaubensrichtungen forscher untersuchen die akten des konzils von ephesus evangelische theologen und klassische philologen wollen die protokolle des konzils von ephesus aus dem jahr 431 erstmals vollständig übersetzen und kommentieren. die deutsche forschungsgemeinschaft fördert das langzeitvorhaben in den nächsten zehn jahren mit rund 1,6 millionen euro. wenn es um grundsätzliche glau- bensfragen ging, trafen sich vertreter der verschiedenen christlichen religi- onen auf einem konzil und versuchten, zu einer allgemeingültigen einigung zu kommen. im ersten jahrtausend fanden sieben solcher bischofsver- sammlungen der gesamten kirche, die man später als ökumenische konzilien bezeichnete, statt – die erste in nizäa im jahr 325 und die zweite in konstan- tinopel (381). „von diesen beiden sind keine pro- tokolle überliefert, deshalb hat das drit- te konzil, das 431 in ephesus abgehal- ten wurde, eine so große bedeutung für die kirchengeschichtsforschung“, sagt prof. dr. wolfram kinzig vom evangelisch-theologischen seminar. die protokolle geben erstmals einen einblick, wie auf den konzilien in der spätantike verhandelt wurde und was die menschen in glaubensfragen da- mals tief bewegt hat. der verhandlung von hunderten geistlichen war ein streit zwischen verschiedenen theologischen schu- len über die frage, wer jesus chris- tus sei, vorausgegangen. nestorius, der patriarch von konstantinopel, versuchte zwischen ihnen zu vermit- teln und vertrat dabei die auffas- sung, maria habe weder einen bloßen menschen noch einen gott geboren, weshalb er die rede von ihr als der „christusgebärerin“ bevorzugte. der patriarch von alexandria, kyrill, war hingegen überzeugt, dass die jesus- mutter in erster linie einen gott zur welt gebracht habe und deshalb als „gottesgebärerin“ bezeichnet wer- den könne. beide wandten sich an den oströ- mischen kaiser theodosius ii., der zur klärung der streitfrage ein reichs- weites konzil nach ephesus einberief. die versammlung führte jedoch nicht zum erwünschten ziel, sondern zu ei- ner eskalation des streites. schließ- lich ließ theodosius ii. die beiden streithähne nestorius und kyrill ihrer ämter entheben und ins gefängnis werfen. „kyrill hat viel geld bezahlt, um wieder freizukommen“, berichtet prof. kinzig. „nestorius wurde dagegen in ein kloster abgeschoben.“ jahre später gelang doch noch eine einigung: die dann allgemeingültige kirchenformel besagte, dass jesus zugleich ein voll- kommener gott und ein vollkommener mensch mit seele und leidensvermö- gen sei. „von daher war das konzil von ephesus zunächst ein misserfolg, aber ebenso eine durchgangsstation für eine in den kirchen weithin akzep- tierte sprachregelung“, zieht der for- scher ein fazit. prof. kinzig will nun die unterla- gen zu ephesus mit einem team aus klassischen philologen erstmals voll- ständig übersetzen und kommentie- ren. unter der leitung des gräzisten dr. thomas brüggemann sollen zwei promovierte wissenschaftler die pro- tokolle des konzils von ephesus sys- tematisch in deutscher sprache zu- gänglich machen. neben einer buchausgabe soll die edition auch auf einer online-plattform interessierten wissenschaftlern zur verfügung ge- stellt werden. das projekt erfordert einen langen atem: rund 1.800 sei- ten an griechischen und lateinischen akten liegen vor. johannes seiler 3prof. dr. wolfram kinzig (rechts) und dr. thomas brügge- mann vom evangelisch- theologischen seminar inmitten der bände mit konzilsakten – rund 1.800 seiten. foto: volker lannert
kompakt 20 forsch 1/2016 universitätbonn forschen zwei neue graduierten- kollegs in der medizin die universität bonn und die mel- bourne university als führende uni- versität australiens richten ein neues internationales graduiertenkolleg ein, in dem wissenschaftler beider uni- versitäten gemeinsam promotions- studenten zum doktorgrad führen. der austausch der doktoranden zwi- schen den beiden universitäten spielt dabei eine große rolle. inhaltlich geht es um immunabwehrmechanismen gegen krankheitserreger wie influen- za, malaria oder salmonellen und um verbesserte impfstrategien. die deutsche forschungsgemein- schaft (dfg) fördert das kolleg ab april 2016 für zunächst 4,5 jahre. „die zusammenarbeit mit einer so ausgezeichneten universität wie mel- bourne wird nicht nur unsere wissen- schaftliche stärke enorm erhöhen, vor allem wird sie unseren studieren- den noch bessere ausbildungs- und forschungsbedingungen eröffnen“, sagt der sprecher des neuen kollegs, prof. dr. med. christian kurts vom institut für experimentelle immuno- logie. darüber hinaus wurde die neue graduiertenschule clinical and popu- lation science (cps) an der universi- tät bonn gegründet. sie bietet dok- toranden ein internationales, for- schungsorientiertes ausbildungspro- gramm und vermittelt alle aspekte der patientenorientierten klinischen 5privatdozentin dr. christiane dahl und dr. fabian grein am anaerobenzelt. es schützt die proteine aus sulfatatmenden mikroorganismen vor schädlichem luftsauerstoff. wie urbakterien atmen seit milliarden von jahren nutzen be- stimmte mikroorganismen nicht sau- erstoff zum atmen, sondern sulfat. wer bei einer wattwanderung mit den gummistiefeln im schlick herum- streift, riecht ihn sofort: den geruch nach faulen eiern. er rührt vom schwefelwasserstoff her, den winzige bakterien im meeressediment produ- zieren. „es handelt sich dabei um ei- nen uralten prozess, der schon vor mehr als drei milliarden jahren funkti- onierte – lange bevor erste pflanzen und tiere unseren planeten besiedel- ten“, berichtet privatdozentin dr. christiane dahl vom institut für mikro- biologie & biotechnologie. mit den cy- anobakterien und später den grünen pflanzen kam der sauerstoff auf die erde – doch auch schon vorher er- schlossen sich mikroorganismen durch atmung energie. statt sauer- stoff nutzen sie sulfat, dass sie zu übel riechendem schwefelwasser- stoff reduzieren. bisher ging die wissenschaft davon aus, dass es auf dem weg vom sul- fat zum schwefelwasserstoff nur drei schritte gibt. einer dieser schritte ist die reduktion von sulfit, an dem das enzym sulfitreduktase (dsrab) beteiligt ist. das internatio- nale forscherteam untersuchte die- sen wichtigen prozess am urbakte- rium archaeoglobus fulgidus, das vor allem in vulkangebieten vorkommt. der aus dem sulfit stammende schwefel wird gar nicht sofort von der sulfitreduktase als schwefelwasser- stoff freigesetzt, sondern erst einmal vom protein dsrc wie in einer brücke zwischen zwei schwefelatomen festge- halten. ein weiteres protein in der zell- membran des bakteriums setzt den schwefel wieder frei. dabei wird ener- gie für das wachstum der mikroorga- nismen zur verfügung gestellt. „das ist der bislang unbekannte, aber umso wichtigere biochemische schritt bei der energiegewinnung durch atmung“, sagt die mikrobiologin. dr. fabian grein, der bei dr. dahl an der universität bonn promovierte, wies während seiner postdoc-phase im labor von prof. dr. inês a. c. pe- reira in lissabon nach, dass das im reagenzglas untersuchte prinzip genauso in sulfatatmendenden mik- roorganismen abläuft – wie etwa dem bakterium desulfovibrio vulgaris. „wenn wir das dsrc-protein in seiner menge herunterregelten, dann wuchs das bakterium deutlich schlechter, weil die sulfatatmung stark einge- schränkt war“, berichtet dr. grein. dieses bakterium ist von besonderer bedeutung, da es auch im menschli- chen verdauungstrakt vorkommt und hier entzündliche erkrankungen hervorrufen kann. forschung und der epidemiologie mit einem methodischen schwerpunkt auf genetik, bildgebende verfahren und biostatistik. „mit der gründung der graduierten- schule nehmen wir eine vorreiterrolle ein, da die ausbildung von wissen- schaftlichem nachwuchs in diesem bereich in deutschland bisher ver- nachlässigt wurde“, sagt sprecher prof. dr. thomas klockgether, direk- tor der klinik für neurologie. ein ziel ist die übertragung wissenschaftli- cher erkenntnisse in klinische anwen- dungen. damit schärft die graduier- tenschule cps das wissenschaft- liche profil der medizinischen fakul- tät und führt die verschiedenen medi- zinischen disziplinen zusammen. foto: barbara frommann
21 forsch 1/2016 universitätbonn forschen zäher winzling dürren können indischer grasart nichts anhaben das winzige gras oropetium thomaeum kann fast vollständig austrocknen, ohne schaden zu nehmen. forscher haben nun das erbgut der pflanze in bislang unerreichter genauigkeit entschlüsselt. das nur wenige zentimeter winzi- ge gras ist ein wahrer überlebens- künstler: oropetium thomaeum stammt aus indien und hat sich an ausgeprägte dürre angepasst. „diese gras-spezies kann bis zu 95 prozent ihres wasserge- haltes verlieren und bleibt trotzdem überlebensfähig“, sagt prof. dr. doro- thea bartels vom institut für molekula- re physiologie und biotechnologie der pflanzen. „das ist bei den gefäßpflan- zen ein rekord!“ wissenschaftler des donald dan- forth plant science center in st. louis im us-bundesstaat missouri und ihre kollegen von anderen amerikanischen instituten haben nun mit einer neuarti- gen methode das komplette erbgut dieses graswinzlings entschlüsselt. die forscher bestimmten die abfolge der buchstaben des genetischen codes, indem sie aus einzelnen segmenten den kompletten dna-strang rekonst- ruierten. das funktionierte in etwa, wie wenn man eine zerrissene zeitung aus ihren schnipseln zusammensetzt: sind die fetzen besonders klein, passieren bei der rekonstruktion häufiger feh- ler, als wenn die stücke größer sind und man prüfen kann, ob der über mehrere papierschnipsel hinweglau- fende text einen sinn ergibt. ganz ähnlich gingen die wissen- schaftler mit ihrer methode vor. „mit unserer technologie ist es uns gelun- gen, viel längere sequenzen zu entzif- fern als gewöhnlich. dadurch ist un- sere entschlüsselungsmethode deut- lich genauer als bislang erfolgte se- quenzierungen“, sagt dr. todd c. mockler vom donald danforth plant science center. prof. bartels von der universität bonn stellte anhand der genauen kartierung des oropetium- erbguts fest, dass die dürreresistente pflanze mit nur 28.466 proteincodie- renden genen über das kleinste bis- lang entzifferte gras-genom verfügt. mais, weizen und gerste haben deut- lich längere dna-abfolgen. aber das war nicht die einzige be- sonderheit, die die wissenschaftler im erbgut des mini-grases entdeckten: „sequenzen, die bestimmte schutz- stoffe codieren, kommen besonders häufig im genom von oropetium tho- maeum vor“, berichtet prof. bartels. solche gensequenzen sind in zahlrei- chen pflanzen vertreten – in oropetium sind sie aber besonders stark ausge- prägt. diese pflanze verfügt damit im erbgut über eine wirkungsvolle blau- pause für schützende proteine und kohlenhydrate, die dafür sorgen, dass empfindliche zellstrukturen des gra- ses bei starker austrocknung keinen schaden nehmen. als fernziel schwebt dem for- scherteam vor, anhand des oropeti- um-erbguts noch mehr über die me- chanismen der dürreresistenz zu erfahren und irgendwann einmal auf wichtige landwirtschaftliche kultur- pflanzen wie mais, gerste oder wei- zen zu übertragen. johannes seiler 5prof. dr. dorothea bartels mit dem gras oropetium thomaeum in der anzuchtkammer des instituts für molekulare physiologie und biotechnologie der pflanzen. foto: barbara frommann
foto: volker lannert 22 forsch 1/2016 universitätbonn forschen kultur im brennpunkt der perspektiven zehn jahre zentrum für kulturwissenschaft/cultural studies 5prof. dr. sabine sielke: „zentrales anliegen ist auch die förderung wissenschaftlichen nachwuchses.“ seit zehn jahren führen unterschiedlichste disziplinen einen produktiven dialog über die vielfalt ihrer kulturbegriffe und ansätze kulturwissen- schaftlicher forschung. kaum eine wissenschaftliche fra- gestellung lässt sich aus der perspekti- ve eines einzelnen fachs beantworten. das gilt für die fragen der kulturwis- senschaft in besonderer weise. „unser dialog über die vielschichtigen pro- zesse, die wir kultur nennen, vertieft die interdisziplinäre kooperation zwi- schen geistes- und sozialwissen- schaftlern und geographen, findet aber auch an schnittstellen zu naturwissen- schaften und medizin statt“, sagt die sprecherin prof. dr. sabine sielke vom institut füranglistik,amerikanis- tik und keltologie. dabei wandelt sich auch das profil der kulturwissenschaft. vor mehr als zehn jahren, im ok- tober 2005, wurde das zentrum ge- gründet. inzwischen sind fachvertreter aus acht instituten an der projektarbeit beteiligt. ihre expertise reicht von der germanistik, komparatistik und ang- listik über die archäologie und kultur- anthropologie, die orient- und asien- wissenschaften und die medien- und musikwissenschaften bis zu den nord- amerikastudien, zur politik- und ge- schichtswissenschaft, soziologie und geographie. „unsere zusammenarbeit ermög- licht es, die jeweiligen interessen kultur- wissenschaftlicher forschung und leh- re miteinander zu vernetzen und damit auch zu stärken“, sagt prof. sielke. gleichzeitig ist das zentrum selbst durch intensiven wissenschaftlichen austausch regional und weltweit bes- tens vernetzt. zentrales anliegen ist dabei auch die förderung wissen- schaftlichen nachwuchses in einem interdisziplinären umfeld. das dokto- randen- und habilitandenkolloquium zielt auf die intensive diskussion me- thodischer ansätze und problemstel- lungen kulturwisseschaftlicher for- schung. das promotionsfach „kultur- wissenschaft“ wurde eigens vom zen- trum initiiert und ermöglicht eine ver- ortung dezidiert transdisziplinärer projekte. musik, medienästhetik, mimikry vortragsreihen, symposien und podiumsdiskussionen ergänzen die forschungsaktivitäten des zentrums, die seit 2005 unter anderem die deut- sche musikkultur im östlichen europa und die medienästhetik von erinne- rungskulturen beleuchtet haben. das forschungsprojekt „mimikry als kom- munikation“ stellt unter beweis, wie produktiv der austausch mit biologen und medizinern sein kann. denn der begriff mimikry hat in den letzten vier jahrzehnten als analysekategorie der geistes- und sozialwissenschaften zu- nehmend an relevanz gewonnen. „mimikry ist nicht bloße täuschung“, sagt prof. sielke, „sondern ein wichti- ges moment von kommunikationspro- zessen“. wenn sich beispielsweise menschen oder gruppen aufeinander einlassen, kann die nachahmung von mimik, gestik oder kulturtechniken unter anderem sympathie und einver- ständnis, aber auch kritik signalisieren. flirt mit der vergangenheit in zukunft will sich das zentrum für kulturwissenschaften noch stärker mit dem thema „nostalgie“ befassen. lange hatte dieser rückblick – ähnlich wie kitsch – einen schlechten ruf, doch nun ist nostalgie kult. die kultur der gegenwart flirtet mit einer idealisierten vergangenheit, was sich zum beispiel in der omnipräsenz von gebrauchsge- genständen im retro-look manifestiert, schreiben die wissenschaftler treffend im internetauftritt des zentrums. „kein mensch möchte heute einen toaster mit der technik der 1950er jahren nutzen“, sagt prof. sielke. „aktuellste technolo- gie im retrodesign dagegen verkauft sich bestens.“ offenbar sei die nostal- gie in unserer schnelllebigen zeit ein mittel, um die dahineilenden uhrzeiger durch rückbesinnung auf eine schein- bar ruhigere zeit ein stückchen zu bremsen. wie aber entstehen zeit-räu- me, die wir als ‚nostalgisch‘ identifizie- ren? dies ist nur eine der fragen, die das zentrum im interdisziplinären dia- log zu beantworten sucht. johannes seiler informationen im internet: https://www.zfkw.uni-bonn.de 6nostalgie ist eines der aktuellen themen interdisziplinärer zusammenarbeit im zentrum für kultur- wissenschaft. foto: africa studio/fotolia.com
23 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren perfekte eintrittskarte für den beruf nicolai pechsteins prüfungsprojekt „arbeitet“ nun in chile an der weiterentwicklung von lichtscheiben-mikroskopen arbeitet das team in der biophysikalischen chemie schon lange. davon profitieren auch die studenten: ein paar von ihnen haben erheblichen anteil daran und sich so ganz objektbezogen auch auf gebieten geübt, mit denen sie vorher nichts oder wenig zu tun hatten. prof. dr. ulrich kubitscheck er- klärt, was lichtscheiben-mikroskope auszeichnet: „sie eignen sich auch für größere proben, beleuchten sie beson- ders schonend und erzeugen mit hilfe eines fokussierten laserstrahls optische schnitte.“ interessant ist das zum bei- spiel für die forschung zu neurodege- neration und entwicklungsbiologie, objekte sind lebende mücken- und fischlarven oder auch durch chemische prozesse transparent gemachte mäuse- gehirne, die ebene für ebene tomogra- phisch abgebildet werden. als abschlussarbeit entstand ein ganz neues gerät, das nun an der staat- lichen universität von santiago de chi- le genutzt wird. dabei halfen auch ein paar zufälle: prof. kubitscheck hatte einen studienkollegen wiedergetroffen, der dort professor ist. in santiago brauchte man ein lichtscheiben-mikro- skop, das mehr können sollte als han- delsübliche: proben nicht nur von zwei seiten zu beleuchten, sondern sie auch senkrecht zur beleuchtung von zwei seiten abzubilden. hier kam nicolai pechstein ins spiel: weil er für das diplom in physik ein nebenfach brauchte, wählte er die physikalische chemie. als prof. kubit- scheck die anfrage aus chile erhielt, brauchte er nicht lange nach einem ak- teur zu suchen – und der student über- legte nicht lange: „passt!“ ein vorgänger habe gute vorar- beit geleistet, ein grobes konzept und eine liste größerer komponenten stand, erzählt pechstein. er selbst hat sich erstmal eingearbeitet, viel gele- sen, wissen aus dem grundstudium vertieft. was braucht man noch, was ist stabil genug? „und ich habe mir selbst beigebracht, technische zeich- nungen am pc in 3d zu machen. das hat manche wochenendschicht gekos- tet – aber gerne und mit spaß. man wächst rein und lernt viel!“ nur von sehr komplexen steue- rungsprogrammen habe er wenig ah- nung. als das mikroskop nach etwa einem dreivierteljahr mechanisch und optisch stand, kam daher doktorand alexander harder ins boot: er kannte sich mit programmiersprachen aus und beherrscht die computersteuerung von elektromechanischen bauteilen. wie- der eine glückliche fügung. schweißperlen kurz vor abgabe besondere herausforderung war dieabstimmung der scanprozesse bei wechselnden seiten der aufnahme. in den letzten drei monaten haben die beiden studenten sehr intensiv zu- sammen gearbeitet und mussten mehrfach auf dringend benötigte bau- teile warten. „kurz vor abgabe hatte ich wirklich schweißperlen auf der stirn!“ sagt pechstein. die mittel für bauteile sowie den transport brachte die uni in chile auf. die feinmechanikerwerkstatt in der physikalischen chemie war ein wichtiger partner für die studenten und hat eigene ideen eingebracht, wie man komponenten besser, stabi- ler und genauer gestalten kann. an- sonsten ist das neue lichtscheiben- mikroskop eine prüfungsleistung – und da die teile mehr können als vorher, eine neue funktionalität ha- ben, ist es pechsteins eigentum. er hat es per abtretungsvertrag nach chile übergeben. ihr empfindliches „baby“ ver- packten nicolai pechstein und alex- ander harder selbst besonders sorg- fältig für den transport: in viel styropor auf vier hoch beladenen europaletten. und sie flogen ge- meinsam nach chile, um das gerät dort zusammenzubauen und mit dem neuen nutzer auszuprobieren. „wir sind geblieben, bis die erste fischlar- ve deutlich zu sehen war!“ lachen sie. danach gingen sie erleichtert auf kurze, aber sehr intensive entde- ckungsreise einschließlich valparai- so und atacama-wüste. nicolai pechstein ist jetzt in mün- chen. er hat gerade bei seinem ersten arbeitgeber angefangen, einem klei- neren unternehmen, das mikroskope herstellt und benutzerfreundliche be- dienoberflächen entwickelt. das an- forderungsprofil passte, und natürlich hat seine abschlussarbeit eindruck gemacht. „ich nehme an, das war letztlich meine eintrittskarte.“ er be- kam sogar das angebot, parallel in münchen zu promovieren. prof. kubitscheck zeigt stolz die schriftliche abschlussarbeit seines prüflings. das lichtscheiben-mikros- kop wird im märz offiziell übergeben, dann ist er selbst dabei. ihr „chile- projekt“ jedenfalls hat alle bonner akteure besonders zusammenge- schweißt: „wir bleiben definitiv in kontakt!“ ulrike eva klopp 5sie haben’s gemacht: nicolai pechstein (l.) und alexander harder. ihr lichtscheiben-mikro- skop – ähnlich wie dieses – haben sie selbst nach chile begleitet und dort aufgebaut. foto: ulrike-eva klopp
24 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren lisa brokemper will lehrerin für mathematik und physik werden – und sie ist buchautorin. die idee zu ihrem debüt-roman „regenzeitversuchung“ brachte sie von einem freiwilligen-einsatz in thailand mit. nach der leipziger buchmesse stellte die 24-jährige ihn in bonn beim rheinischen lesefest „käpt‘n book“ auch schülerinnen vor, die sie aus dem praxisse- mester kennt. „ich schreibe, seit ich schreiben kann“ lehramts-studentin lisa brokemper als autorin auf der buchmesse lisa brokemper freut sich, die lesung ist gut gelaufen. „ich schrei- be, seit ich schreiben kann“, sagt sie. aber dass es vom hobby bis zur ver- öffentlichung eines buchs kommen würde, hat sie nicht geglaubt. auf der leipziger buchmesse musste sie ge- gen eine hohe geräuschkulisse anle- sen und sich nicht von „laufhörern“ irritieren lassen. „das war anstren- gend – aber als ich hinterher etliche bücher signieren durfte, echtes auto- renfeeling!“ erzählt die studentin. ungeteilte aufmerksamkeit genoss sie beim käpt’n book-lesefest für kinder und jugendliche in bonn. be- sonders spannend war es, weil sie mit zwei schulklassen genau ihre ziel- gruppe vor sich hatte und viele der jungen mädchen kannte: bis zum januar machte sie am clara-fey- gymnasium ihr praxis- semester. kurz, aber intensiv: lehrerfahrung in thailand zwischen abi und uni arbeitete lisa brokemper fünf intensive wo- chen als freiwillige in einem dorf nördlich der thailändischen hauptstadt bangkok. „man muss kein halbes oder ganzes jahr im ausland sein“, gibt sie den jungen zuhörinnen mit. ihr hätten diese wochen viel gebracht: nicht nur die idee zu ihrem roman „regenzeit- versuchung“, sondern auch lebens- und lehrerfahrung. denn lisa brokemper gab englisch-unterricht in einer schule. „jemandem etwas beizu- bringen, dessen sprache man nicht be- herrscht, war eine tolle herausforde- rung. aber die kinder machten gerne mit, in thailand ist es nicht selbstver- ständlich – und nicht wie für einige bei uns manchmal lästige pflicht – zur schule zu gehen.“ außerdem half sie in einem waisenhaus bei re- novierungsarbeiten. eigene erlebnisse hat sie in den roman über die 20-jährige jana eingebracht, die nach einem abgebroche- nen studium vor ihremalltag und zukunftsfragen ins aus- landsjahr nach thailand „flieht“, sich in einer anderen kultur und mit sich selbst zu- rechtfinden lernt. die beziehungsgeschichte – wie sie zu jedem roman gehöre – ist jedoch fikti- on, nimmt die autorin eine immer wie- der gestellte frage voraus. mit dem fertigen manuskript kas- sierte lisa brokemper erstmalabsagen. dem leipziger verlag edition hamou- da – motto: bücher aus aller welt – ge- fiel ihr roman. mit einer lektorin über- arbeitete sie ihr manuskript bis zur druckreife: „ich fand das sehr kons- truktiv und habe mich in der rolle der lernenden gut aufgehoben gefühlt.“ nun loben leser ihre warmherzige dar- stellung, nachdenklich machende ver- gleiche mit europa und die plastische beschreibung des landes. „warum wollen sie überhaupt noch lehrerin werden?“ im lehramtsstudium mathe und physik gehört lisa brokemper zur ers- ten generation seit wiedereinführung in bonn. trotz deutlich erhöhtem pra- xisanteil hätte sie gern schon früher mehr zu unterrichtsplanung gelernt als erst im referendariat: das lehramt wäre gut für eine duale ausbildung, meint sie. „aber in physik wird viel wert auf unsere meinung gelegt und anregungen wurden schon umge- setzt.“ besonders mädchen möchte sie für mathe und physik begeistern. seit 2014 trainiert sie im fundamint sti- pendiatenprogramm der telekom stif- tung, schwierige inhalte spielerisch zu vermitteln. eine schülerin fragte, warum sie als buchautorin überhaupt noch lehre- rin werden wolle. „weil ein buch noch keine karriere als autor verspricht – und weil ich meine fächer liebe! je län- ger das praxissemester dauert, desto mehr respekt habe ich vor dem lehrer- beruf.“ am liebsten würde sie beides erfolgreich verbinden. das zweite manuskript ist schon fertig, für das sie einen verlag sucht: dieses mal geht es um die flucht ihrer großmutter im zwei- ten weltkrieg. nun steht die masterarbeit an. ulrike eva klopp 4„mitbringsel“ aus thailand: die idee zu lisa brokempers erstem roman. zwischen abi und lehramtsstudium arbeitete sie in einer dorfschule und einem waisenhaus in thailand. foto: ulrike-eva klopp
25 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren angehende lehrer helfen kindern „german angel“: einsatz, der beiden seiten etwas bringt einer besonderen herausforderung stellen sich lehramtsstudierende seit beginn des wintersemesters: sie unterstützen grundschulkinder mit förderbedarf sprachlich, bei den hausaufgaben und stärken sie im guten umgang miteinander. die „german angel“-initiative arbeitet dafür mit dem bonner zentrum für lehrerbildung und der philosophi- schen fakultät zusammen. michelle bruns ist projektleiterin von „germanangel“. sie hat sich schon während der schule in einem kranken- haus und einem seniorenstift engagiert. im masterstudium an der uni bonn spezialisierte sie sich auf interkulturelle kommunikation. in einer wg junger berufstätiger fand sich mit thomas me- dori ein verbündeter: er kam mit acht jahren aus italien nach deutschland und konnte aus eigener anstrengung, aber auch mit unterstützung sprachli- che defizite ausgleichen. das wollte der wirtschaftswirt weitergeben und initi- ierte die initiative „german angel“. sie wird vom land gefördert, von unter- nehmen durch räumlichkeiten für schulungen oder unterrichtsmaterial unterstützt und wurde von der bonner ideenbörse als modellprojekt für inte- gration prämiert. die gründer holten angehörige und studierende aus bruns‘ früherem institut, auch mit arabisch-kenntnis- sen, ins boot. und sie „netzwerkten“: das bonner zentrum für lehrerbildung war interessiert an einer zusammenar- beit, auf eine rundmail meldeten sich etliche lehramtsstudierende zum mit- machen. „da wusste ich noch gar nicht, dass das als berufsfeldpraktikum anerkannt wird – ich wollte einfach helfen“, sagt lara schnitker, ihr kollege maximilian meiß nickt: „ich war schon vor dem studium in der kinder- und jugendar- beit engagiert, solche kontakte fehlten mir.“ sie sind im dritten und fünften se- mester und gehen wie derzeit 38 weitere mitstudenten aus verschiedenen fä- chern regelmäßig in drei bonner grund- schulen, lernen, arbeiten und spielen mit kindern, die unterstützung brau- chen. von schule zu schule ist die zu- sammensetzung der gruppen unter- schiedlich: flüchtlingskinder – manche sind gerade erst gekommen, andere schon länger in deutschland –, kinder mit migrationshintergrund und aus so- zial schwachen familien. arbeit „an der basis“ eigener schulstufen die studierenden werden durch die projektmitarbeiter der „germanangel“- initiative intensiv auf ihren ehrenamt- lichen einsatz vorbereitet und während ihrer tätigkeit begleitet. so lernen sie im umgang mit den grundschülern, die deutsche sprache zu vermitteln und auf deren besonderen bedürfnisse einzuge- hen. mit einem speziellen programm zum training sozialer kompetenzen unterstützen sie die kinder, ein positi- ves selbstbild und konfliktlösungs- strategien zu finden. die kinder lernen schnell. manche konnten zuerst gar kein deutsch, dieje- nigen, die die sprache schon ganz gut sprechen, haben oft probleme mit dem satzbau und dem schreiben. maximili- an meiß macht vorwiegend hausaufga- benbetreuung, lara schnitker deutsch- unterricht. dabei bauen sie vertrauen auf und üben die balance zwischen nähe und professioneller distanz. richtig verhaltensauffällig erleben die beiden „ihre“ kinder nicht: „unabhän- gig von ihrer herkunft sind sie halt in einem alter, in dem sie auch mal unru- hig und laut sind.“ im beruf sind die studierenden dann zwar in höheren schulstufen tätig – aber zu wissen, wie die basis aus- sieht, helfe dabei sicher. 160 stunden müssen sie im berufsfeldpraktikum ableisten, wie sie sich das aufteilen, ist ihre sache. einarbeitung und schulung auch ganztags am wochenende wer- den anerkannt. alle akteure sind über eine app miteinander verbunden und sorgen auch selbst für vertretung. wenn not am mann ist, springt mi- chelle bruns auch selbst ein. „wenn ich eine gruppe nach einiger zeit wiedersehe, erkenne ich erfolge ganz deutlich und bin immer völlig begeis- tert“ sagt sie. „von den kindern und von den studierenden. da sieht man, warum man das macht!“ ulrike eva klopp informationen: www.german-angel.de 5vertrauen und deutliche fortschritte: maximilian meiß und zwei mitstudentinnen beim einsatz in der karlschule. foto: german angel
26 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren für die ersten studierenden einer familie das förderprogramm „studienkompass“ hilft bei entscheidungen nicht allen studenten ist es recht, wenn ihre eltern meinen, sich mit der uni auszukennen. dennoch kann es den einstieg etwas einfacher machen. denn schon während der schulzeit muss entschieden werden, was man studieren möchte und wo. orientierungshilfen für die ersten in einer familie, die ein studium aufnehmen, gibt das gemeinnützige förderpro- gramm „studienkompass“. jessica schmidt und till moteka gehören zu den studierenden dieser sogenannten „ersten generation“ und werden vom studienkompass geför- dert. das programm begleitet abituri- enten aus nichtakademischen haus- halten vom vorletzten schuljahr bis zum abschluss des ersten studienjah- res. es wurde unter anderem von der stiftung der deutschen wirtschaft und der deutsche bank stiftung ins leben gerufen und richtet sich vor al- lem an jene, die noch unsicher sind, ob ein studium für sie in frage kommt und wenn ja, welches. erfolgsbilanz: 95 prozent der teilnehmer nehmen nach der schule ein studium auf, und 90 prozent geben an, ihr wunschstu- dium gefunden zu haben. die abbre- cherquote der teilnehmer liegt mit fünf prozent weit unter der bundes- weiten abbruchquote für bachelor- studiengänge von 28 prozent. jessica schmidt merkte als nach- hilfelehrerin schnell, wieviel spaß ihr das beibringen machte. während der förderung festigte sich ihr entschluss. till moteka hatte ursprünglich einen ganz anderen berufswunsch. durch den studienkompass konnte er vor- und nachteile abwägen und fand eine alternative. julius hellermann mehr zum programm und den erfahrungen der beiden gibt es im blog-beitrag und unter www.studienkompass.de für nur 39,90 €* inkl. fitness, kurse, getränkelat, functional training, les mills & zumba, solarium, power plates u.v.m. fitness&mehr / healthcity.de franzstraße 38v • 53111 bonn • tel.:0228-68 44 870 • bonn@healthcity.de * nur für neumitglieder bis zur vollendung des 27 lebensjahres / monatl. beitrag bei 21 monaten laufzeit / danach erhöht sich der beitrag auf 49,90 € 6jessica schmidt und till moteka sind die ersten in ihren familien, die studieren. foto: julius hellermann
27 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren vor allem als kulturgruppe versteht sich das team von „hillel hub“: offen für alle, die selbst jüdischen glaubens oder herkunft sind oder sich für das judentum interessieren. drei studierende haben die lokalgruppe gegründet, sie möchten so das bisher wenig ausgeprägte jüdische hochschulleben in bonn stärken. neue jüdische hochschulgruppe studierende wollen auch kontakt zu verschiedenen religionen kontakt: jhg_hillel@uni-bonn.de; www.facebook.com/jhg.hillel.bonn „hillel“ war ein jüdischer schrift- steller, namenspatron für die 1923 in den usa gegründete, weltweit größte jüdisch-universitäre organisa- tion. „hub“ heißt soviel wie lokal- gruppe. die bonner gründeten die medizinstudenten daniel, lea und ilana. die drei haben sich als stipendi- aten des ernst ludwig ehrlich studi- enwerks kennen gelernt. zuerst sprachen sie freunde an, dann gingen sie in die öffentlichkeit. die resonanz auf ihre erste veranstal- tung sei wirklich positiv, erzählen sie: „es waren leute dabei, die wie wir in deutschland geboren sind, aber auch aus ganz verschiedenen ländern, isra- elis, amerikaner…. was uns verbin- det, ist das judentum.“ die gruppe will gemeinsam neue bücher jüdi- scher autoren lesen, ausstellungen besuchen und kontakt zu anderen re- ligionen knüpfen. und es kamen ein- ladungen, zusammen zu arbeiten, zum beispiel von der deutsch-israelischen gesellschaft oder dem avicenna stu- dienwerk und cusanuswerk. koope- rieren will das team auch mit dem in- ternationalen dachverband jüdischer studierender (hillel) und dem ernst ludwig ehrlich studienwerk. gerne will hillel hub tiefer in die geschichte jüdischer dozenten und studierender an der uni bonn und ihre schicksale unter dem nationalsozialistischen re- gime schauen. „deshalb wünschen wir uns auch historiker bei uns.“ vor über 80 jahren gab es drei sehr unterschiedlich ausgerichtete jüdische studierendengruppen in bonn. an der universität existierte seit der zeit des nationalsozialismus ab 1933 keine mehr, während es in der weimarer re- publik noch mindestens drei jüdische studentenverbindungen in bonn gab. „wir sind wieder da“, stellt sich daher das gründerteam vor. „aber bei uns kommen verschiedene ausrichtungen des judentums zusammen.“ unter den bekanntesten persönlich- keiten an der uni finden sich viele mit jüdischer konfession oder herkunft: studierende wie heinrich heine und karl marx oder dozenten wie felix hausdorff, alfred kantorowicz und heinrich hertz. unter den nationalso- zialisten wurden studierende wie ihre lehrer ausgegrenzt und deportiert, viele wurden ermordet. auch in den familien der hillel hub-gründer gab es opfer. „wir sind in deutschland aufgewachsen – insofern kennen wir uns hier aus und fühlen uns zu hause.aber in einer zeit, in der reli- giös bedingte unruhe herrscht, wiegen wir uns auch nicht ganz in sicherheit.“ hillel hub hat zwei facebook-grup- pen. eine ist nur für mitglieder, darüber werden auch treffen verabredet. und nicht alle akteure möchten namentlich genannt und abgebildet werden. simon sagt:„meinen davidstern-anhänger tra- ge ich bewusst und gern, aber er bleibt unter dem pullover.“ ulrike eva klopp junge leute aus den partnerschulen nehmen nicht nur gern an wissen- schaftsrallyes teil – die nächste ist „rund um den hofgarten“ am 16. april – sie gehen auch in der uni bonn auf die „bühne“. auf initiative des kurators der ausstellung über hochgebirgsforschung prof. dr. manfred nutz und lehrerin sabine günther gab es eine lesung: schüler des tannenbusch-gymna- siums trugen texte von heidi über humboldt bis messner vor, von teneriffa über die alpen bis in den himalaya. aus einer neuen partnerschule, dem gymnasium zum altenforst in troisdorf, kommen ende februar drei jungwissenschaftler zum jugend forscht-regionalwettbe- werb 2016 in der aula. mehr dazu gibt es unter: www.junge-uni.bonn.de lebendige schul-partnerschaften 5die medizinstudenten daniel, lea – hier an der gedenkstele für die bonner opfer des nationalsozialismus auf dem kaiserplatz – und ilana haben „hillel hub“ gegründet. foto: ulrike-eva klopp foto: barbara frommann
28 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren lina dietrich studiert agrarwissenschaften und macht ihren master in tierwissenschaft. außerdem gibt sie nachhilfe und hat ein lehrbuch mit übungen herausgebracht, die wirklich helfen – für latein. zwischen stall und alter sprache studentin vermittelt aha-erlebnisse fürs latein-übersetzen lina dietrich liebt latein. aber nur latein wollte sie auch nicht. „die entscheidung für die landwirtschaft und gegen das lehramtsstudium war knapp. aber richtig, auch wenn ich meine begeisterung und mein wissen von ganz besonderen lateinlehrern habe!“ ist sie überzeugt. ihre kennt- nisse der alten sprache helfen beim studium in botanik, biologie und anatomie. „man lernt durch latein aber auch völlig fachunabhängig, strukturiert zu denken, präzise zu le- sen und kritisch zu prüfen“, sagt sie. „das ist besonders bei kontroversen diskussionen wichtig. sonst wird schnell aus annähernd gesagtem die schublade pro oder contra.“ in der landwirtschaft zum beispiel zu ethik oder gentechnik. wer die sprache der alten römer lernt, kämpft immer wieder mit den selben problemen. das hat lina diet- rich immer wieder erlebt, die 23-jäh- rige gibt schon seit vielen jahren nachhilfe. nach vokabeln einen satz zusammenzuraten ist häufig, und man kommt damit vielleicht ein stück weit – aber die richtige funktion eines wortes und damit eine korrekte über- setzung findet man so nicht. als sie merkte, dass ihre erklär- techniken und übungen den schülern zu echten aha-erlebnissen verhalfen, schrieb die 23-jährige sie auf. die ge- sammelten notizen wurden zum buch. ein halbes jahr suchte sie nach einem verleger, dann interessierte sich der pro business verlag für „erfolgsbau- steine latein – endlich richtig überset- zen“. geschrieben hat sie es parallel zu ihrer bachelorarbeit über genetische einflüsse zur milchsynthese bei rin- dern. dabei und bei der veröffentli- chung haben ihr das deutschlandsti- pendium und das honors program der uni bonn geholfen. eine besondere herausforderung war das schreiben der lateinischen texte, die ja zu den übungen passen sollten. qualitätskon- trolle: „ich habe sie mit meinen nach- hilfeschülern übersetzt, um wirklich sicher zu sein, dass das latein fehler- frei ist.“ ulrike eva klopp 6da staunt nino: lina dietrich packt nicht nur auf dem hof von freunden an – sie hat auch ein latein-lehrbuch geschrieben. wenn dr. thoralf räsch mit dem rad unterwegs ist, wirkt das mehrfach. der mathematiker bewegt sich, schont die umwelt, spart parkfläche – und macht werbung für das frühstudium für schüler im programm fordern, fördern, forschen (fff) an der uni: „bring deine zukunft in fahrt!“ „warum nicht das dienstrad für meine zahlreichen fahrten zusätzlich als werbeträger nutzen?“ erzählt der ko- ordinator dieses angebots für schüler, parallel zum unterricht in eins von vielen beteiligten studienfächern an der uni einzusteigen. gedacht, getan. „nun habe ich schon etliche fahrten hinter mir und viele interessierte blicke in der stadt geerntet.“ mehrmals in der woche fährt dr. räsch von der endenicher allee in die innenstadt – zu uni-einrichtungen der verwaltung, zu kollegen aus den fächern, um über schulaktivitäten und natürlich speziell das programm zu sprechen, aber auch zu nahegelegenen schulen. und wenn es gerade nicht rollt, fällt das rad eben stehend auf. infos: www.fff.uni-bonn.de foto: sven dietrich mobil mit mehrfach-wirkung foto: ulrike eva klopp
29 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren die „physikshow“ hat einzelne elemente, die immer wieder vorkom- men und vom publikum inzwischen erwartet werden. dazu gehört die spektakuläre flamme, die aus simp- lem, in die luft geblasenen mehl ent- steht – kompakt wie in der packung reicht der sauerstoff nicht für eine entzündung. von anfang an war dies eins der lieblingsexperimente von peter pauli. oder die durch flüssigen stickstoff extrem tiefgekühlte rose, die wie glas zersplittert, die magneti- sche flüssigkeit und der riesenfun- ken schleudernde tesla-trafo. physik fand peter pauli schon in den ersten klassen des gymnasiums toll, sein besonders engagierter leh- rer machte auch auf die physikshow in der uni aufmerksam. sie richtet sich an besucher von 10 bis 99 jah- ren. „ich weiß aber nicht, ob meine eltern und großeltern davon genau so begeistert waren wie ich“, lacht peter pauli. er jedenfalls fing feuer. im dritten semester erfuhr er, dass er auch selbst mitmachen darf – seitdem ist er mitglied des studentischen teams um prof. dr. herbi dreiner und michael kortmann. in den letzten jahren dachte sich das team immer neue rahmenhand- lungen aus. „bei meinem ersten auf- tritt war ich moderator eines viertei- ligen fernsehprogramms mit james bond, kochshow, dinner for one und im stil von ‚galileo mystery‘“, erzählt pauli. ein anderes mal stand er mit weißem hemd und schwarzer „fliege“ als wissenschaftler der wende zum 20. jahrhundert auf der bühne. der fundus umfasst derzeit 50 bis 60 experimente und wächst ständig. physikshow für flüchtlinge zuletzt zeigten der 25-jährige und seine teamkollegen in einer version von „aladin und die wunderlampe“ unter anderem ein schwebendes schiff, eine plasmazauberkugel sowie eine schlaue art, sand mit einem holzstock zu transportieren. das war eine ganz besondere physikshow: ein- geladen waren flüchtlinge. die ak- teure erklärten auf englisch, ein er- zähler fasste die handlung in arabischer sprache zusammen. im anschluss konnten die zuschauer sel- ber experimente ausprobieren. pro- fessor dreiner erklärt: „die natur ist überall auf der welt und für jeden gleich. deswegen ist die physik eine universelle sprache.“ trotzdem sind physikalische zu- sammenhänge nicht immer leicht zu vermitteln. „wir haben ganz unter- schiedliche altersstufen und viele lai- en im publikum“, sagt pauli. „da lernt man, einfach und verständlich zu er- klären.“ das ganze sei extrem viel ar- beit – neben dem studium gehe das nur bei sehr viel spaß an der sache. der- zeit schreibt er seine masterarbeit in der grundlagenforschung zur hadro- nenphysik. seine „heimspiele“ hat das team im wolfgang paul-hörsaal der uni. aber es zeigte auf einladung des deut- schen museums die „teilchenphysik- show“ auch schon in münchen, war in den italienischen städten triest und pa- dua, außerdem bei vielen kleinen auf- tritten in der umgebung. „die england- fahrt habe ich verpasst, weil ich zu der zeit als erasmusstudent in glasgow war“, bedauert peter pauli. nun ist so- gar eine show-reise nachasien im ge- spräch. ulrike eva klopp 5heute darf peter pauli eins seiner lieblings- experimente selbst durchführen: mit dem bunsenbrenner löst er eine mehlstaub-explosion aus – natürlich nicht ohne schutzbrille und hand- schuhe. foto: ulrike eva klopp informationen: www.physikshow. uni-bonn.de; siehe auch: www.schuelerlabor. uni-bonn.de die physik-zauberer teammitglied peter pauli war schon als schüler bei der physikshow zum ersten mal sah peter pauli die physikshow der uni als schüler der sechsten klasse im bonner ernst moritz arndt-gymnasium. nun ist er fast fertig mit dem masterstudium und seit jahren mitglied des teams. die mehlstaub-flamme ist eins seiner lieblingsexperimente – und des publikums.
kompakt 30 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren foto: sono4students 5ausgezeichnete initiative: ultraschall-training für studierende 4eugenia fabrizi bringt ein theater- seminar in die romanistik. 5janina suhre hat die bonner lokal- gruppe gegen tabak gegründet. nachgefragt: wie ging es bei studentischen initiativen weiter? so ein theater(seminar) eugenia „jenny“ fabrizi hat schon als studentin an der uni theater ge- spielt, bei der letzten bonner thea- ternacht stand sie mit ihrem „ger- man italian french theater“ – kurz g.i.f .t. – auf der bühne. ihr ehemali- ger professor dr. paul geyer saß in der ersten reihe, und nun kommt sie an ihre uni zurück: im sommerse- mester leitet sie ein seminar in der romanistik, das aus dem stück „der fremde“ geworden ist: ma per fare la storia, ci vuole un antagonista! von besser ohne tabak die bonner lokalgruppe der initiati- ve „aufklärung gegen tabak“ hat es geschafft: die studierenden der me- dizin besuchen nicht nur weiterhin mit großem erfolg schulen aus dem bonner umland, um vorteile des nicht-rauchens zu erklären. dabei erreichen sie die schüler durch den geringen altersabstand mehr, als lehrer und eltern es können. sie haben sogar zum wintersemes- ter ein wahlfach anstoßen können: das seminar „tabakprävention“ um- fasst mehrere teile. dazu gehören neben der theorie auch gesprächs- techniken und praktische übungen zur beratung mit einem schauspiel- patienten, drei tage praktikum auf einer station mit hohem anteil an tabak-bedingten erkrankungen und ein schulbesuch im sinne der pri- märprävention. janina suhre hat die lokalgruppe gegründet und koordi- niert die veranstaltung unter verant- wortung von prof. dirk skowasch. foto: suhre ultraschall: sono4students die initiative „sono4students“ sorgt dafür, dass medizinstudenten schon frühzeitig mit- und aneinander das handhaben und ausdeuten von ultra- schall üben können – einschließlich training für notfälle. so viel engage- ment fiel auf: das team erhielt den medizinischen lehrpreis 2015 der fakultäten nrw. florian recker ist der dramatischen lektüre zur insze- nierung und theaterkritik am bei- spiel der produktion „xeno – ovvero l’antagonista”. der besuch einer aufführung einschließlich gespräch mit ensemble, autor und regie ge- hört natürlich dazu. mit dem euro theater central hat das ensemble nun ein „bonner zuhause“, auch das institut français hat interesse an ei- ner zusammenarbeit bekundet – dann steht eine französische version von „xeno“ an. „die ersten 14 teilnehmer sind gera- de durch“, sagt sie. ihre rückmel- dungen zeigen: im neuen wahlfach lernen sie noch mehr argumente ge- gen das rauchen kennen, schätzen den verhaltenstherapeutischen an- satz und entwickeln verständnis: hier steht der patient im mittelpunkt. infos und kontakt: bonn@gegentabak.de www.gegentabak.de foto: ulrike eva klopp sprecher der gruppe: „der preis be- stärkt uns darin, unser angebot noch weiter auszubauen. ein teil des preisgeldes könnte in ein neues e-learning-portal zur ultraschall- lehre gehen.“ seit die forsch 2014 über sono- 4students berichtete, wurde eine eigene sektion für den bereich der studentischen ultraschallausbildung in der deutschen gesellschaft für ultraschall in der medizin (degum) etabliert, die florian recker leitet. „viele entwicklungen im sono4stu- dents-projekt nehmen darüber auch auf nationaler ebene einfluss“, sagt er. in bonn wurde ein neues gerät für die kurse angeschafft, der be- reich der abdomensonographie – die untersuchung des bauchraumes – neu entwickelt und es wurden wei- tere kurse etabliert. die kongress- aktivitäten sind mehr geworden, ein teil der kurse wurde wissenschaft- lich evaluiert. und: zu dem team aus aktuell zwölf tutoren kommen im frühjahr fünf weitere. informationen: http://sono4students.uni-bonn.de
31 forsch 1/2016 universitätbonn lernen und lehren foto: ulrike eva klopp wir machen druck! wir machen druck! jahresbericht, festschrift, skript oder visitenkarte? wir beraten, drucken und liefern. kontakt: peter braun, telefon: 0228/73-5103 homepage: www.druckerei.uni-bonn.de ihre austausch-bekanntschaft über den atlantik haben studierende aus bonn und lima nun in eigenregie ausgebaut: sie geben gemeinsam die zeitschrift „láudano“ heraus. dabei beschäftigen sich die peruaner gerne mit deutschen themen, die bonner mit lateinamerikanischen. sahnehäubchen eines austauschs: „láudano“ studierende aus bonn und lima gründen literaturzeitschrift exemplare der ersten, in peru ge- druckten „láudano“ kamen verteilt auf das fluggepäck verschiedener akteure nach bonn. einige kennen sich persönlich und machen nun trotz räumlicher entfernung erfolgreich gemeinsame sache: viele von ihnen haben am institutsaustausch zwi- schen der bonner romanistik und der partneruniversität pontificia uni- versidad católica del perú (pucp) teilgenommen. arturo córdova aus peru ist mas- terstudent in bonn. „in lateinamerika entstehen literarische initiativen oft als initiativen von studenten – sie bringen eine stimme und lebendigkeit in die gesellschaft“, sagt er. er selbst hat schon einen gedichtband veröffent- licht. die über 100-seitige „láudano“ enthält gedichte, kurzgeschichten und essays. dabei befassen sich die perua- nischen autoren gerne mit deutschen themen wie nietzsche oder novalis, die deutschen bevorzugt mit lateiname- rikanischen von der fußball-weltmeis- terschaft in brasilien bis zum peruani- schen schriftsteller josé maría arguedas. mit einer englischen aus- nahme alles auf spanisch – beim lekto- rieren helfen die muttersprachler, und bei der ersten lesung klingt alles ge- konnt melodisch. dass in freizeitengagement eine literatur- und kulturzeitschrift entstan- den ist, sei das sahnehäubchen, freut sich dr. elmar schmidt. er ist an- sprechpartner für den seit 2009 beste- henden, durch daad-stipendien ge- förderten austausch in bonn und machte werbung für die idee. er kennt die studierenden nicht nur als dozent, sondern auch als leiter der spanischen theatergruppe. in dieauswahl und ge- staltung der beiträge habe er sich nicht eingemischt. auch nicht in die titelge- bung: „‘láudano‘ heißt laudanum – aber ich glaube nicht, dass die heraus- geber zum opiumkonsum aufrufen wollen“, sagt er und lacht. der titel be- ziehe sich auf einen essay des argentini- schen schriftstellers jorge luis borges, in dem es um die bedeutung destraums für die literatur geht. eine zweite ausgabe von „láuda- no“ ist in planung. ab sofort kümmern sich die studierenden selbst um die koordination. das entscheidende re- daktionsteam sitzt in lima im fachbe- reich lingüística y literatura, auch diese studenten waren während der vorbereitungszeit über den austausch in bonn. hier sind arturo córdova, mila brill und vanessa schröder an- sprechpartner. ulrike eva klopp kontakt: arturo córdova, torrva.c@gmail.com 3ansprechpartner für „láudano“ an der uni bonn (v.l.n.r.): vanessa schröder, mila brill und arturo córdova. tim niendorf (2.v.r.) ist extra für die vorstellung der ersten ausgabe angereist, er studiert nicht mehr in bonn.
32 forsch 1/2016 universitätbonn weite welt 5an der grenze von mazedonien: katharina ebel spricht mit flüchtlingen, die gerade mit einem überfüllten zug dort ankamen. von syrien bis salzburg katharina ebel begleitete menschen, die ihre heimat verließen entlang der route von syrien über den balkan bis salzburg begleitete katharina ebel flüchtlinge und berichtete darüber zwei wochen lang täglich in einem blog. neben ihrer weltweiten tätigkeit für die sos-kinderdörfer studiert sie an der universität bonn im masterstudiengang katastrophenvorsorge und katastrophenmanagement. in damaskus, im libanon und auf lesbos, an der grenze von mazedoni- en und serbien, in kroatien und schließlich in salzburg: an diesen sta- tionen traf katharina ebel auf den treck der flüchtlinge. interviewt hat die 36-jährige auf ihrer reise flücht- lingsfamilien sowie sozialarbeiter und trauma-psychologen der sos-kinder- dörfer zu denauswirkungen der flucht- erlebnisse auf kinder. viele der menschen, die sie traf, hatten alles veräußert, um ihr leben zu retten. für sie gab es kein zurück. sich und ihre kinder zum schutz vor regen und kälte nur notdürftig in pla- nen gewickelt, hangeln sich diese menschen von grenze zu grenze. oft ohne überhaupt zu wissen, welche sie gerade queren. nach 14 tagen fuß- märschen, übernachtungen im freien, nächtlichen überfahrten in überfüllten schlauchbooten und stundenlangen zugfahrten sind die flüchtlinge nur noch eins – müde. auch katharina ebel wirkt in den täglichen videos immer erschöpfter und schreibt in ihrem blog: „nach über einer woche auf dem treck will ich nur noch eins: schlafen.“ auch wenn sie abends abgeholt wurde und in einem richtigen bett schlafen durfte: das fliegen und die ortswechsel, die langen tage inmitten der vielen men- schen, gespräche und tragische schicksale haben ihr zugesetzt. aber schlafmangel, erkältung oder auch nur kaltes duschwasser am morgen relativieren sich schnell wieder durch die echten nöte der flüchtlinge. kinder zwischen den fronten „in syrien erzählten mir zwei brü- der, wie sie auf der flucht durch ihr land nach einem bombenangriff ge- trennt wurden. nach monaten auf der straße trafen sie sich zufällig in einem sos-übergangsheim in damaskus wieder. ihre mutter war zuvor gestor- ben. wo ihr vater ist – inhaftiert, tot, mit den rebellen kämpfend – wissen sie nicht“, erzählt katharina ebel. in fünf jahren krieg haben viele kinder menschen durch bomben, scharf- schützen oder hunger sterben sehen. eine 14-jährige aus der umkämpften stadt aleppo hat statt teenagergedan- ken fest im kopf: „wenn du ein rotes licht am horizont siehst, dann schmeiß dich auf den boden, schließe augen und ohren und öffne den mund zum druckausgleich.“ ihre oma hatte es ihr eingeschärft, als in der stadt die ersten bomben fielen. nachdem im letzten jahr das kinderdorf in damas- kus zwischen die fronten geriet, kennt diese verhaltensweisen auch dort jedes kind. für ihre sicherheit und einen schulweg ohne heckenschützen ge- ben eltern ihr leben auf und gehen auf eine ungewisse, gefährliche reise. „oft habe ich mich gewundert, wie gelassen die flüchtlinge die strapazen, brüllende polizisten oder unnötige schikanen wie wiederholte registrie- rungen über sich ergehen ließen. auf lesbos und in serbien sah ich familien mit kleinkindern und babys, die stun- denlang bei sengender hitze oder matsch und kälte unter freiem himmel an grenzübergängen und registrie- rungsstellen ausharren mussten“, be- richtet katharina ebel. „teilweise schien behördliche willkür, teilweise schlichte überforderung der grund zu sein.“ bei der masse an menschen und ständig wechselnden routen ist es nicht schwer, sich vorzustellen, dass behör- den mit dem krisenmanagement an ihre grenzen gelangen. katharina ebel wird auf ihrer reise immer klarer: wenn diese menschen eine andere chance gesehen hätten, hätten sie ihre heimat nicht verlassen. wie sehr das thema polarisiert, ist an den kommentaren auf katharina ebels tägliche blogs zu sehen. sie liest sie nicht mehr. aber sie engagiert sich weiter – wie viele andere auch. ulrike eva klopp blog auf sos-kinderdörfer: http:/ /bit.ly/20gervb foto: katerina ilievska/sos kinderdörfer
prof. dr. caja thimm forscht seit vielen jahren zu onlinemedien, besonders sozialen netzwerken wie facebook oder twitter, zu mobilkommunikation oder zur digitalen demokratie. sie hat vielfältige publikationen zu anwendungsbereichen wie der online-pr oder dem social media marketing vorgelegt, ist eine gefragte referentin und diskussionspartnerin. 33 forsch 1/2016 universitätbonn weite welt die medienwissenschaftlerin prof. dr. caja thimm hat eine unkultur im fokus, die sich zunehmend als diskurskultur zu etablieren scheint: herabwürdigung und hass in den sozialen netzwerken. inhalte macht der mensch – nicht das medium prof. dr. caja thimm über hetze in „sozialen“ netzwerken wer schreibt, der bleibt. auch im internet? die meisten internetnutzerinnen und nutzer wissen inzwischen, dass al- les, was über facebook, twitter, you- tube, instagram und so weiter verbrei- tet wird, im netz verbleibt und konsequenzen haben kann. viele sind inzwischen vorsichtiger mit persönli- chen posts geworden. aber das ver- ständnis für die wirkung von massiver, radikaler meinungsmache wie jetzt beim thema flüchtlinge fehlt. enthemmt das internet im vergleich zur persönlichen begegnung auch bei eigentlich harmlosen themen? ja – es fehlt ein stück der durch den face-to-face kontakt bedingten selbstkontrolle. aber inhalte werden immer von menschen gemacht – nicht vom medium: das internet ist nicht „schuld“ an den verbalen exzessen. wann endete die anfängliche digitale harmonie? herabwürdigung und hass exis- tierte im netz schon immer. es gab bereits vor zwanzig jahren seiten, auf denen beispielsweise ex-partner bloß gestellt wurden. durch die social me- dia als „bühne“ ist es allerdings leichter geworden, angriffe mit ande- ren zu „teilen“. es gibt ganze commu- nities, die gegen personen und grup- pen hetzen. selbst unter kindern ist cybermobbing nicht selten. unsere forschungen zu „shitstorms“ haben gezeigt, dass sich immer wieder massi- ve hetzkampagnen nachweisen lassen. nicht nur gegen firmen, sondern auch gegen personen. viele davon sind äu- ßerst heftig, aber dieser geballte und massive hass wie gegen die flüchtlin- ge aktuell ist eine neue dimension: es wirkt, als seien alle dämme gebro- chen. was ist freie meinungsäußerung – was digitaler hass? in meiner forschergruppe verfol- gen wir vor allem twitter und face- book. unter den hashtags #refugees, #pegida, #afd, aber auch auf den kommentarseiten der traditionsmedi- en finden sich hasspostings. hier wer- den nicht nur bedenken gegen über- fremdung, kriminalität oder migration geäußert, sondern es wird massiv ge- hetzt – gegen flüchtlinge selbst, gegen politiker, helfer und unterstützer – und es gibt regelrechte aufrufe zu mord und brandschatzung. das über- schreitet klar alle grenzen, übrigens auch legale. braucht es einen echten aufruf zur gewaltaktion oder „reicht“ die grundstimmung? allein diese feindselige grund- stimmung hat konsequenzen – viele reagieren enthemmt, weil sie sich in „guter gesellschaft“ fühlen. es gibt zudem regelrechte pegida-unterstüt- zungsnetze, die bei hetz-postings lob verteilen. da entsteht ein eigenes netz- werk für dieses gedankengut. was muss geschehen? es müssten nicht nur viel mehr posts als bisher gelöscht werden, wir brauchen auch konsequente und klare sanktionen. einige unternehmen ha- ben zum beispiel drastische maßnah- men bis hin zu entlassungen vorge- nommen. betreiber von netzen müssen juristisch in die pflicht genommen wer- den und gesellschaftliche verantwor- tung übernehmen. viele politiker sind extrem hilf- los, auch die medienkompetenten überlassen das thema zumeist blog- gern und der presse. manche dieser kritischen blogger werden sogar selbst bedroht. extrem wichtig erscheint es mir daher, den diskursraum des internets nicht pauschal abzuwerten, sondern für „counter speech“, also fundierte politische gegenrede zu nutzen. hier wünsche ich mir zum beispiel auch unterstützung aus der politik oder von den großen digitalen playern wie fa- cebook oder google. was bedeutet die öffentliche, eher un- kontrollierte netzwerk-freiheit für ihre arbeit? die frage nach den neuen struk- turen digitaler öffentlichkeit ist nur eines der vielen themen, die uns aktu- ell beschäftigen. das fach medienwis- senschaft ist dabei, sich grundlegend zu wandeln – die digitalisierung aller gesellschaftsbereiche hat vielfältige auswirkungen auf uns alle und evo- ziert ein umdenken auch in der for- schung. in bonn haben wir frühzeitig auf digitalthemen gesetzt – so leite ich schon seit sechs jahren ein dfg- schwerpunktprojekt zum thema „de- liberation im netz“. aktuell läuft eine von uns organisierte ringvorlesung zum thema „die maschine: freund oder feind? mensch und technologie im digitalen zeitalter“, die dieses zu- kunftsthema anspricht. die hohen be- werberzahlen für unsere studiengänge bestätigen unsere linie und freuen uns natürlich – wir werden diesen wichti- gen zukunftsbereich in bonn auch wei- ter fortentwickeln! ulrike eva klopp foto: matthias ernert
34 forsch 1/2016 universitätbonn weite welt was ist ein „andreaskreuz“? studentin hilft auch bei führerschein-deutsch vera dudick unterstützt schon seit drei jahren junge leute aus dem ausland über den verein „ausbildung statt abschiebung“ (asa) – vom sicherer werden in der deutschen sprache bis zum büffeln für die führerscheinprüfung. verstehen klappt ganz gut – zum selbst sprechen fehle noch ein bisschen der mut. deshalb übt die studentin der politik- und sozialwissenschaft mit nebenfach germanistik mit wahid aus afghanistan deutsch. sahil aus indien ist seit etwa fünf jahren in deutschland und kann die sprache imalltag schon gut. für ihn hat vera dudik eigene übungsbögen für die führerscheinprüfung wieder hervor- gesucht. die 22-jährige selbst hat den schein mit 17 gemacht. „führerschein- deutsch ist schon sehr speziell“, sagt sie. „auch für muttersprachler.“ die führerschein-theorie kann man zwar heute in deutschland auch auf türkisch ablegen, auf hindi nicht. also heißt es üben: zum bei- spiel worte wie bremswegberech- nung oder wildwechsel. wild ist be- kannt, wechsel auch – aber dass es sich um ein reh, wildschwein oder einen hasen auf der fahrbahn han- delt, will erklärt sein. manches zeichnet vera dudick dafür auf, bei anderem helfen gesten auf die sprünge: was ist ein andreaskreuz? sahil ist bereit zur anmeldung – nun sind alle beide gespannt. ulrike eva klopp qualität und sehr gute zukunftsperspektiven immer mehr amerikaner kommen zum studieren nach deutschland deutschland wird für studierende aus den usa immer attraktiver, meldet der deutsche akademische austauschdienst (daad). im vergleich zum vorjahr stieg 2014 die zahl der amerikaner, die studienbezogen nach deutschland kommen, um neun prozent und klettert damit auf einen neuen höchststand. die stellvertretende leiterin des dezernats internati- onales und leiterin der study abroad programme, christina timpernagel, bestätigt den trend für die universität bonn. die fragen stellte dr. andreas archut. nach ihren angaben stieg die zahl der amerikaner unter den bonner studierenden in den letzten fünf jah- ren um rund ein drittel, in den study abroad programmen der universität sogar fast um 50 prozent an. wie er- klären sie sich diesen anstieg? stetig steigende studiengebühren an amerikanischen hochschulen und fehlende jobgarantien für absolven- ten lassen bei vielen amerikanischen studieninteressierten ein studium in deutschland, wo keine studiengebüh- ren erhoben werden und die lebens- haltungskosten moderat sind, schon aus finanzieller hinsicht sehr attrak- tiv erscheinen. gleichzeitig werden in deutschland immer mehr studienpro- gramme in englischer sprache ange- boten, die internationale anerken- nung von bachelor- und master- abschlüssen ist leichter und die ser- viceorientierung nimmt zu. darüber hinaus gelingt es zu vermitteln, dass das gebührenfreie studium trotzdem für international hohe qualität und sehr gute zukunftsperspektiven steht. was macht bonn zu einem attraktiven studienort für amerikaner? auch an der universität bonn wurde in den letzten jahren das stu- dienangebot in englischer sprache ab master-niveau immer weiter aus- gebaut – so ist es für amerikaner nun auch bei geringeren deutschkennt- nissen möglich, ein master- oder promotionsstudium in bonn aufzu- nehmen. auf bachelor-niveau gibt es jedoch keine englischsprachigen stu- dienprogramme, sondern lediglich vereinzelte veranstaltungen. daher machen wir uns für die einführung eines kompakten european studies programms in englischer sprache stark, damit internationale aus- tauschstudierende neben sprachkur- sen auch englischsprachige fach- kurse belegen können. auf welchen feldern engagiert sich die universität bonn für internatio- nale studierende? das serviceangebot für internatio- nale studierende an der universität bonn überzeugt in vielen bereichen – sei es zum beispiel durch die umfang- reichen beratungsangebote und be- treuungsmaßnahmen des dezernats internationales, den einsatz der inter- nationalen studiengangskoordinato- ren oder das ehrenamtliche engage- ment der bonner studierenden als buddies. sind amerikaner anspruchsvoller als andere internationale gäste? im bereich der study abroad pro- gramme kooperieren wir bereits seit 4eine der einfacheren übungen: vera dudick erinnert durch eine geste, was „andreaskreuz“ bedeutet. 5christina timpernagel vom dezernat internatio- nales weiß, warum junge amerikaner so gern nach bonn kommen. foto: ulrike eva klopp foto: volker lannert
35 forsch 1/2016 universitätbonn weite welt foto: chris mcguire foto: privat 5leann kearney aus kansas (usa) machte in north american studies an der universität bonn einen master. „mein heimatland aus anderer perspektive“ leann kearney schloss zum wintersemester 2014/15 ihr studium der north american studies an der universität bonn ab. für ihre masterarbeit „cripples, bastards, and broken things: masculinity and the epic fantasy hero in hbo‘s game of thrones“ erhielt sie den gender studies prize. was führt eine amerikanerin an die universität bonn, um hier north american studies zu studieren? in den usa habe ich meinen bache- lor in anglistik mit nebenfach germa- nistik gemacht und im rahmen dessen ein austauschjahr an der lmu mün- chen absolviert. danach bin ich als au pair nach deutschland zurückgekom- men, um mein deutsch zu verbessern. da ich meine kulturwissenschaftliche ausbildung ohnehin vertiefen wollte und die kosten des studiums in deutschland – insbesondere im vergleich zu den usa – relativ niedrig sind, habe ich mich für das north american studies-programm der uni bonn entschieden. mit welchem thema befasst sich ihre masterarbeit? in meiner arbeit untersuchte ich, wie sich die hbo-serie „game of thrones“ mit aktuellen debatten und ängsten bezüglich maskulinität in der us-amerikanischen kultur aus- einandersetzt. was hat ihnen in bonn besonders ge- fallen? bonn ist eine wunderschöne stadt mit einer ansprechenden studierendenkultur. hier hatte ich die möglichkeit, mein heimatland aus anderen perspektiven kennen- zulernen. wie ging es nach dem master-ab- schluss bei ihnen weiter? ich war vor kurzem in den usa und habe meine familie in kansas zu thanksgiving besucht, lebe aber im moment in baden-württemberg mit meinen wellensittichen und meinem partner. was ist mittelfristig ihr berufsziel? ich möchte zunächst eine weile im nicht-akademischen bereich tätig sein, um meinen erfahrungsschatz zu erwei- tern. ich kann mir aber auch gut vor- stellen, nach einer weile wieder zurück an die universität zu kommen. wollen sie wieder an die universität bonn kommen? sollte sich eine chance bieten, so kann ich mir das sehr gut vorstellen. johannes seiler den 50er jahren eng mit diversen amerikanischen hochschulen und ha- ben langjährige erfahrung in der be- treuung amerikanischer studierender gesammelt. so haben wir das junior year programm einst maßgeschnei- dert für amerikanische studierende im dritten studienjahr ins leben geru- fen. mit seiner kombination aus viel- fältigen deutschlernangeboten, fach- kursen und intensiverer betreuung kommt das programm den amerikani- schen studierenden entgegen, da sie von ihren heimatuniversitäten mitun- ter aufgrund der hohen studienge- bühren ein hohes maß an service ge- wohnt sind. aber auch bei asiatischen studierenden findet das programm großen anklang. spornt die höhere us-nachfrage ins- gesamt den service für internationale studierende an? unabhängig von ihrer herkunft sind internationale studierende dank- bar für unsere unterstützung vor allem zu beginn des aufenthalts, da angebo- te wie der einführungskurs, der neben deutschunterricht auch unterstützung bei bürokratischen formalitäten, kursberatung und ein soziales rah- menprogramm bietet, den einstieg in das studienleben in einem fremden land ungemein erleichtern. gleichzei- tig wissen die studierenden aber auch an unserer betreuung zu schätzen, dass sie mit unserer ermunterung und ge- zielten hilfestellungen im laufe ihres aufenthalts ein enormes maß an selbstständigkeit hinzugewinnen. beobachten sie auch bei anderen na- tionalitäten eine steigende nachfrage? 5intensive beziehungen pflegt die universität bonn zum beispiel mit dem kalamazoo college, einem privaten liberal arts college in michigan/ usa – und das schon seit jahrzehnten. mit insgesamt etwas über 4.000 personen hält sich die zahl internatio- naler studierender und doktoranden in bonn konstant auf gutem niveau. in den study abroad programmen ver- zeichnen wir neben der wieder steigen- den nachfrage aus den usa vor allem einen anstieg aus asiatischen ländern.
36 forsch 1/2016 universitätbonn kultur für eine ebenso wissenschaftliche wie unterhaltsame kooperation „musik – tanz – bildende kunst – antike“ haben sich drei bonner kultureinrichtungen zusammengetan: das ballettstudio und die antikensammlung der universität sowie das beethoven-haus. am 21. und 22. mai präsentieren sie gemeinsam die „neue zeit“ des jugendstils. auf den spuren des jugendstils: erste (kostüm)probe für die aufführung im mai nach dem motto „musik – tanz – bildende kunst – antike“ im akademi- schen kunstmuseum. foto: ulrike eva klopp jugendstil zwischen antiken gipsabgüssen ballettstudio, antikensammlung und beethoven-haus laden ein
37 forsch 1/2016 universitätbonn kultur iskra zankova leitet das ballettstu- dio im forum musik & tanz der uni. sie ist begeistert vom akademischen kunstmuseum: „das ist mit den zahl- reichen gipsabgüssen ein bühnenbild, das man nicht erst machen muss.“ des- halb hat sie die zusammenarbeit initi- iert und stellt nun gemeinsam mit dr. nele schröder-griebel, der kustodin des akademischen kunstmuseums als einer der größten abguss-sammlun- gen in deutschland – und der einzigen im historischen gebäude – und dr. sil- ke bettermann vom beethoven-haus bonn ein programm zur zeit des ju- gendstils zusammen. fast genau zu einem jahrestag kommt es auf die „bühne“. am 30. mai 1896 erschien in münchen die ers- te ausgabe der zeitschrift „jugend“, die schließlich einer ganzen epoche ihren namen gab: jugendstil. heraus- geber und mitarbeiter, künstler und literaten wollten grundsätzlich neues schaffen. dabei bezogen sie sich zwi- schen tradition und zukunft gern auf die antike, das kulturelle vorbild für das bildungsbürgertum des späten 19. jahrhunderts. auch musik und tanz waren auf einem neuen weg: „reform- tänzerinnen“ wie isadora duncan be- lebten antike ideale – führten aber mit ihrer „natürlichen körperkunst“ flie- ßende linien und schwingende bewe- gungen bei spektakulären auftritten ein. die zeitschrift „jugend“ gab im- pulse für diese neue zeit, amüsierte sich aber auch in karikaturen darüber. hö- hepunkt war 1904, als in münchen die stars des neuen tanzes in wallenden gewändern und wohlhabende künst- lerpersönlichkeiten wie franz von stuck zusammen trafen. stuck war so begeistert von der antike, dass er im ei- genen haus eine persönliche interpreta- tion einschließlich colorierter gipsab- güsse schuf: in der villa stuck ist das eigenwillige gesamtkunstwerk noch heute zu sehen. kooperation als „gesamtkunstwerk“ ein „gesamtkunstwerk“ bereiten derzeit auch die wissenschaftlerinnen und die künstlerin aus den drei bonner kultureinrichtungen, mitglieder des ballettstudios und pianist paul rey klecka am konzertflügel vor. sie wer- fen sich im vortrag, in bildern undan- ekdoten, tanz und musik die bälle zur spurensuche künstlerischer arbeit im jugendstil zu. einen einzigen nachteil hat die inspirierende atmosphäre in den skulpturenhallen: es ist kühl im museum. „deshalb können wir hier nur in der wärmeren jahreszeit proben und aufführen“, sagt iskra zankova. bei kostümprobe und fototermin hält sich eine tänzerin zwischendurch mit dicken strümpfen und einer wolljacke über dem luftigen trikot warm. auch das publikum soll es natürlich ange- nehm haben. auf den spuren von drei kunstgiganten ihrer zeit bonns großer musikalischer sohn ludwig van beethoven, dessen kom- positionen zu hören sein werden, spiel- te auch bei der ersten gemeinsamen veranstaltung „im zeichen des apoll“ im vergangenen jahr eine rolle – dem vorläufer des jugendstil-projekts auf den spuren eines männer-trios. 1801 zeigte beethoven gemeinsam mit dem tänzer und choreographen salvatore viganó in wien das ballett „die geschöpfe des prometheus“. nach der französischen revolution war na- türlichkeit gefragt: im wahrsten sinn des wortes fielen alte zöpfe, die frauen legten korsett und den voluminösen reifrock ab, tänzerinnen traten erst- mals im hautfarbenen trikot unter transparentem kleid auf. der dritte im bunde der künstlerischen giganten ih- rer zeit war johann gottfried schadow, damals führender bildhauer des berli- ner klassizismus. er verehrte diearbeit beider kollegen. dr. bettermann sagt: „alle drei schätzten sich, alle waren 1796 in berlin, schadow und viganò waren dort gemeinsam aktiv. ich würde gern herausfinden, ob sich auch scha- dow und beethoven getroffen haben.“ dafür vergleicht sie auf den spuren ihrer beziehung sogar tagebuchauf- zeichnungen und die angaben über an- und abreise auswärtiger besucher in berliner zeitschriften des 18. jahr- hunderts. ulrike eva klopp der fachausschuss klassische archäologie bietet immer sonntags um 11.15 uhr führungen durch das akademische kunstmuseum oder diavorträge zur antiken kultur im hörsaal an. auch eigene führungen für kinder in zwei altersgruppen gibt es. ganze generationen von studierenden haben sich bereits dafür engagiert, die antike unter immer wieder anderen themen der öffentlichkeit nahe zu bringen. nach absprache mit dr. nele schröder-griebel sind auch zu anderen zeiten thematische gruppenführungen möglich. kontakt: akmuseum@uni-bonn.de www.antikensammlung.uni-bonn.de/fuehrungen uni-bonn.tv war zu besuch bei einer der sonntags- führungen, zu sehen auf youtube: www.youtube.com/watch?v=2iv7hipcquk foto: dr. thomas mauersberg immer wieder sonntags: studierende führen durch „ihr“ museum 3das akademische kunstmuseum am hofgarten ist von außen und innen ein schmuckstück.
kultur 38 forsch 1/2016 universitätbonn foto: ägyptisches museum kompakt klanginstallation „schwingungen – schwebungen“ am späteren abend „sagt“ die mehr- teilige klanginstallation auf der ra- senfläche vor der universitätsbiblio- thek bonn nichts. aber durch lichtreflexe auf der gemaserten oberfläche hat sie auch dann ihren optischen reiz. bis ende oktober ist „schwingungen – schwebungen“ des bonner stadtklangkünstlers edwin van der heide dort zu sehen und täg- lich von 12 bis 20 uhr zu hören. für die klangerzeugung benutzt der künstler druckluft und pneumatische ventile als impulsgeber. die speziell entwickelten hornlautsprecher wan- deln die pressluftschwingungen aus den ventilen in weich klingende töne um. edwin van der heides installation arbeitet mit verschiedenen formen der kombination und überlagerung der unterschiedlichen klänge. so ent- stehen räumlich bewegte schwebun- gen, die sich von ihren eigentlichen schallquellen zu lösen scheinen: ein zeitlich und räumlich dynamisches klangerlebnis. die installation ist teil des projekts „bonn hoeren“ der beethovenstiftung für kunst und kultur der stadt bonn in zusammenarbeit mit der universi- täts- und landesbibliothek und dem kulturforum der universität. tipp: kombiticket alle kulturhistorischen museen rund um den hofgarten kann man mit dem kombi-ticket vergünstigt besuchen. erhältlich ist es im ägyptischen mu- seum im koblenzer tor, dem akade- mischen kunstmuseum mit seiner antiken-sammlung gegenüber dem hauptgebäude und im universitäts- museum zur geschichte der uni mit zusätzlichen wechselausstellungen, dem (kostenfrei zugänglichen) paul clemen-museum sowie in der bonner altamerika-sammlung (basa) in der oxfordstraße. aktuelles aus allen uni-museen: www.museen.uni-bonn.de von der residenz zur uni die bonner tourismus-agentur bietet nun auch uni-führungen an: „von der kurfürstlichen residenz zum uni- campus“. räume, bilder, objekte und geschichten zeigen die frühere „prin- zenuniversität“ und prominente stu- dierende, nobelpreisträger und mo- derne forschung, menschen an der uni heute. besonders beliebt ist nach wie vor die geschichte vom studenten karl marx im karzer – aber es gibt noch viel mehr überraschendes und interessan- tes. das stadtführerteam hat sich zu- vor gemeinsam mit uni-archivar dr. thomas becker gründlich im universi- tätsmuseum umgeschaut und über die beste route nachgedacht. denn die stadtführer gehen zuerst am uni- gebäude entlang, dann in richtung hörsaal 1 und über die säulenhalle zum museum als abschluss. das etwa zweistündige städtische an- gebot richtet sich an gruppen. „nach wie vor sind die meisten besucher un- foto: ulrike eva klopp 5auch im dunkeln interessant: die klanginstallation vor der unibibliothek. serer museen studierende“, sagt dr. becker. „die wollen wir unbedingt als zielgruppe behalten, aber wir möch- ten auch weitere interessenten ins universitätsmuseum ziehen. trotz etwa 4.000 besuchern pro jahr ist es noch eher wenig bekannt. daher hilft uns das angebot der bonner touris- mus-agentur sehr.“ info und buchung: bonninformation, tel. 0228/77-3921/-5001, bonntouren@bonn.de das universitätsmuseum selbst bietet natürlich weiterhin eigene führungen an: jeden sonntag um 15 uhr, inbe- griffen im eintrittspreis. gebucht wer- den können auch gruppenführungen von 60-90 minuten. kontakt und infos: www.museum.uni-bonn.de 5im ägyptischen museum ist bis 3. april die sonderausstellung „blickkontakt. das gesicht im alten ägypten“ zu sehen. foto: ulrike eva klopp 5morgensonne auf dem uni-haupt- gebäude. im linken flügel sind universitäts- und paul clemen-museum.
zu verteilung und versand die meisten universitätsangehörigen, die die forsch als print an den arbeitsplatz geschickt bekommen, wis- sen dies zu schätzen: man sei ohnehin zu viel am pc, außerdem vergesse man einen link schneller als das heft auf dem tisch. papier sei wertiger – und zu blättern sei einfach schöner. einige lesen print und online. sich als reiner online-leser aus der versandliste für die printversion austragen zu lassen, ist derzeit nicht so einfach wie vielleicht gedacht. angesichts ständiger be- wegungen bei namen und adressen gibt es für jede aus- gabe aktualisierte daten aus der universitätsverwaltung: änderungen müssten daher jedes mal von neuem manu- ell vorgenommen werden. schnelle lösung: frische auf- kleber lassen sich zur weitergabe eines hefts abziehen. warum erhalten einige einrichtungen neben persönli- chen exemplaren ein paket weiterer „forsch? dieser ver- teiler ist ergebnis einer umfrage, die hefte sind zur aus- lage für studierende und besucher gedacht. diesen verteiler pflegen wir selbst, so dass änderungen leicht vorgenommen werden können. bei dieser gelegenheit möchten wir allen „forsch“-paten herzlich danken, die uns in ihrem bereich bei der auslage unterstützen! sehr freuen würde uns, wenn es noch mehr würden. unter den studierenden kennen viele die forsch nicht – etliche zeigen aber in der umfrage grundsätzliches inter- esse oder geben hinweise, wo die printversion noch schlecht oder gar nicht zu finden ist. service 39 forsch 1/2016 universitätbonn während der online-umfrage – der link dazu ging an uns bekannte mailadressen – zu unserem universitätsmagazin „forsch“ haben 3.271 personen das formular vollständig ausgefüllt, die möglichkeit zu freitext- kommentaren sehr rege genutzt und uns damit eine wichtige einschät- zung und viele wertvolle hinweise gegeben. ganz herzlichen dank dafür! für die befragung im vergangenen oktober wurde das dezernat hoch- schulkommunikation durch das hoch- schulrechenzentrum und das zentrum für evaluation und methoden (zem) unterstützt. nun liegen die ausgewerte- ten ergebnisse vor. rund 39 prozent der befragten gaben an, die „forsch“ nicht nur hin und wieder, sondern re- gelmäßig zu lesen, darunter wissen- schaftler und professoren, angehörige aus technik und verwaltung der uni sowie ehemalige (alumni). rund 23 prozent der umfrageteilnehmer sind studierende. mehr als dreiviertel der befragten schätzt am universitätsmagazin die themenvielfalt, die geschichten über menschen, den blick über den teller- rand des eigenen fachs und die mög- lichkeit, die „forsch“ in aller ruhe le- sen zu können. das magazin wird vor allem von den 26- bis 35-jährigen ge- lesen, aber deutlich von menschen je- den alters: es ist also „eines für alle“! dieaufmachung finden viele attraktiv: die allermeisten leser sind mit den fotos und denartikellängen zufrieden. universitätsangehörige lesen das ma- gazin häufig am arbeitsplatz. dass auch der prozentsatz für lesen in der freizeit hoch ist, zeigt die bindende und integrierende wirkung der „forsch“. über angehörige der alma mater hinaus wird das medium auch von vielen alumni, journalisten und sonstigen interessierten gelesen. wir sind also auf dem richtigen weg, und sie werden mit sicherheit die nächsten ausgaben als ihre gewohnte „forsch“ wiedererkennen. die eine oder andere anpassung werden wir vornehmen. damit noch mehr von ihnen sagen können, dass die forsch für sie bedeu- tet: „das ist meine uni!“ ihr redaktionsteam 5der „papiertiger“ scheint die printausgabe der forsch zu bevorzugen. „das ist meine uni!“ online-umfrage zeigt große zustimmung der leserschaft foto: dr. andreas archut
40 forsch 1/2016 universitätbonn service hier ist die erste folge: https://youtu.be/ somqjsmqi5w frag die bonner forscher start einer neuen video-reihe bei uni-bonn.tv waren eigentlich die fragen zuerst da oder die antworten? uni-bonn.tv stellt nun die verbindung her, nämlich zwischen den fragen, die bonner bürger immer schon stellen wollten und den antworten der wissenschaftler. „frag‘ die bonner forscher“ heißt die neue videoreihe, ausgedacht von marcus berinski. in der regel grübeln unsere for- scher über fragen ihres faches, von kollegen und mitarbeitern. in dieser videoreihe stellen sie sich den fragen ihrer mitbürger in der bundesstadt. die videojournalisten gehen dazu auf den münsterplatz oder auf die sternstraße, vor den hauptbahnhof oder ans ober- kasseler rheinufer und zeichnen die bürgerfragen auf. danach geht’s zu den wissenschaftlern in deren institute. die entstehenden videoclips wer- den dann im studio moderiert und so entsteht eine folge. moderator ist mar- cus berinski. er kennt die uni bonn schon seit einigen jahren, als video- journalist und als reporter. jetzt geht er selbst vor die kamera, er ist das ge- sicht der neuen video-reihe – und auf ihn geht das format zurück. bei der realisierung unterstützen ihn andere kameraleute, cutter, die fragen- scouts auf den straßen unserer stadt bonn und der uni-bonn.tv-koordina- tor. mit welcher frage wird berinski nun den start der reihe bestreiten? ein ei kommt jedenfalls dabei vor, eine henne wohl auch – und den rest müs- sen sie selbst anschauen. klaus herkenrath 5produktion im studio: moderator marcus berinski vor der „green screen“, an der kamera ole lentfer. foto: ulrike eva klopp
die universitätsbibliothek bonn ist genau so alt wie die uni selbst: gegründet 1818. seitdem hat sie einen umfangreichen bestand an mittelalterlichen handschriften aufgebaut. nun weist ein umfassender gedruckter katalog sie nach. einschließlich kriegsverlusten und fragmen- ten beschreibt er 316 codices aus dem 8. bis 16. jahrhundert. einen wissenschaftlichen schatz konnte die universitäts- und landesbi- bliothek bonn (ulb) jetzt heben: ihre mittelalterlichen handschriften sind nun vollständig katalogisiert und damit quellen für die forschung zugänglich, die bislang nicht oder unzureichend be- kannt waren. dr. michael herkenhoff ist zustän- dig für handschriften und den altbe- stand. „bisher waren unsere hand- schriften unbefriedigend erschlossen“, berichtet er. „der einzige gedruckte katalog erschien in der zweiten hälfte des 19. jahrhunderts und entspricht in keiner weise heutigen standards.“ nach dem zweiten weltkrieg gab es mehrere erfolglose anläufe zur er- schließung der bonner handschriften. fragmente: sparprogramm für kostbares pergament die handschriften stammen vor al- lem aus alten kloster- und universitäts- bibliotheken im rhein-mosel-raum und am niederrhein. ein inhaltlicher schwerpunkt liegt dabei auf klösterli- cher reformliteratur des spätmittelal- ters. in der besitz- und erwerbungsge- schichte spiegeln sich auch die bedeutenden politischen umwälzungen der napoleonischen zeit. die ältesten bestände sind fragmentarisch über- liefert: bei sogenannten palimpsesten wurdederursprünglichetextabgeschabt und das pergament neu beschrieben. die bonner handschriften wurden von 2007 bis 2013 von dr. jürgen geiß- wunderlich in der handschriftenabtei- lung der staatsbibliothek zu berlin, ge- fördert durch die deutsche forschungs- gemeinschaft (dfg), neu katalogisiert. dr. herkenhoff freut das sehr: „jetzt ha- ben wir erstmals ein vollständiges ver- zeichnis aller mittelalterlichen hand- schriften der bonner universitätsbiblio- thek, in dem sie mustergültig nach den dfg-richtlinien beschrieben sind.“ seine lieblingshandschriften sind zwei deutschsprachige mit vielen feder- zeichnungen, im 15. jahrhundert in der werkstatt von diebold lauber in hage- nau entstanden: ein roman über karl den großen und eine historienbibel. weil die handschriftenbeschreibungen auch in „manuscripta mediaevalia“ zu finden sind, ist ein bequemer und schneller online-zugriff auf die katalo- gisate möglich. ulrike eva klopp mittelalterlicher schatz online unibibliothek macht fundus an handschriften besser zugänglich 5miniatur des zauberers merlin in der prachthand- schrift „table ronde“ von 1286. um die empfindli- chen originale zu schonen, vermeidet die ulb das scannen weiterer motive. 41 forsch 1/2016 universitätbonn service a b b : fa ch d id ak ti k b io lo gi e www.manuscripta-mediaevalia.de zusätzliche ausführliche informationen zum beispiel zur herkunft der handschriften bietet: geiß, jürgen; katalog der mittel- alterlichen handschriften der universitäts- und landesbibliothek bonn. berlin: de gruyter, 2015 repro: ulb bald ist „botanische sommerzeit“ ab anfang april gilt in den botanischen gärten die längere sommeröffnungszeit. auch im winter verbringen uniangehörige ihre pausen und besucher gerne zeit im garten am poppelsdorfer schloss. nun startet wieder die „botanische mittagspause“, bei der gärtner in kurzführungen einmal im monat ihre lieblingspflanzen und andere vorstellen: am 7. april beginnt gärtnermeisterin anett krämer die reihe mit der echten schlüsselblume (primula veris), der pflanze des jahres. der nächste beitrag folgt am 12. mai, weitere termine und themen gibt es ab april auf der homepage. für junge pflanzenforscher haben studierende der fachdidaktik biologie eine „entdeckermappe“ zusammengestellt. sie umfasst zehn arbeitsblätter mit „forscheraufträgen“, bei denen kinder ab zehn jahren pflanzen und typische arbeitsmethoden der wissenschaftler kennen lernen. die mappe ist bei der gartenverwaltung erhältlich. aktuelle infos: www.botgart.uni-bonn.de a b b : fa ch d id ak ti k b io lo gi e auch im winter verbringen uniangehörige ihre pausen und besucher gerne zeit im garten am poppelsdorfer schloss. nun startet wieder die „botanische mittagspause“, bei der gärtner in kurzführungen einmal im monat ihre lieblingspflanzen und andere echten schlüsselblume (primula veris), der pflanze des jahres. der nächste beitrag folgt am 12. mai, weitere termine und themen gibt es ab april auf der homepage.
42 forsch 1/2016 universitätbonn service der „pausenexpress“ nimmt fahrt auf aktive bewegungspause für beschäftigte und studierende die pilotphase hat gezeigt: der pausenexpress wirkt! deshalb ist diese kleine, aktive auszeit seit mitte november ein festes angebot von „healthy campus bonn“ und dem hochschulsport. 2016 soll es mit verschiedenen standorten und zeiten noch erweitert werden. dafür braucht man weder sport- kleidung noch viel zeit und lange wege. der „pausenexpress“ für die beschäftigten und studierenden der universität bonn dauert maximal eine viertelstunde: geschulte übungsleiter des hochschulsports bieten direkt am arbeitsplatz oder im veranstaltungsraum übungen zur mobilisation, kräftigung, dehnung und entspannung mit unterschiedlichen kleingeräten wie theraband oder igelball an. wie diese kurzen, aber in- tensiven einheiten wirken, wurde während der einjähri- gen pilotphase untersucht. daran nahmen von den be- schäftigten 129 – darunter 81 frauen – zweimal wö- chentlich fünfzehn minu- ten in 18 unterschiedlich großen gruppen teil. viele von ih- nen füllten fragebogen zu körperlicher aktivität, gesundheitskompetenz und gefühlter lebensqualität aus. probanden waren in den beiden vergangenen semestern auch etwa 500 studierende: in seminaren und vorlesungen der mathematik und er- nährungswissenschaft sorgten jeweils sieben minuten dauernde „pausen- express“-einheiten für be- wegung. auch von ihnen nahmen viele vor und nach ihrer aktiven teil- nahme an der befragung teil. gut für energie und arbeitsklima die befragten aus den be- schäftigtengruppen waren in hohem maß zufrieden, über 62 prozent sogar „sehr“; auch für die studierenden hat sich die teilnahme offensichtlich gelohnt. auf die frage „hatten sie das ge- fühl, durch den pausenexpress neue energie für ihrenarbeitsalltag tanken zu können?“ antworteten vier von fünf beschäftigten mit ja, etwa zwanzig prozent bemerkten keine veränderung. bei den studie- renden war der effekt geringer: mein- te fast die hälfte ja, bemerkten 40 pro- 5rebekka lenz (v.l.n.r.) ist im hochschulsport ansprechpartnerin für den pausenexpress, dr. manuela preuß leitet die initiative healthy campus bonn. anja commer, isabel senger und kim brändle (v.l.n.r.) gehören zum sieben- köpfigen übungsleiterteam für die „bewegte“ pause. foto: volker lannert
43 forsch 1/2016 universitätbonn service günstig auto fahren, und nur dann, wenn man wirklich einen wagen braucht – dafür kooperiert die universität bonn mit dem unternehmen cambio carsharing bonn. studierende und beschäftigte werden durch sonderkonditionen bei umweltbewusstem mobilitätsverhalten gefördert. damit die wege zum carsharing nicht zu weit sind, gibt es fünf neue stationen auf uni-gelände in endenich, poppelsdorf, am meinhard heinze-haus und am juridicum. informationen für’s mitmachen und alle stationen: www.cambio-carsharing.de/bonn foto: ulrike eva klopp carsharing ergänzt job- und studi-ticket sonderkonditionen für uni-angehörige bei cambio carsharing carsharing ist eine kostengünstige und bedarfsorientierte alternative zum eigenen auto: langfristige buchung er- gibt planbarkeit, unterschiedliche fahr- zeugmodelle vom kleinwagen bis zum transporter machen flexibel. jedes cam- bio-auto hat einen reservierten stell- platz, parkplatzsuche entfällt. institute zur dienstlichen nutzung, beschäftigte und studierende der uni bonn erhalten bei cambio sonderkon- ditionen: die anmeldegebühr entfällt und es gibt die möglichkeit, einen ta- rif ohne fixe kosten abzuschließen. so bezahlt man nur, wenn man auch fährt. wer tagsüber termine per auto erledi- gen muss, kann auf ein carsharing- auto zurückgreifen und fährt wie ge- wohnt mit rad oder öpnv nach hause. das entlastet den verkehr und die parkplatz-situation vor ort. kristi- na friske, dezernentin für die liegen- schaften, erklärt die motivation der uni: „carsharing ergänzt das semes- ter- und das job-ticket ideal.“ im rahmen der kooperation konnte cambio bonn durch angemie- tete stellplätze auf unigelände sein stationsnetz ausbauen. prokuristin tanya bullmann de carvalho dos santos erklärt: „ein cambioauto er- setzt dauerhaft zwölf private pkw und verringert zudem den parksuchver- kehr privater pkw-inhaber.“ gleich- zeitig ändere sich das mobilitätsver- halten: die nutzung des autos sinkt nach einem jahr mitgliedschaft bei cambio im schnitt um 40 prozent, gleichzeitig steigt die von öpnv und fahrrad. forsch wer es genauer wissen möchte: die ergebnisse der studie, ein übungsvideo von uni-bonn.tv und ein übungsposter gibt es unter: www.pausenexpress.uni-bonn.de für diese initiative unter dem motto „gesund studieren und arbeiten!“ ist dr. manuela preuß ansprechpartnerin. „wir möchten die studierenden und die beschäftigten für eine gesundheitsorientierte lebensweise sensibilisieren und ihre individuelle gesundheitskompetenz stärken“, sagt sie. deshalb gehören zu den arbeitsplatznahen angeboten das betriebs- sportprogramm oder die mobile massage. der „gehwettbewerb“ entwickelte mehr bewusstsein für den wert jeden schrittes im alltag. außerdem gibt es seminar- und beratungsangebote für studierende, mitarbeiter und führungskräfte, gesundheits- und präventionstage. zusammen mit dem institut für ernährungs- und lebensmittelwissen- schaften und dem studierendenwerk bietet healthy campus bonn aktionswochen „ernährung“ in den mensen an, die nächste vom 13. bis 17. juni. „qualitätskontrolle und bedarfsgerechte weiterentwicklung sind uns dabei sehr wichtig“, sagt dr. preuß. auch bei aktionen externer anbieter sind die uniangehörigen aktiv: „mit dem rad zur arbeit“, beim stadtradeln oder dem bonner firmenlauf. informationen: www.healthycampus.uni-bonn.de healthy campus bonn zent keine veränderung. vielleicht weil studierende sich über den tag mehr bewegen, oder auch wegen der kürzeren einheiten.auf dasarbeitskli- ma wirkte der pausenexpress für etwa sieben von zehn der beschäftigten (sehr) positiv, bei den studierenden für fast ebenso viele. rebekka lenz weiß, warum. in der pilotphase war sie selbst trainerin und ist nun ansprechpartne- rin im hochschulsport: „man hat sozi- ale kontakte in einem anderen kon- text, die übungen lockern die arbeitsatmosphäre, man lacht und spricht miteinander, lernt neue kolle- gen kennen.“ ulrike eva klopp für die studierenden wird der pausenexpress im sommersemester fortgeführt. interessierte beschäftigte können sich direkt für eine einheit pro woche anmelden: http://bit.ly/1pqftlo informationen im intranet
44 forsch 1/2016 universitätbonn menschen „ihr wollt doch nur billig!“ mit einer geharnischten verbraucherbeschimpfung machte dr. willi kremer- schillings anfang letzten jahres ein solches fass auf, dass beiträge und kommentare auf seiner internetseite kaum noch zu zählen sind. wer sich darin vertieft, erfährt nicht nur viel über landwirt- schaft und verbraucher heute, sondern auch den menschen „bauer willi“. bauer willi bloggt mit dem „ei-phone“ absolvent will verbraucher zum nachdenken bringen wenn dr. willi kremer-schillings eine nachricht schickt, steht darunter „gesendet von meinem ei-phone.“ sinn für humor hat der akademische landwirt. als „bauer willi“ möchte er vor allem eins und wird dabei auch mal sehr energisch: dass die arbeit von landwirten anerkannt wird. und dass sie sich nicht ständig rechtferti- gen müssen: für gerüche, zerfahrene wirtschaftswege und hochtechnisier- te ställe statt ländlicher idylle zum spazierengehen. pauschalurteile ge- gen landwirte wie „alles tierquäler oder umweltverpester“ und schein- heiligkeit mag er nicht: „wer anklagt, muss auch lösungen anbieten, um unsere nahrungsmittelversorgung si- cherzustellen.“ anlass, dass dr. kremer-schil- lings im internet auf die barrikaden und in die diskussion ging, war der erlös, den sein nachbar für eine tonne kartoffeln bekommen hatte: zehn euro, also einen cent pro kilo. „du, lieber verbraucher, willst doch nur ei- nes: billig. und dann auch noch an- sprüche stellen! genfrei, glutenfrei, lactosefrei, nicht gespritzt, möglichst nicht gedüngt oder wenigstens orga- nisch.“ darauf bekam „bauer willi“ zustimmung, aber auch contra. „ihr wollt doch nur billig? nee, lieber bau- er willi: wir können nur billig.“ für menschen mit geringem einkom- men bleibt oft keine andere wahl. „die müssen meinen frontalangriff mit vol- lem recht als zynisch empfinden“, nickt dr. kremer-schillings. aber vor discountern stünden oft auch teure autos. reden, wie der schnabel gewachsen ist „bauer willi“ möchte einfach grundsätzlich erklären, wie landwirt- schaft heute funktioniert. zusammen mit dem allgäuer bio-bauern alois wohlfahrt, den er über dessen internet- seite kennen lernte und bei dem der server steht, betreibt er die internetsei- te www.bauerwilli.com. hinter den beiden steht keinerlei organisation, kein verband. „deshalb reden wir, wie uns der schnabel gewachsen ist.“ und gerade deshalb ist willi als diskussi- onspartner und vortragender so ge- fragt. die große resonanz überraschte ihn selbst. „aber wenn mir jemand zuhört, darf ich mich nicht drücken.“ so sagt er unverblümt seine meinung. „die kann man, muss man aber nicht teilen.“ im wohnzimmer seines gepfleg- ten, historischen vierseithofes mit wohnhaus von 1750 erzählt er beim kaffee: „als kind war ich schüchtern – das hat sich erst mit den ‚eiertagen‘ geändert, als ich beim ausliefern unse- rer hof-eier in der nachbarschaft lern- te, auf menschen zuzugehen.“ auch das schreiben und hineindenken in andere köpfe hat er im blut, initiierte eine firmen-mitarbeiterzeitung in der zuckerindustrie und schrieb selbst da- für. nur vor dem tv-auftritt bei gün- ther jauch hat er schlecht geschlafen. „aber ich scheue offene streitgesprä- che nicht, will authentisch sein und set- ze dabei auf die menschliche art.“ sei- ne augen hinter den runden brillengläsern bekommen lachfält- chen: „das gelingt nicht immer.“ als er seine bonner doktorarbeit zeigt, entdeckt er: die mündliche prü- fung war auf den tag genau vor 34 jah- ren. eigentlich wollte willi kremer- schillings kunst studieren, ein leben voller „eiertage“ konnte er sich nicht 5der oldtimer-traktor ist für „bauer willi“ hobby, die moderne landmaschine für den getreideanbau im hintergrund teilt er mit dem hofnachbarn. foto: ulrike eva klopp
45 forsch 1/2016 universitätbonn menschen 3aus willi kremer- schillings fotoalbum: vor etwa 35 jahren machte der doktorand auf dem dikopshof einen versuch mit zuckerrüben. foto: privat alle jahre wieder… gibt es die weihnachtsbaumaktion der landwirtschaft- lichen fakultät, genauer seit nun 35 jahren. seit kurzem ist sie, betreut von ehemaligen und studierenden, offizielles projekt der un-dekade biologische vielfalt. gegründet und viele jahre geleitet hat die aktion prof. dr. wolfgang schumacher: nadelbäume von naturschutzflächen in der eifel werden als weihnachtsbäume abgegeben, außerdem spenden für gemeinnützige zwecke gesammelt. nach seiner emeritierung 2010 übernahm eine gruppe von studierenden und ehemaligen die koordination, im vergangenen jahr entstand daraus der verein für naturschutz und landschaftsökologie e.v. (nala). beteiligt sind auch die biostation bonn/rhein erft, die botanischen gärten und die abteilung tierökologie der uni bonn. die bäume und zweige stammen von potenziell schutzwürdigen flächen aus der eifel. sie werden gefällt, um die biologische vielfalt, zum beispiel über die entwicklung naturnaher laubmischwälder, zu fördern. insgesamt wurden in den 35 jahren rund 20 hektar narzissen- und bärwurzwie- sen, magerrasen, bergwiesen, heiden, sümpfe und moore von nadelhölzern freigestellt und anschließend im rahmen des vertragsnaturschutzes gepflegt. diese biotope beherbergen seltene pflanzenarten und von ihnen abhängige insekten. prof. dr. karl-heinz erdmann vom bundesamt für naturschutz und thomas muchow, stiftung rheinische kulturlandschaft, sind mitglieder der fachjury für die un-dekade und übergaben die auszeichnung. info: www.undekade-biologischevielfalt.de foto: simon keelan für die biologische vielfalt weihnachtsbaumaktion ist projekt der un-dekade 5weihnachtsbaum – noch im wald. vorstellen. zum studium der landwirt- schaft kam er über umwege. „aber nach kurzer zeit war klar: das ist es, das kann und will ich.“ er arbeitete neben- her als studentische hilfskraft am insti- tut und fuhr am wochenende mit der „ente“ nach hause auf den hof. „mit acht semestern war ich ein schneller student und habe die schnellste, wenn auch nicht beste doktorarbeit verfasst.“ wenn willi von dieser zeit im speziel- len pflanzenbau erzählt, wird eins deut- lich: bindung erfolgt durch persönlich- keiten, und hier ist eine echte „fach- familie“ um prof. klaus-ulrich hey- land entstanden. seit dem ersten semes- ter wohnte willi mit zwei anderen stu- denten in einer wg – die drei sind noch heute befreundet. ihren professor haben seine absolventen noch zu hohen ge- burtstagen mit allen familien gefeiert. geborener landwirt mit externem hauptberuf heute ist der nachbar willis kom- pagnon, mit dem er alle maschinen teilt. „ganz allein gehören mir nur die motor- säge und der rasenmäher“, sagt er. denn er ist nebenerwerbslandwirt, ein vorteil für den überblick: die landwirtschaft kennt er von der pike auf und lebte im- mer auf dem hof, war aber viele jahre außerhalb berufstätig. an der uni bonn war er als wissenschaftliche mitarbeiter bindeglied zwischen institut und ver- suchsgut dikopshof, dann in der pflan- zenschutzindustrie tätig und 25 jahre an wechselnden standorten der firma für zuckerprodukte pfeifer und langen. wie willi von seinem vater wird sein sohn – bachelorabsolvent der uni bonn – von ihm den hof übernehmen. täglich drei bis vier stunden ist „bauer willi“ online. jetzt im vorruhe- stand geht das. er beantwortet fast alle einträge und fragen und erklärt zu- sammenhänge. zum beispiel wie viele arbeitsschritte zwischen feld und tel- ler liegen, warum die landwirte so produzieren wie sie produzieren. viele bürger wissen das nicht mehr und da will er „nachhelfen“. auch das „hartz 4 der landwirte“, die agrarsubventio- nen, sind thema. „wir haben es selbst in der hand, unser image zu verbessern“, appelliert dr. kremer-schillings an seine kolle- gen in der landwirtschaft. „gehen wir auf unsere mitbürger zu, halten wir mit dem trecker an, wenn ein spaziergän- ger kopfschüttelnd am feldrand steht. mit ihm zu sprechen sind verdammt gut investierte fünf minuten.“ bis jetzt hat „bauer willi“ seinen vollen namen in der öffentlichkeit nicht genannt – ab sofort ist das anders: er steht auf seinem gerade beim piper-verlag erschienenen buch „sauerei – bauer willi über billi- ges essen und unsere macht als ver- braucher“. „auch darin lasse ich kein vorurteil aus“, schmunzelt er. „was ich sagen will, ist schlicht: denkt einfach mal darüber nach, bevor ihr urteilt.“ ulrike eva klopp link zum blog: www.bauerwilli.com/
46 forsch 1/2016 universitätbonn menschen foto: ulrike eva klopp 5hilke und tim deinet sind zufrieden: der laden läuft! der kleine joas noch nicht – für ihn steht der leergut- bollerwagen bereit. die geographin hilke und der labortechniker tim deinet haben ein familienunternehmen aufgebaut, das lebensmittel in bio-qualität mit weitgehend verpackungsfreiem einkauf kombiniert. ihr name ist programm: „deinetwegen“. gute lebensmittel? deinetwegen! uni-paar ist auch vorreiter gegen verpackungsmüll bei „freikost deinet“ in der fuß- gängerzone bonn-duisdorf ist viel be- trieb. eine gruppe bestellt nach dem essen noch eine runde kaffee. hilke und tim deinet sind sichtlich gern im gespräch mit kunden – dabei haben sie aufmerksam im blick, ob andere rat und tat benötigen. zwischen gemüse und obst, molkereiprodukten, kaffee- bar und vielem mehr fällt vor allem die wand auf, an der volle 75 spender mit getreide, müsli, trockenfrüchten und nüssen hängen. kunden verwenden die angebotenen papiertüten oder füllen in eigene gefäße ab. überflüssige plastik- verpackungen gibt es hier nicht, wenn etwas verpackt ist, dann aus hygieni- schen gründen. „wir wollen müll ver- meiden, wo es nur geht. aber wir sind nicht dogmatisch“, sagen die deinets. in deutschland gibt es bisher we- nige verpackungsfreie bio-lebensmit- telläden. „der erste entstand in kiel, wir waren die zweiten. inzwischen ist die tendenz steigend“, berichtet hilke deinet. sie brachte die idee vom aus- landsstudium in australien mit. im selbstversuch testete sie, wie verpa- ckungsfrei sie einkaufen kann und fand: „da geht noch was!“ nach ihrem abschluss war hilke deinet wissenschaftliche mitarbeiterin am zentrum für fernerkundung in der landoberfläche. für ihre forschung zum klimawandel verbrachte sie sogar etliche wochen in der antarktis. trotz- dem fiel ihre entscheidung gegen eine promotion: „ich wollte praktisch ar- beiten, etwas verändern und ergebnis- se schneller sehen.“ so plante sie mit ihrem mann einen eigenen laden, be- suchte gründerseminare, schrieb busi- nesspläne. die geographin und der labor- techniker hatten sich an der uni ken- nen gelernt. tim deinet ist geblieben: er leitet das analytische labor. seit vier monaten ist nachwuchs joas im laden dabei. er ist gewohnt, dass mama und papa ständig auf den beinen sind, auch typische ladengeräusche kannte er schon vor seiner geburt, denn bis zum letzten tag war hilke deinet hier aktiv. ab neun uhr durchgehend geöffnet: das ist nur möglich, weil au- ßer drei angestellten auch tim deinets schwester und sein vater mitarbeiten. der kocht für das café freigeist im bio- laden, der früher eine schlachterei mit großer (wurst)küche war. bildungsarbeit: landwirtschaft zum anfassen „hier ist platz genug auch für gruppen“, sagt tim deinet. er hat plä- ne für aktivitäten in der bildungsar- beit: „wir wissen, woher unsere pro- dukte stammen und arbeiten eng mit den erzeugern aus der region zusam- men. auch unsere kunden und ihre kinder sollen mit ihnen in kontakt kommen.“ landwirtschaft zum anfas- sen: auf exkursionen sehen, wo die lebensmittel herkommen und dann in der laden-küche gemeinsam auspro- bieren, was man damit macht. analog zur solidarischen land- wirtschaft folgen die deinets dem konzept „solidarischer laden“: wer als mitglied einen beitrag zahlt, kauft günstiger ein. „höhere preise als im discounter haben wir sicher“, sagt hilke deinet. „aber bio-lebensmit- tel aus spendern sind günstiger als verpackte, obst und gemüse kosten das selbe wie auf dem bio-markt.“ das alles wissen die vielen stamm- kunden zu schätzen. das öffentliche interesse an den verpackungsmüll sparenden vorreitern ist groß. dass familie deinet bei der duisdorfer gewerbeschau aktiv ist, ist selbstverständliches „heimspiel“. aber in den zwei jahren seit eröffnung be- richteten unter anderem auch die zeit und der deutschlandfunk. parallel zum klimagipfel in paris gab es eine aus- stellung: sieben familien aus sieben ländern. mit ihrem bild signalisieren die damals hochschwangere hilke dei- net und ihr schwiegervater: „es ist höchste zeit, etwas zu tun!“ ulrike eva klopp
47 forsch 1/2016 universitätbonn menschen ausgezeichneter nachwuchs zwei bonnerinnen ins junge kolleg die aufnahme in das junge kol- leg der nordrhein-westfälischen aka- demie der wissenschaften und der künste gehört zu den bedeutendsten auszeichnungen für junge wissen- schaftler. unter zehn neuen sind dies- mal gleich zwei bonnerinnen: irina a. dumitrescu, juniorprofessorin für englische mediävistik, und die juristin dr. susanne lilian gössl, akademi- sche rätin am institut für deutsches, europäisches und internationales fa- milienrecht. mitglieder des jungen kollegs werden fachlich, finanziell und ideell unterstützt. bei ihreraufnahme dürfen sie nicht älter als 36 jahre sein und noch keine unbefristete hochschul- lehrerstelle innehaben. der bonner ju- rist prof. dr. wolfgang löwer gratu- lierte besonders erfreut: er trat als neuer präsident der akademie gerade sein amt an. landesprogramm für geschlechter- gerechte hochschulen um frauen auf ihrem weg zu ei- ner professur zu unterstützen, werden ab sofort im landesprogramm für ge- schlechtergerechte hochschulen nrw stellen für nachwuchskräfte für die dauer von drei jahren gefördert. dr. anna-christin konermann erhält in diesem rahmen als eine von 26 nachwuchswissenschaftlerinnen und künstlerinnen eine befristete w1-ju- niorprofessur in der poliklinik für kieferorthopädie mit einer projektfi- nanzierung von insgesamt rund 200.000 euro. gender studies prize gundula haage wurde für ihre bachelorarbeit in geographie mit dem gender studies prize ausgezeichnet. verliehen wird er von der gleichstel- lungsbeauftragten der universität bonn für herausragende arbeiten auf dem gebiet der geschlechterfor- schung. gundula haage erhielt ihn für ihre arbeit zum thema „der bonner straßenstrich im wandel. eine qualita- tive analyse“, insbesondere die diffe- renzierte darstellung und ihre souve- ränität in gendertheorien. betreuer war dr. jan erik steinkrüger. dmk-förderpreis friederike pfau erhielt den för- derpreis für nachwuchswissenschaft- ler 2015 des deutschen maiskomitees e.v. (dmk). sie verfasste ihre master- arbeit am institut für tierwissenschaf- ten bei prof. dr. karl-heinz südekum zum „einfluss von sorte und silier- dauer von mais-ganzpflanzen auf den ruminalen nährstoffabbau in vitro“. erkelenz-preis für physik dr. martin hoferichter und dr. jacobo ruiz de elvira, helmholtz-in- stitut für strahlen- und kernphysik, wurden für ihre herausragenden wis- senschaftlichen arbeiten mit dem dr. klaus erkelenz preis der gleichnami- gen stiftung ausgezeichnet. doktorva- ter bei dr. martin hoferichter war prof. dr. ulf-g. meißner. der mit 5.000 euro dotierte preis ging in diesem jahr erstmalig an zwei preisträger, da beide mit dem forschungsthema „roy-stei- ner equation analysis of pion-nucleon scattering” exzellente ergebnisse er- zielt haben. er wird jährlich an der universität bonn in zusammenarbeit mit dem forschungszentrum jülich verliehen. lisec-artz -preis die besten nachwuchskrebsfor- scher der medizinischen fakultät wur- den mit dem lisec-artz-preis ausge- zeichnet: dr. med. annkristin heine von der medizinischen klinik iii, ab- teilung für hämatologie und onkologie, erhält 5.000 euro. sie hat eine rna- basierte immuntherapie zur behand- lung von patienten mit tumorerkran- kungen entwickelt. dr. med. jennifer landsberg, klinik und poliklinik für dermatologie und allergologie und dr. med. hanno matthaei, klinik und poliklinik für allgemein-, viszeral-, thorax- und gefäßchirurgie, erhielten jeweils 2.500 euro. dekan prof. dr. med. nicolas wernert übergab die aus- zeichnungen. der lisec-artz-stiftungs- fonds finanziert den von der bonner universitätsstiftung verwalteten preis. www.stiftung.unibonn.de romanik-forschungspreis esther-luisa schuster erhielt den romanik-forschungspreis des europä- ischen romanik-zentrums zur nach- wuchsförderung, dotiert mit 2.000 euro. ausgezeichnet wurde sie für ihre dis- sertation „kunst und kanonisation. vi- suelle strategien der kulturvermittlung für ottonische bischöfe in köln und hildesheim im 12. jahrhundert“. mathematik-absolventen geehrt dr. anselm kucharczyk erhielt den hausdorff-gedächtnispreis, der je- des jahr mit 500 euro und einem buch dotiert für die beste dissertation in ma- thematik vergeben wird. als beste ba- chelor-absolventen im fachbereich ehrte die bonner mathematische ge- sellschaft aras ergus, daniel koenen, tobias lenz und fabian zaiser. sie er- hielten einen scheck über 250 euro und eine urkunde. michel-lucius-preis für geologie natascha kuhlmann erhielt den michel-lucius- preis für geologie. sie promoviert am steinmann-institut (umweltgeologie) und erhielt den nachwuchspreis für die herausragen- den ergebnisse ihrer forschungsarbeit zum massenaussterbeerreignis an der trias/jura grenze vor etwa 200 millio- nen jahren im nordöstlichen pariser becken, vergeben von der association géologique du luxembourg, dem mu- sée national de l’histoire naturelle lu- xembourg und dem institut géolo- gique michel lucius. informationen und kostenlos mitglied werden: www.alumni.uni-bonn.de das alumni-netzwerk verbindet weltweit derzeitige wie ehemalige angehörige der uni bonn – virtuell bis hin zu treffen in lokal- und fachgruppen.
48 forsch 1/2016 universitätbonn menschen meldungen evangelisch-theologische fakultät prof. dr. wolfram kinzig, abtei- lung für kirchengeschichte, wurde von der plenarversammlung des evange- lisch-theologischen fakultätentages für dieamtsperiode 2015-2017 zu des- sen vorsitzenden gewählt. prof. dr. michael wolter, evange- lisch-theologisches seminar, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. rechts- und staatswissenschaft- liche fakultät dr. felipe valencia caicedo, pro- motionsstudent pompeu fabra barce- lona, wurde mit wirkung vom 6. okto- ber 2015 für die dauer von drei jahren zum juniorprofessor w1 für wirt- schaftsgeschichte (makroökonomik) ernannt. prof. dr. dr. h. c. matthias herde- gen, öffentliches recht und völker- recht, erhielt die ehrendoktorwürde der rechte von der päpstlichen uni- versität javeriana in bogotá, deren ho- norarprofessor er bereits ist. prof. dr. isabel schnabel, univer- sität mainz, wurde zur universitäts- professorin w3 für finanzmarktöko- nomie ernannt. medizinische fakultät pd dr. med. jan p. boström, ober- arzt und leiter der stereotaktischen hochpräzisionsbestrahlung/neurochi- rurgische universitätsklinik, wurde zum apl. professor ernannt. prof. dr. christian e. elger, di- rektor der universitätsklinik für epi- leptologie, erhielt bei der jahrestagung der amerikanischen epilepsie-gesell- schaft (aes) den willam g. lennox award. der mit 10.000 us-dollar do- tierte preis geht damit erstmals seit mehr als 25 jahren wieder an einen deutschen epileptologen. prof. elger wurde für seine verdienste um den ausbau der uniklinik für epileptolo- gie zu einem führenden zentrum der epilepsiechirurgie und der erfor- schung des menschlichen gehirns aus- gezeichnet. dr. robert finger, senior research fellow an der university of mel- bourne, ist seit dem 1. november 2015 bis zum 31. oktober 2018 als univer- sitätsprofessor w2 für neuroretinal imaging und ophthalmologische epi- demiologie an der augenklinik tätig. prof. dr. ernst johannes haberl, charité berlin, ist seit dem 1. januar als universitätsprofessor w2 für pädi- atrische neurochirurgie tätig. prof. dr. thomas minor, allge- mein-, viszeral- und transplantations- chirurgie, ist an die universität duis- burg-essen gewechselt. prof. dr. thomas tüting, derma- tologie und allergologie, ist an die universität magdeburg gewechselt und dort direktor der universitätskli- nik für dermatologie und venerologie. apl. prof. dr. karl-heinz utz, akademischer direktor am zentrum für zahn-, mund- und kieferheilkun- de, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. prof. dr. joachim wölfle, leiter schwerpunkt pädiatrische endokrino- logie und diabetologie, wurde zum nächsten präsidenten der deutschen gesellschaft für kinderendokrinologie und diabetologie gewählt. seine amts- zeit beginnt im herbst 2016. philosophische fakultät prof. dr. martin aust wurde nach vertretung der professur zum univer- sitätsprofessor w3 für geschichte und kultur osteuropas ernannt (nachfolge prof. dr. dittmar dahlmann). prof. dr. wolfgang kubin, emeri- tus der sinologie, ist erneut in china ausgezeichnet worden: er erhielt einen internationalen literaturpreis. aus 4.000 einsendungen in chinesischer sprache von auslands-chinesen ging er mit seinem essay „die trauer in der freude“ als zweitplatzierter hervor und erhielt in tongxiang den preis in der kategorie „gold“. prof. dr. peter schwieger, sprach- und kulturwissenschaft zentralasiens, wird vom 1. april bis ende märz 2018 aufgrund eines opus magnum-stipen- diums der volkswagen stiftung beur- laubt. mathematisch-naturwissen- schaftliche fakultät prof. dr. richard dikau, geogra- phisches institut, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. prof. dr. norbert koch, institut für genetik, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. dr. jens lehmann, forschungs- gruppenleiter an der universität leip- zig, wurde mit wirkung vom 1. de- zember 2015 für die dauer von fünf jahren zum universitätsprofessor w3 für informatik/data- und software- engineering gemeinsam mit dem fraunhofer institut iais nach dem berliner modell ernannt. prof. dr. werner müller, mathe- matisches institut, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. prof. dr. harald schweim, phar- mazeutisches institut, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. landwirtschaftliche fakultät prof. dr. stefanie bröring, agri- business management/institut für le- bensmittel- und ressourcenökonomik, wird vom 25. februar bis 17. juni zur wahrnehmung von elternzeit beurlaubt. prof. dr. heinz-wilhelm dehne, institut für nutzpflanzenwissenschaf- ten und ressourcenschutz, trat mit ab- lauf des februar in den ruhestand. prof. dr. frank ewert, institut für nutzpflanzenwissenschaft und res- sourcenschutz, wird vom 1. märz bis zum 28. februar 2021 zur wahrneh- mung der tätigkeit als wissenschaftli- cher direktor am leibniz-zentrum für agrarlandforschung (zalf) beur- laubt. prof. dr. heiner goldbach, insti- tut für nutzpflanzenwissenschaften und ressourcenschutz, trat mit ablauf des februar nach verlängerung seiner dienstzeit in den ruhestand. dr. ribana roscher, wissenschaft- liche mitarbeiterin an der fu berlin, wurde mit wirkung vom 15. dezem- ber 2016 für die dauer von drei jahren zur juniorprofessorin w1 für ferner- kundung am institut für geodäsie und geoinformation ernannt. prof. dr. wolfgang schumacher, geobotanik und naturschutz, erhielt den „eifel-award“, mit dem beispiel- haftes engagement in der eifel-arden- nen-region ausgezeichnet wird. ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass die narzissenwiesen in der nordeifel vor dem untergang bewahrt wurden.
„ort des fortschritts“: der wissenschaftsladen bonn seit über 30 jahren engagiert sich der wissenschaftsladen bonn e.v. – kurz wila – als brücke zwischen wissenschaft und bürgern. inzwischen ist er der weltweit größte „science shop“ und wurde kürzlich von ministerin svenja schulze als „ort des fortschritts nrw“ ausgezeichnet. foto: wila bonn e.v. mit gegründet und aufgebaut haben den wila bonn auch angehörige und absolventen der universität. mit seinem 35-köpfigen team ist er inzwischen der größte von mehreren hundert „science shops“ welt- weit. „der austausch zwischen wissenschaft und zivilgesellschaft spielt bei der lösung gesellschaftlicher herausforderungen eine entscheidende rolle“, sagte ministerin svenja schulze. als „ort des fortschritts nrw“ gewürdigt werden projekte, die die lebenswelt spürbar verändern. alles über team, themen und service: www.wilabonn.de seminare, veranstaltungen und angebote des wissenschaftsladens bonn zur berufsorientierung, zum berufseinstieg und zur karriereplanung findet man auch unter www.careercenter.uni-bonn.de 49 forsch 1/2016 universitätbonn menschen zu gast über die alexander von humboldt-stiftung prof. dr. britaldo silveira soares filho, universidade federal de minas gerais/belo horizonte, brasilien, wird 2016 als georg-forster-preisträger am zentrum für entwicklungsforschung arbeiten. universitäts- und landesbibliothek bibliotheksdirektor dr. klaus wer- ner segreff, leitung dezernat 4/be- nutzung und fachreferent philosophie, trat mit ablauf des februar in den ruhestand. verstorben prof. dr. franz-wilhelm röllgen ist am 4. september im alter von 77 jahren verstorben. von 1974 bis zu sei- ner pensionierung 2003 war er in der physikalischen chemie in der massen- spektrometrie tätig. prof. dr. klaus achim boesler, geographisches institut, ist am 14. september 2015 wenige tage vor sei- nem 84. geburtstag verstorben. er ge- hörte der universität seit märz 1973 an, eine zeit als geschäftsführender direktor des instituts. prof. dr. dr. herbert fiedler, juris- tische informatik, allgemeine rechts- lehre und strafrecht, ist am 15. okto- ber im alter von 86 jahren verstorben. seit 1970 leitete er die neu gegründete forschungsstelle für juristische infor- matik undautomation, daneben war er bis zur emeritierung 1994 leiter ver- schiedener fachlich einschlägiger or- ganisationseinheiten der gmd. prof. dr. stefan hildebrandt ist am 16. oktober 2015 im alter von 79 jahren verstorben. von 1970 bis 2001 war er inhaber des lehrstuhls für ana- lysis am mathematischen institut und hat hier die zusammenarbeit zwischen reiner und angewandter mathematik wesentlich mitgestaltet. prof. dr. frank-lothar hossfeld ist am 2. november 2015 im alter von 73 jahren verstorben. er zählte zu den herausragenden bibelwissenschaftlern im deutschsprachigen raum. bis zu seiner emeritierung 2009 war er pro- fessor für altes testament, zeitweise auch geschäftsführender direktor, de- kan und prodekan der katholisch- theologischen fakultät. prof. dr. johannes stets, stein- agogischen hochschule rheinland er- hielt er 1973 den ruf an die universi- tät. als gründungsbeauftragter an der universität greifswald leitete er den aufbau der institute für pädagogik und philosophie und erhielt für sein wirken beim aufbau des bildungswesens der neuen bundesländer das bundesver- dienstkreuz. prof. dr. med. paul gerhard kirchhoff ist am 25. januar im alter von 82 jahren verstorben. er war von 1977 bis 1998 lehrstuhlinhaber für herz- und gefäßchirurgie und richtete eines von sechs herzzentren in nrw ein. 1984 erhielt er für hervorragende leistungen das bundesverdienstkreuz am bande. dr. josef linscheid, akademischer direktor am institut für lebensmittel- und ressourcenökonomik, ist im alter von 86 jahren verstorben. er gehörte der universität seit märz 1959 an. mann-institut, verstarb am 3. novem- ber 2015 völlig unerwartet kurz vor vollendung seines 83. lebensjahres. als akademischer oberrat und studi- endirektor im hochschuldienst hat er von 1968 bis 1997 forschung und lehre am damaligen geologischen in- stitut maßgeblich mitgeprägt. prof. dr. hermann seeger ist am 9. dezember 2015 im alter von 82 jahren verstorben. als dekan 1983- 1985 initiierte er die wissenschaftliche beschäftigung mit der ökologischen landwirtschaft, zum anderen kam es zur einrichtung des studiengangs lebens- mitteltechnologie. seid 1987 präsident des heutigen bundesamtes für karto- graphie, blieb er der universität ver- bunden. prof. dr. dr. dr.h.c. philipp eg- gers, erziehungswissenschaften, ist am 22. januar im alter von 86 jahren verstorben. nach tätigkeit an der päd- 5wissenschaftsministerin svenja schulze (v.l.) und die geschäftsführerinnen des wila, dr. anke valentin und brigitte peter, enthüllen das schild „ort des fortschritts“.
installieren, warten, restaurieren ulrich meiners bringt den strom in die steckdose 50 forsch 1/2016 universitätbonn menschen vorgestellt prof. dr. andreas krebs alt-katholisches seminar prof. dr. andreas krebs (jg. 1976) wurde zum w2-professor für alt- katholische und ökumenische theo- logie ernannt. er studierte theologie, prof. dr. stephan stomporowski bonner zentrum für lehrerbildung (bzl) prof. dr. stephan stomporowski (jg. 1967) wurde zum w2-professor für erziehungswissenschaften – schwer- punkt berufspädagogik – ernannt. nach seiner berufsausbildung zum koch und dem lehramtsstudium ar- beitete er viele jahre als klassenleh- rer und jugendbetreuer. promoviert wurde er mit einer systemanalyse prof. dr. oliver gruß math.-naturwissen- schaftliche fakultät prof. dr. oliver gruß (jg. 1967) wurde zum w2-professor für genetik ernannt. er studierte bio- chemie an der universität regensburg und promovierte 1998 im fach zell- biologie an der ruprecht-karls-uni- versität heidelberg. als postdoc am european molecular biology labora- tory und ab 2003 als unabhängiger gruppenleiter am zentrum für mole- kulare biologie der universität hei- delberg etablierte er sich als experte im fachgebiet zellteilung und wurde 2010 zum professor auf zeit ernannt. prof. gruß erforscht insbesondere die molekularen mechanismen der chro- mosomentrennung während der zell- teilung. foto: privat foto: ulrike eva klopp foto: privat philosophie, germa- nistik, bildungswis- senschaften und ma- thematik. er wurde mit einer studie über ludwig witt- genstein an der uni- versität trier zum dr. phil. promoviert und habilitierte sich an der universität bern über die gottesfrage im säkularen zeitalter. der schwerpunkt seiner arbeit liegt in der systematisch-theologischen reflexion des alt-katholischen und ökumenischen anliegens. prof. dr. julia verne math.-naturwissen- schaftliche fakultät prof. dr. julia ver- ne (jg. 1981) wurde zur w2-professorin für entwicklungsgeographie ernannt. nach studienschwerpunkten in ent- wicklungs- und kulturgeographie (bayreuth, london), promovierte sie 2010 mit einer ethnographischen ar- beit zu mobilität und handel im swahili-kontext und arbeitete seit- dem an der university of california los angeles sowie der goethe uni- versität frankfurt zur wissenschafts- geschichte des indischen ozeans und der rolle von informations- und kommunikationstechnologien für entwicklung. foto: sava stomporowski zur bildung benachteiligter an der universität hamburg. als professo- renvertreter forschte er an der uni- versität hamburg und an der leu- phana universität lüneburg unter anderem zur nachhaltigkeitsbildung, ernährungsdidaktik sowie zur bil- dung benachteiligter jugendlicher. ohne ihn blieben die lichter in der uni aus. ulrich meiners, leiter der elektrowerkstatt, sorgt gemeinsam mit seinen drei mitarbeitern dafür, dass das hauptgebäude der universität mit strom versorgt ist. seit neun jahren ist elektromeister meiners verantwortlich für die betriebssicherheit der elektroanlagen. dazu gehört das warten der notstromversorgung, das bereitstellen von strom auf veranstaltungen und das restaurieren von historischen lampen. die restaurierungsarbeiten machen zwar nur einen kleinen teil der arbeit aus, sind aber wichtig – denn meiners möchte „den besonderen flair, den die lampen den gebäuden geben, erhalten.“ mehr darüber im videopodcast von julian feldmann: foto: julian feldmann
aus technik und verwaltung 51 forsch 1/2016 universitätbonn menschen impressum herausgegeben im auftrag des rektorats der rheinischen friedrich-wilhelms- universität bonn vom dezernat hochschulkommunikation leiter: dr. andreas archut (verantwortlich) poppelsdorfer allee 49, 53115 bonn telefon 0228/73-7647 fax 0228/73-7451 e-mail forsch@uni-bonn.de redaktion ulrike eva klopp unter mitarbeit von: dr. andreas archut, johannes seiler layout wolfgang bialek titel ulrike eva klopp forsch online und archiv www.forsch.uni-bonn.de umsetzung: triantafillia keranidou druck & anzeigenverwaltung köllen druck+verlag ernst-robert-curtius-str. 14 53117 bonn-buschdorf tel.: 0228/98982-0 fax: 0228/98982-22 e-mail: druckverlag@koellen.de auflage: 15.000 für mitglieder der universitätsgesell- schaft bonn – freunde, förderer, alumni e.v. ist der bezug im mitglieds- beitrag enthalten. forsch/bonner universitäts-nachrichten 25. dienstjubiläum elisabeth schmitt, argelander-institut/ sternwarte, am 2. november 2015 andreas beutgen, hochschulrechen- zentrum, am 15. november 2015 paula piepers, hochschulsport, am 17. november 2015 klaus hedemann, institut für ernährungswissenschaft/zellbiologie, am 30. november 2015 juliane hopperditzel, verwaltung/ abt. 4.1, am 3. dezember 2015 jürgen vorzepf, physikalisches institut, am 3. dezember 2015 angelika ewertz, geographisches institut, am 17. dezember 2015 matina hohensee, dekanat landwirt- schaftliche fakultät, am 1. januar adelheid schuch, humanernährung, am 1. januar thierry beneteau, geschichtswissen- schaft, am 2. januar sami mahmoud, städtebau/ bodenordnung, am 2. januar karin prochnicki, anorganische chemie, am 2. januar peter lachart, informatik iii, am 14. januar martina warnken, hochschulrechen- zentrum, am 14. januar elke bonk, universitätsarchiv, am 22. januar renate koppe, personalrat der universität, am 25. januar rolf-rüdiger merfert, physikalisches institut, am 29. januar anna martens, kekulé-institut, am 30. januar bianca peters, tierzucht und haltung, am 1. februar norbert rick, physikalisches institut, am 11. februar 40. dienstjubiläum ingrid nüssle, inres, am 30. november 2015 horst laubach, fmw-zoologie, am 2. januar thomas niemz, botanische gärten, am 30. januar siegfried hinderlich, helmholtz- institut, am 1. februar abschied in den ruhestand therese pörzgen, philosophische fakultät, am 31. oktober 2015 cornelia dittrich, staatswissenschaft- liches seminar, am 30. november 2015 maria magdalena kühne, ökophysio- logie, am 30. november 2015 hans-josef bertram, verwaltung/ universitätskasse, am 31. dezember 2015 elisabeth gebhardt, nees-institut, am 31. dezember 2015 corinne gier, universitäts- und landesbibliothek, am 31. dezember 2015 juliane hopperditzel, verwaltung/ abt. 4.1, am 31. dezember 2015 barbara jendrny, verwaltung/abt. 4.1, am 31. dezember 2015 barbara knopp, anorganische chemie, am 31. dezember 2015 helga koknat, tierernährung, am 31. dezember 2015 regine lehmacher, philosophie, am 31. dezember 2015 claus schmidt, anorganische chemie, am 31. dezember 2015 margret schubert, verwaltung/abt. 5.1, am 31. dezember 2015 verstorben hans noichl ist am 30. dezember 2015 mit 53 jahren verstorben. er war von frühjahr 1983 bis herbst 2013 in der verwaltung beschäftigt. viele kennen ihn aus derabt. 4.3, zuständig für die kontrolle und wartung von feuer- löschern. zuletzt war er in derabt. 4.6 / liegenschaftsbetreuung für grundriss- pläne und das webportal cafm tätig. dorothee sommershof ist am 1. januar völlig unerwartet mit 59 jahren ver- storben. sie gehörte seit september 1975 dem institut für anorganische chemie an, zunächst als chemielabo- rantin, seit 1985 im sekretariat zuletzt bei prof. dr. alexander c. filippou. thierry benétéau, bibliotheksaufsicht im institut für geschichtswissen- schaft, ist im alter von 62 jahren verstorben. er war seit anfang 1991 bei der universität bonn beschäftigt.
52 forsch 1/2016 universitätbonn menschen last but not least mario lampe arbeitet besonders mit kanzler dr. reinhardt lutz zusammen: der 52-jährige fährt ihn seit etwa 18 jahren zu vielen terminen. wie viele kilometer sie zusammen zurückgelegt haben, lässt sich kaum noch nachvollziehen. aber rechnerisch etliche male rund um den erdball war es auf jeden fall. fazit: keine schramme, keine panne, kein unfall, knöllchen an einer hand abzuzählen. man bekommt viel voneinander mit – und ist manchmal trotzdem überrascht. 6möglichst sicher unterwegs und pünktlich am ziel: mario lampe fährt den kanzler der uni zu terminen. foto: ulrike eva klopp herr lampe, vorher fuhren sie stu- dierende auf exkursionen. wie war der umstieg? der kanzler kannte sich an ande- ren unis und zielen aus – ich nicht. da hatte ich schon mal das gefühl, er will mich testen und stellte nur fest: „hier sind wir falsch.“ ich habe mich dann durchgefragt und wir sind pünktlich angekommen. später sagte er: „hut ab, dass sie da die ruhe behalten ha- ben.“ dabei war ich innerlich gewal- tig am flattern (lacht). das navi – dein freund und helfer? meistens. in frankfurt an der oder landeten wir mal an einem halb verfallenen haus – das hotel sah deut- lich besser aus, war aber woanders. ist das auto zweiter dienstsitz? ja. zur arbeit kommt der kanz- ler oft zu fuß, aber wenn wir dann unterwegs sind, arbeitet er immer, liest und schreibt von hand. dann versuche ich so zu fahren, dass ich möglichst wenig bremsen muss. im lauf der jahre kennt man gewohn- heiten und stimmungen. natürlich bekomme ich auch inhaltlich viel mit, verschwiegenheit setzt dr. lutz ein- fach voraus. was mag der kanzler überhaupt nicht? wenn ich plötzlich bremsen muss und die akten fliegen durchs auto. stau – dann wünschen wir uns beide ein blaulicht. ich checke immer die aktuelle verkehrslage und sage an, wenn wir früher losmüssten, aber manchmal landet man eben doch drin. er ist ungeduldig, rausfahren oder nicht ist dann schon mal thema. ich kenne schleichwege, aber weg von der autobahn ist nicht immer die beste option. einmal musste ich hal- ten und er fragte „sind wir da?“ wir wollten nach essen und waren erst in leverkusen, für den termin war es zu spät. wenn er sauer ist, sagt dr. lutz gar nichts – ich lieber auch nicht. ir- gendwann geht die unterhaltung dann ganz normal weiter. woran merken sie, ob er zufrieden ist? dass er mit mir zufrieden ist und auf mich achtet, merke ich eher an ta- ten als an worten: wenn bei einem langen termin die fahrer nichts zu essen bekommen, sorgt er dafür. als ich heftig „rücken“ hatte, hat er ei- nen arzttermin für mich vereinbart. dass er mir vertraut, merke ich auch daran, dass er mich einfach fahren lässt, und wenn es sehr spät wird, macht er auch mal die augen zu. aber er ist aufmerksam: wenn ich verlang- same, fragt er: „haben sie einen blit- zer entdeckt?“ hören sie beim fahren musik? ja – meine. am liebsten der 70er und 80er, die selten im radio gespielt wird. da hat dr. lutz nie gesagt „machen sie das aus“. als ich abends mal „richtigen“ rock gehört habe, sollte ich sogar lauter machen. machen sie außer unterwegs sein noch etwas gemeinsam? wir unterhalten uns oft über unser lieblingsurlaubsland italien, dass dr. lutz und seine frau dort auch zelten, hat mich erstaunt. in frankreich ken- nen wir einen platz, auf dem wir beide schon waren. als er in der forsch über faszientraining im hochschulsport gelesen hatte, haben wir zusammen eine probestunde genommen, danach wurden eigene kurse für mitarbeiter eingeführt. und wir gehen einmal im jahr zusammen essen. das ist immer ganz entspannt und wir erinnern uns an besondere erlebnisse. zum bei- spiel, als dr. lutz in köln prima wet- ter und sonne hatte – ich war wenige kilometer entfernt bei schneetreiben und eisglätte zu ihm unterwegs und kam natürlich zu spät. was ist ihr traumauto – und was fah- ren sie privat? dienstlich: hauptsache sicher. traum: porsche. privat fahre ich ei- nen vw-bus, oft mit den familienrä- dern hinten drin. dann weiter gute fahrt! ulrike eva klopp
konzeption/design: gute botschafter gmbh, www.gute-botschafter.de 25 forsch 1/2015 universitätbonn forschen hol dir die neue uni-bonn-app! erhältlich für ios und android steckonsuni indetäsch* [ ʃtɛk ɔns unɪ ɪn də tɛʃ ] *stecke unsere universität in die tasche universität bonn ∙ dezernat für hochschulkommunikation http://bit.ly/unibonnapp foto: „stocard in hosentasche“ von stocard (cc by 2.0) unbenannt-1 1 03.06.15 12:15 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 3 17.02.16 12:31 unbenannt-1103.06.1512:15 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 317.02.1612:31
stylisch aus tradition – die zeitlosen designs der universität bonn. den besonderen bonner uni-flair gibt es auch zum anziehen: online unter unishop-bonn.de oder am infopunkt/faz-café im hauptgebäude. ob t-shirts, kapuzen-sweatshirts, tassen, brotdosen oder schreibsets – bei so vielen schönen und nützlichen artikeln macht flagge zeigen einfach spaß. unishop-bonn.de merchandise_anz_2015_final.indd 1 15.06.15 10:47 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 4 17.02.16 12:31 merchandise_anz_2015_final.indd 115.06.1510:47 3027225_uni_forsch 01_16_us.indd 417.02.1612:31